Die Narren sind los: Am Dienstag um 14 Uhr startet der Umzug, der einmal durch die Stadt und über den Schlossplatz führt. Foto: ZweygarthLichtgut/Achim Zweygarth

Beim Stuttgarter Faschingsumzug am Dienstag sperrt die Polizei die Zufahrten mit großen Fahrzeugen ab. Die Amokfahrt von Heidelberg hat aber keinen Einfluss auf die Pläne der Sicherheitskräfte.

Stuttgart - Die Narren stehen in den Startlöchern für den Stuttgarter Faschingsumzug, und mit ihnen jede Menge Sicherheitskräfte. Entlang der Umzugsstrecke (siehe Plan) werden neben einigen Tausend Zuschauern auch mehrere Hundert Polizeibeamte unterwegs sein. Zum einen, um den Verkehr zu regeln, wenn sich der Umzug um 14 Uhr vom Bahnhof aus einmal quer durch die Innenstadt in Bewegung setzt und in der Tübinger Straße wieder auflöst. Zum anderen natürlich auch, um die Sicherheit der Teilnehmer und Zuschauer, deren Zahl die Stadt in den vergangenen Jahren meist auf 200 000 schätzte, zu gewährleisten.

Die Amokfahrt von Heidelberg werde bei der Beurteilung der Sicherheitslage keine Rolle spielen: „Das Sicherheitskonzept steht bereits seit mehreren Wochen. Wir sehen keinen Anlass, da jetzt noch etwas dran zu ändern“, sagt der Polizeisprecher Stephan Widmann. Maßnahmen, mit denen ein Fahren in die feiernde Menge verhindert wird, seien mitbedacht. „Wir werden an neuralgischen Punkten große Fahrzeuge postieren“, sagt der Polizeisprecher. Auf Betonelemente, wie sie zuletzt beim Weihnachtsmarkt und an Silvester an mehreren Zufahrten standen, setze man dieses Mal nicht.

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Betonbarrikaden sind keine vorgesehen

Die Fahrzeuge hätten gegenüber den festen Barrikaden mehrere Vorteile. So könne man mit ihnen Angreifern spontan den Weg abschneiden. Außerdem kann man sie aus dem Weg fahren, sollte aufgrund eines Zwischenfalls ein Rettungs- oder Fluchtweg für die Umzugsteilnehmer oder die Zuschauer notwendig werden. Die theoretische Gefahr eines Angriffs mit einem Fahrzeug auf Menschenmengen war nach den Anschlägen von Nizza und Berlin auch schon beim Volksfest und beim Weihnachtsmarkt in das Schutzkonzept aufgenommen worden. Die Stadt hatte im Herbst an der Zufahrt zum Cannstatter Wasen große Betonpoller errichtet. Zum Weihnachtsmarkt wurden an mehreren Zufahrten ebenfalls Betonsperren aufgestellt, allerdings im Gegensatz zum Wasen mobile, die man nach der Veranstaltung wieder abtransportieren konnte.

Bis vor ein paar Jahren hatte die Polizei immer betont, dass es sich vor allem um einen Einsatz der Verkehrspolizei handele. Doch die Zeiten haben sich geändert. Nicht erst seit dem Attentat auf den Berliner Weihnachtsmarkt sind die Sicherheitsvorkehrungen erhöht worden. Bereits in den Jahren davor galt aufgrund von Terrorgefahr und einem insgesamt gesunkenen subjektiven Sicherheitsempfinden der Bevölkerung eine erhöhte Alarmstufe. Auf alle Gefahrenquellen werden die mehreren Hundert Beamten in Uniform und Zivil ein Auge haben.

Die Polizei rät davon ab, sich als Terrorist zu verkleiden

In den vergangenen Jahren war stets die steigende Zahl von Taschendieben, die auch an normalen Werktagen in der City auf Beutefang gehen, ein großes Thema. Da diese erst recht im Gedränge auf günstige Gelegenheiten hoffen, will die Polizei mit ihrer Präsenz den Tätern einen Strich durch die Rechnung machen. Ähnliches gilt für Männer, die meinen, in der Menge unauffällig sexuell zudringlich werden zu können. Auch diese sollen von der Polizeipräsenz abgeschreckt werden.

In dieser Deutlichkeit war das Sicherheitskonzept zum ersten Mal im vergangenen Jahr präsentiert worden. Damals stand die Faschingszeit noch unter dem unmittelbaren Eindruck der Sicherheitsdiskussion nach den Silvesterübergriffen auf der Domplatte und dem Bahnhofsvorplatz in Köln. Weil es zu ähnlichen sexuellen Übergriffen und Raubtaten, wenn auch deutlich weniger und weniger massiv, auch in Stuttgart gekommen war, hatte die Polizei bereits Ende Januar ihre Einsatzkräfte in der Innenstadt verstärkt und auch deutlich mehr Personal als in den Jahren zuvor beim Faschingsumzug eingesetzt.

Ansonsten hat die Polizei noch einen guten Rat parat: Es sei gar nicht lustig, sich als Terrorist zu verkleiden. „Das ist keine gute Idee. Wer das tut, und dann auch noch eine Maschinenpistole aus Plastik dabei hat, darf sich nicht wundern, wenn wir ihn kontrollieren“, sagt der Polizeisprecher.