Madeleine Frey setzt neue Akzente in der städtischen Galerie. Foto: factum/Granville

Die neue Chefin des städtischen Kunsthauses will mit einem überarbeiteten Raumkonzept und niedrigschwelligen After-Work-Events neues Publikum anlocken.

Sindelfingen - Am Donnerstag ist der Galerieleiter Otto Pannewitz mit einem rauschenden Fest verabschiedet worden. Und einen Tag danach stellte seine Nachfolgerin Madeleine Frey ihr erstes Ausstellungsprogramm vor. Mit einem neuen Raumkonzept und einer neuen Veranstaltungsreihe setzt die 32-Jährige ganz bewusst eigene Akzente.

Ausschlaggebend für ihre Bewerbung in Sindelfingen sei das Gebäude der Galerie gewesen, sagt Madeleine Frey. „Diese ganz besondere Architektur mit einem klassizistischen Gebäude und dem Oktogon geben Raum für besondere Ausstellungsformate.“ Auch die Lage der Galerie „im Brennpunkt der Stadt“ entspreche ganz ihren Vorstellungen. Im kommenden Jahr möchte die junge Chefin „die Sindelfinger in die Galerie einladen“. Wenn dann voraussichtlich im Jahr 2018 das Haus wegen der geplanten Generalsanierung geschlossen wird, „möchte ich mit der Kunst zu den Sindelfingern gehen“. Geplant sind dann Ausstellungen an besonderen Orten der Stadt.

Erste Ausstellung im März

Ihre erste Ausstellung eröffnet Madeleine Frey am 19. März. Dafür konnte sie den deutsch-ecuadorianischen Künstler Benjamin Appel gewinnen. Dieser entwickelt speziell für die Schau in Sindelfingen ein Ausstellungskonzept, das die gesamte Galerie umfasst. Neben Gemälden werden auch Skulpturen zu sehen sein. Exklusiv für die Galerie fertigt Appel eine Betonskulptur an, die im Gebäude verbaut wird und mehrere Räume verbinden soll – quasi ein Kunstwerk auf Zeit, das nach der Finissage wieder abgebaut wird. Die Schaffung des Kunstwerks soll gefilmt werden. Das Video läuft dann während der Schau im Oktogon.

Das Konzept einer Ausstellung in der gesamten Galerie einschließlich des Oktogons ist einer der Akzente, die Frey setzt. Ausgenommen davon sollen die beiden Ausstellungsräume im Erdgeschoss sein. Diese sind künftig für Sonderausstellungen reserviert.

Ein Schaufenster für die junge Kunst

Im linken Raum vom Eingang aus gesehen sollen in einem „Kabinett Lütze“ wechselnde Werke aus der Lütze-Sammlung der Stadt gezeigt werden. „Dabei denke ich auch an Neuwerbungen, die ja immer wieder getätigt werden“, sagt Frey. Die Sammlung des Stuttgarters Diethelm Lütze bildete den Grundstock bei der Gründung der Sindelfinger Galerie. Den rechten Ausstellungsraum möchte Frey als „Schaufenster für junge Kunst“ nutzen. Dies versteht sie auch als eine Art Kunstförderung, und sie denkt dabei an ganz junge Künstler mit Bezug zur Region, die am Beginn ihres Schaffens stehen. Das Schaufenster nimmt die Galerieleiterin dabei wörtlich. „Es soll möglich sein, von außen einen Blick in diesen Raum zu werfen. Das soll die Menschen einladen, in die Galerie zu kommen.“

Langer Donnerstag und Kunst zur Marktzeit

Mehr und jüngeres Publikum möchte Frey auch mit ein, zwei neuen Veranstaltungsformaten erreichen. „Ich möchte weg von den Wochenendveranstaltungen, schon weil wir dazu eigentlich nicht die personelle Kapazität haben.“ Stattdessen soll es in unregelmäßigen Abständen After-Work-Events am „Langen Donnerstag“ geben mit Musik, Lesungen und Performances. „Das ist ein niedrigschwelliges Angebot. Ich möchte, dass die Galerie auch zum Treffpunkt wird.“ Zudem plant sie „Kunst zur Marktzeit“ am Samstagvormittag. Parallel zum Wochenmarkt vor der Haustür der Galerie soll es Führungen durch die jeweils aktuellen Schauen geben. Außerdem setzt Frey auf ein neues Kommunikationskonzept. Dazu soll die Homepage der Galerie überarbeitet und mit einem Serviceteil ergänzt werden. Ein Newsletter sowie neue Flyer sind geplant.

Drei weitere Ausstellungen plant Madeleine Frey für das kommende Jahr: zwei Einzelausstellungen der Französin Capucine Vanderbrouck und der Chilenin Ana Navas sowie eine Gruppenausstellung zum Thema Aktion und Malerei. Auch die große Sommerschau mit Kinderkunst des Vereins kids@kita wird wieder ihren Platz in der Galerie finden.