Bereits im Oktober weihnachtet es beim Theater in der Galerie. Foto: Städtische Galerie

Nach 20 Jahren ist Schluss mit der Verbindung von Kunst und Theater. Zum Abschied gibt es noch ein Sybille-Berg-Stück.

Sindelfingen - Wenn Otto Pannewitz Ende November nach fast 30 Jahren als Leiter der Sindelfinger Galerie ausscheidet, geht damit nicht nur eine Ära im Kunstbetrieb der Stadt zu Ende. Dann enden auch 20 Jahre Galerietheater.

1996 gab es mit dem Botho-Strauß-Stück „Trilogie des Wiedersehens“ die erste Aufführung. Die Idee dazu stammte ursprünglich von Jochen Schönleber, der Anfang der 90er Jahre der Leiter des Sindelfinger Theaterkellers gewesen war. Sabine Duffner, die Chefin des Sindelfinger Theaterensembles, eine von mehreren Gruppen, die den Keller bespielen, ergriff dann die Initiative.

Die Idee dahinter, sagt Pannewitz, „war nicht unbedingt, Theater an einem ungewöhnlichen Ort zu machen, denn das gab es auch anderswo“. Vielmehr habe „die Verbindung von Kunst und Theater“ im Mittelpunkt gestanden. Das ehrgeizige Ziel der Protagonisten Pannewitz und Ulrich von der Mülbe, der bei allen bisher zwölf Aufführungen Regie führte und auch beim Abschlussstück das Zepter in der Hand hält, war, ein Theaterstück passend zur aktuellen Ausstellung zu finden. So brachte Pannewitz 1997 aus Südamerika das Stück „La Revolucion“ von Isaac Chrocron mit. Darin ging es auch um ein Bild von Luisa Richter, deren Werke in der Galerie zu sehen waren.

Theater und Kunstwerke von Doppelbegabten

Vor acht Jahren dann wurde das Konzept leicht modifiziert. Nun suchten Pannewitz und von der Mülbe Stücke von Doppelbegabten aus – also Künstlern, die auch Theaterstücke schrieben, oder Autoren, die auch als Künstler bekannt waren. Nicht immer sei es gelungen, zu jedem Stück auch eine umfassende Werkschau zu präsentieren, sagt Pannewitz. „Günter Grass wäre einfach zu teuer gewesen. Aber immerhin hatten wir einige kleinere Werke von ihm.“

Anspruchsvoll waren die Stücke, keine leichte Kost. „Wir wollten etwas Besonderes, nichts, was überall rauf und runter genudelt wird“, sagt Pannewitz. Trotzdem seien die jeweils zehn Vorstellungen stets gut besucht gewesen, sagt der Galeriechef. An diesem Anspruch halten die beiden Produzenten auch beim Abschiedsstück fest und weichen erstmals von ihrer Konzeption ab.

Mit Kunst oder der laufenden Ausstellung hat dieses nichts zu tun. Die bekannte Kolumnistin Sybille Berg liefert mit ihrem Weihnachtsstück „Lasst euch überraschen“ die Vorlage dazu. „Ulrich von der Mülbe und ich lieben beide den Sprachwitz und die Ironie von Sybille Berg“, begründet der Galeriechef die Auswahl.

Auch er selbst hat übrigens einmal als Schauspieler mitgewirkt, und zwar bei der Premiere der Theaterreihe. „Damals gab es die Idee, nicht nur Schauspieler, sondern auch bekannte Leute aus der Stadt einzubinden.“ Doch Theaterspielen sei nicht sein Metier, das habe er dabei erkannt.

Nicht nur für Pannewitz, auch für den Theatermann von der Mülbe soll es die letzte Inszenierung sein. Jahrzehntelang hat er die Sindelfinger Theaterszene geprägt – mit seinen theaterpädagogischen Projekten am Goldberg-Gymnasium und mit interkulturellem Amateurtheater. Nun will sich der 73-Jährige aus gesundheitlichen Gründen zurückziehen.