Unter Hochdruck laufen die letzten Arbeiten im Hauptgebäude. Am kommenden Dienstag soll der Unterricht losgehen. Foto: Marta Popowska

Gut zwei Jahre hat die Sanierung der Silcherschule gedauert. Nun sind die Arbeiten abgeschlossen und Lehrer sowie Schüler können den denkmalgeschützten Bau aus den 1950er wieder mit Leben füllen.

Zuffenhausen - Endlich hat die Silcherschule ihr altes Gesicht wieder – dem Denkmalschutz sei Dank. Gekostet hat das Facelifting satte 8,2 Millionen Euro. Wobei die Grundschule natürlich nur optisch ihr ursprüngliches Erscheinungsbild von 1954 erhalten hat. Technisch wurde sie unter anderem mit einer neuen Heizungsanlage und einem energetisch sanierten Dach auf einen modernen Stand gebracht. Gut zwei Jahre lang wurde das Hauptgebäude von Grund auf saniert. Am kommenden Dienstag soll der Unterricht in den neuen Räumen beginnen. Für einige Kinder wird es der erste Schultag in dem Gebäude sein.

„Die Kinder sind natürlich ganz aufgeregt über den Umzug“, sagt die Rektorin der Silcherschule, Jana Bergemann. Viele der Grundschulkinder haben den Unterricht in den vergangenen zwei Jahren in Containern verbracht. Ebenso einige Schüler der benachbarten Haldenrainschule, die Klassenzimmer im Hauptbau nutzten. Die Container sind zwar modern, doch geht laut Bergemann nichts über die neuen Räume im Hauptgebäude, auf die sich die Kinder sehr freuen würden.

Erste Pavillonschule in Stuttgart

In der vergangenen Woche haben die Bauabnahmen mit den beteiligten Firmen begonnen, die nur Schritt für Schritt ablaufen können. Bis zum Wochenende will man laut Bergemann den Rückzug in das Hauptgebäude meistern. Es kommen Möbel und Ausstattung für die Fachräume, wie den Computerraum, die Bücherei oder den Musiksaal. Zudem zieht die gesamte Schulverwaltung, die auch in Interimscontainer ausgelagert war, wieder in das Gebäude. „Der Zeitplan war und ist straff. Wir haben keinen Puffer“, sagt die Schulleiterin. Der Unterricht gehe derweil für alle Kinder und Lehrer wie gewohnt weiter.

Die Silcherschule gehört zu den besonderen Stuttgarter Schulbauten. Sie war als erste Pavillonschule Stuttgarts errichtet worden und setzt sich aus sechs Schulgebäuden und einer Turnhalle zusammen. Erbaut wurde sie zwischen 1952 und 1954 von dem Architekten Günter Wilhelm. Er galt als Fürsprecher für radikale Reformen im Nachkriegsschulbau. Wilhelm setzte sich für größere und hochwertigere Schulgrundstücke ein und forderte eine Ausrichtung der Schulbaurichtlinien nach internationalen Standards. Seine Silcherschule erregte international Aufsehen und wurde für ihre wegweisende Architektur 1959 auch mit dem Paul-Bonatz-Preis der Stadt Stuttgart ausgezeichnet.

8,2 Millionen Euro kostet die Sanierung

Heute steht sie unter Denkmalschutz und wird unter dessen Berücksichtigung saniert. Bis in die 1990er Jahren war das allerdings noch nicht der Fall. „Somit hat man bei Renovierungsarbeiten bis in die 90er Jahre nicht darauf geachtet“, sagt Gregor Gölz vom Hochbauamt. Glücklicherweise sei alles gut dokumentiert. „Man hat sich große Mühe gegeben, das historische Bild von 1954 wieder entstehen zu lassen“, betont Gölz. So wurden bei den Fenstern die historischen Teilungen den Originalen nachempfunden, die Böden erhielten ihre Ursprungsfarbe, ebenso die Fassade.

Bei aller Originaltreue galt es natürlich, energetisch zu sanieren. Laut Gölz kam so manches Unerwartete zum Vorschein. Auch die zeitliche Verzögerung – die Arbeiten sollten ursprünglich zu Schulbeginn im vergangenen Herbst abgeschlossen sein – hänge mit Unvorhergesehenem zusammen. „Die speziellen Anstriche hat man beispielsweise erst gesehen, als das Dach aufgemacht wurde“, erklärt Gölz. Entsprechend teuer ist das Ganze dann geworden. Statt den zu Baubeginn Ende 2014 geschätzten sieben Millionen Euro belaufen sich die Kosten derzeit auf insgesamt 8,2 Millionen Euro.

Mit der Sanierung des Hauptbaus ist es nicht getan

Für Jana Bergemanns Kollegium sowie die Schüler dürfte vor allem die moderne Heizungsanlage ein großer Grund zur Freude sein. Schon Bergemanns Vorgängerin, Dorothea Maar, kannte Ende der 80er Jahre das Problem mit der zentralen Deckenstrahlheizung. Die führte in einem Klassenzimmer zu tropischer Hitze, während in einem anderen frostige Temperaturen herrschten. Eine Situation, die sowohl aus pädagogischer Sicht als auch aus energetischen Gesichtspunkten untragbar sei, so der Tenor bei Stadt und Schule.

Mit der Sanierung des Hauptgebäudes ist es jedoch nicht getan. Auch die übrigen Schulgebäude auf dem Gelände sind in die Jahre gekommen. Jana Bergemann hofft, dass auch dafür Geld im städtischen Haushalt zur Verfügung gestellt wird.