Adham Z. arbeitet in der Montage der S-Klasse. Foto: factum/Granville

42 Flüchtlinge absolvieren zurzeit ein Praktikum im Mercedes-Benz- Werk . Es soll ihnen die Türe zum deutschen Arbeitsmarkt öffnen.

Sindelfingen - Adham Z. ist mächtig stolz. Täglich stattet er hunderte S-Klasse-Limousinen im Sindelfinger Mercedes-Benz-Werk mit dem obligatorischen Daimler-Stern aus. „Das ist die beste Arbeit hier in der Halle “, sagt der 26-Jährige zufrieden. Seit zehn Wochen absolviert der junge Syrer ein sogenanntes Brückenpraktikum im weltweit größten Werk des Autobauers. „Ich habe schon an allen Bändern in der Montage der S-Klasse gestanden“, berichtet Adham Z. Den Motorraum der Wagen hat er ausgestattet und Kofferraumeinbauten gemacht. Nun zum Abschluss seines 14-wöchigen Praktikums darf er, sozusagen als Krönung, die edlen Karossen mit ihrem Statussymbol versehen.

Adham Z. ist der ideale Kandidat für ein solches Praktikum. Von klein auf hatte der junge Mann ein Faible für Autos, besonders für deutsche Modelle. Im Autohaus seiner Familie mit angeschlossener Kfz-Werkstatt arbeitete er schon als Kind neben der Schule und später neben seinem Jurastudium mit. „Wir hatten viele deutsche Autos: VW, Mercedes, Audi, BMW“, erzählt er in flüssigem Deutsch. Der Krieg zwang die Familie, das Autohaus aufzugeben und ihre Heimatstadt Homs zu verlassen. Und sie landeten in Sindelfingen. Adham Z. hatte Glück. Mit Eltern und Geschwistern gemeinsam gelang vor anderthalb Jahren die Flucht. Er ist der erste der Familie, der die Chance für ein qualifiertes Praktikum erhalten hat.

Adham Z. ist einer von 42 Flüchtlingen, 40 Männer und zwei Frauen, von 19 bis 55 Jahren, die seit Anfang Juni im Sindelfinger Werk schnuppen dürfen. Die meisten sind in der Produktion eingesetzt, zwei auch im Einkauf. So auch Hassan A.. Auch er ist Syrer, stammt aus Damaskus. Und auch er bringt einschlägige Berufserfahrung mit, hat in seiner Heimat vor dem Krieg als Logistiker für eine Autofirma gearbeitet. Auch er spricht bereits recht gut Deutsch, lebt seit zweieinhalb Jahren in Deutschland und mit seiner Ehefrau und den drei Töchtern in Ostfildern.

Leute mit Bleibeperspektive sind gefragt

Vermittelt wurden die Praktikanten dem Mercedes-Benz-Werk von der Arbeitsagentur. „Wichtig war uns vor allem, dass die Leute eine gute Bleibeperspektive haben“, sagt Lisa Stroppel, die Projektleiterin bei Daimler. Und die hat Hassan A., sein Asylverfahren ist abgeschlossen, und er hat eine Aufenthaltserlaubnis. Die Voraussetzungen der Teilnehmer seien sehr unterschiedlich. „Manche sprechen gut Deutsch, andere nur wenig.“ Viele verfügten über einschlägige Berufserfahrungen oder ein abgeschlossenes Studium, andere aber, vor allem die jüngeren, hätten kaum berufliche Kenntnisse. „Ziel dieses Brückenpraktikums ist, möglichst alle im Anschluss daran, in ein Arbeits- oder Ausbildungsverhältnis zu vermitteln“, sagt Oliver Wihofszki von der Kommunikationsabteilung.

Adham Z. hat große Ziele. Er strebt eine Ausbildung zum Kfz-Mechatroniker im Sindelfinger Werk an. „Ich habe mich beworben“, berichtet er. Ob er Chancen hat? Der junge Mann zuckt mit den Schultern. „Ich hoffe sehr.“ „Wir haben in der kommenden Woche unseren Auswahltag“, sagt die Projektleiterin Stroppel. Eigentlich seien für dieses Jahr alle Ausbildungsplätze vergeben. „Doch wir schauen uns die Brückenpraktikanten an, und wenn da sehr vielversprechende dabei sind, dürfen diese noch im September anfangen.“

Auch Hasan A. hat sich bei Daimler beworben, weiß noch nicht, ob er eine Chance erhält. In jedem Fall kann er sich am letzten Praktikumstag, am 8. Juli, potenziellen Arbeitgebern vorstellen. „Wir organisieren bei uns eine kleine Jobmesse mit Zeitarbeitsfirmen und Handwerksbetrieben“, sagt Maxime Hetzel, Teamleiter in der S-kalsse-Montage. Im Untertürkheimer Werk, wo bereits vor zwei Monaten die ersten Brückenpraktikanten abgeschlossen haben, habe man fast alle unterbringen können, sagt Oliver Wihofszki. „Zwei Männer beginnen bei uns eine Ausbildung, die anderen hatten fast alle Jobangebote.“

Dieses erfolgreiche Modell soll weitergeführt werden. Lisa Stroppel bereitet bereits das nächste Praktikum für eine neue Gruppe im Sindelfinger Werk vor.