Das AWO-Waldheim verfällt seit einigen Jahren. Foto: factum/Granville

Die Antidiskriminierungsinitiative Save Society ist am AWO-Waldheim interessiert. Sie plant eine Anlauf- und Beratungsstelle. Allerdings ist das Gebäude marode.

Sindelfingen - Wo bis zum Jahr 2012 Kinder- und Jugendfreizeiten stattfanden, herrscht nun Totenstille. Das Waldheim der Arbeiterwohlfahrt (AWO) verfällt zusehends. Die Stadt Sindelfingen hat bisher vergebens nach einem neuen Nutzer Ausschau gehalten. Nun zeigt tatsächlich jemand ein gesteigertes Interesse. Save Society, die Antidiskrimierungsinitiative aus Stuttgart, hat mit dem Rechtsanwalt Joachim Klenk der die AWO vertritt, das Gelände und die Gebäude bereits mehrmals besichtigt. „Die Initiative könnte sich vorstellen, dort eine Anlauf- und Beratungsstelle einzurichten.“ Jedoch seien die Gebäude sehr sanierunsbedürftig. „Eigentlich kann man sie nur abreißen“, sagt Klenk. Björn Schimmel von Save Society hat inzwischen Architekten beauftragt, den baulichen Zustand zu untersuchen. „Wir wollen die Häuser sanieren“, sagt er.

Bisher hilft Save Society ihrer Klientel hauptsächlich am Telefon, per Internet oder vor Ort und besucht die Opfer von psychischer und physischer Gewalt zu Hause. „Wir kümmern uns um Menschen, die auf Grund einer Behinderung, schlechter Bildung, ihres Alters, ihrer Religion oder ethnischer Herkunft benachteiligt sind. Und auch um Opfer von tätlichen Übergriffen“, erklärt Schimmel. Bisher verfügt der Verein nur über ein kleines Büro. Das soll bald anders werden. „Die Opfer brauchen einen Rückzugsort, eine eigene Privatsphäre“, fügt Schimmel hinzu. Die Anfragen an die Antidiskriminierungsinitiative, die Mitte des Jahres 2014 gegründet wurde, seien zuletzt enorm gestiegen, berichtet der Vertreter von Save Society.

Einstige Gaststätte für Wanderer

Laut dem Sindelfinger Sozialamtsleiter Hans-Georg Burr haben sich schon mehrere Interessenten für das in den 1960er Jahren erbaute Waldheim mit einem Haupt- und drei Nebengebäuden gemeldet. Doch noch hat niemand zugegriffen. Das Grundstück gehört der Stadt und ist über das Erbbaurecht bis zum Jahr 2065 an die AWO verpachtet. Vor vier Jahren verpachtete die AWO die Gebäude an Nutzer, die die dortige Gaststätte für Wanderer im Sindelfinger Wald übernahmen. „Der letzte Pächter monierte, dass die AWO nichts in die Sanierung investierte“, sagt Joachim Klenk. Ihm sei anfangs aber die Pacht erlassen worden, um selbst für Renovierungen zu sorgen. Doch er habe nichts unternommen. Danach prozessierte der AWO-Ortsverein gegen ihn, um den Pachtvertrag aufzulösen – erfolgreich. Dem Vernehmen nach hatte der Pächter zuvor auf dem Gelände wilde Partys veranstaltet und wollte dort auch das Rotlichtmilieu etablieren. Im Februar diesen Jahres habe der Mann die Schlüssel der Gebäude herausgegeben, sagt Burr.

Seit einiger Zeit schon versuche die AWO nun den Vertrag über das Erbbaurecht mit der Stadt aufzulösen. „Wir warten seit Monaten auf einen Gesprächstermin“, berichtet Klenk. „Wir wollen das Erbbaurecht von der Stadt erwerben“, erklärt wiederum Schimmel von Save Society. Sein Verein habe mit einem Architekten schon Pläne geschmiedet, wie die baulichen Mängel und das Problem der Wasserversorgung zu lösen sei. Auf dem Areal, das nicht an das Leitungssystem angeschlossen ist, gibt es bisher nur einen Brunnen. „Um allein das Dach des Hauptgebäudes zu sanieren, sind 120 000 Euro nötig“, weiß Klenk. Auch der Sanitärbereich sei sanierungsbedürftig. Manche Fenster sind kaputt. So viel Geld könne und wolle die AWO nicht aufbringen.

Waldrechtliche Bestimmungen setzen Grenzen

Save Society kann sich aber gut vorstellen, die Sanierung zu bewerkstelligen. In Kürze soll eine Kostenaufstellung auf den Tisch kommen. Der Sozialamtsleiter Burr stellt zunächst allerdings fest, dass die künftige Nutzung des Waldheims erst noch näher geprüft werden müsse: „Sowohl das Baurecht, als auch die waldrechtlichen Bestimmungen setzen enge Grenzen.“