Sigi Gall Foto: M. Gall

Sigi Galls Soloprogramm „Entspannung steigt“ im Theaterhaus Stuttgart behandelt lächelnd die Probleme der Ü40-Generation.

Stuttgart - Sie singt, spielt, persifliert und tanzt: Sigi Gall, die mit der Formation Backblech Erfolge feierte und das Comedy-Pop-Drama als neue Gattung entwarf, hat im Theaterhaus ihren ersten Soloabend vorgestellt. In ihrem Programm „Entspannung steigt“ fährt die 50-jährige Entertainerin aus Heimsheim mit den Zuschauern in rasendem Tempo über die Achterbahn der menschlichen Gefühle. Dabei fließen zahlreiche persönliche Erlebnisse mit ein. An Stoff herrscht kein Mangel: „Am schwierigsten war die Auswahl“, sagt Siggi Gall. Ihr Ausgangspunkt ist ganz klassisch die Sprache. Sie echauffiert sich über einen „konträren Sprachgebrauch“: Wie die Psychologie beweise, verstehe das Gehirn Verneinungen nicht und höre statt „entspannt“ und „Leidenschaft“ nur „Spannung“ und „Leiden“.

Sigi Gall ersetzt die Begriffe deshalb kurzerhand durch die Neukreation „liebelöst“. „Ich möchte berühren“, sagt sie und singt mit Verve vom humorvollen und liebevollen Umgang mit Fehlern und sich selbst und dem Neubeginn nach dem Scheitern. Auch ihre Neuerfindung entsprang einem Bruch: 2013 verließen ihre Bühnenpartner Cherry Gehring und James Geier Backblech; im gleichen Jahr löste sich der Gospelchor The Union auf, den Sigi Gall seit 1994 leitete.

Wie es weiter ging? Gall besetzte Backblech neu und erarbeitete ihr erstes Soloprogramm. Dabei standen ihr der Regisseur Gerhard Messmer und der Pianist und Komponist Florian Tekale zur Seite. Besonders Sigi Galls Dialog mit dem Musiker trägt zur Komik des Abends bei: Zum großen Amüsement des Publikums stichelt sie ständig gegen den wohlerzogenen Musterknaben.

Vor allem lacht Sigi Gall aber über sich selbst – etwa über erste Berufsträume. Ballerina wollte sie mit acht werden, und deshalb kommentiert sie auf Französisch zwerchfellerschütternd das Tänzchen einer Strichmännchen-Elevin auf Leinwand: „Das war ein vierfaches Ressentiment!“ Wie bei Backblech-Auftritten hält sie das Publikum auch zu Yoga-Übungen an und persifliert den Lifestyle der Ü-40er am Beispiel von Tupperpartys. Das Programm garniert sie mit einem Gedicht an die Seele – im Stil des Poetry-Slams. Lässt sie in einem Moment große Gefühle aufkommen, bricht sie die Atmosphäre in der nächsten Szene wieder. Im Abendkleid lässt Siggi Gall die Achterbahnfahrt „liebelöst“ ausklingen. Das Publikum zieht mit: „Sie waren unglaublich offen“, ist Sigi Galls Resümee nach der geglückten Premiere.

Wieder am 10. Februar, 20.15 Uhr. Karten unter 07 11 / 4 02 07 - 20