Nach dem Anschlag von Berlin, bei dem ein Lastwagen in einen Weihnachtsmarkt gefahren ist, ist der Sicherheitsaspekt von öffentlichen Veranstaltungen wie Volksfesten ein Thema, das auch Schausteller bewergt (Symbolbild). Foto: dpa

Oktoberfest, Cannstatter Wasen, Bremer Freimarkt, die kleine Kirmes im Dorf – Deutschland ist ein Land der Volksfeste. Der Anschlag von Berlin hat gezeigt, wie verwundbar sie sind. Die Schausteller stellen sich auf weitere Sicherheitsdebatten ein.

Bonn - Die deutschen Schausteller wollen keine komplette Umzäunung aller Kirmesplätzen als Konsequenz aus dem Anschlag von Berlin. „Eine totale Umzäunung und Betonisierung von Volksfesten können wir uns nicht vorstellen“, sagte der Präsident des Deutschen Schaustellerbundes, Albert Ritter, am Mittwoch in Bonn. „Aus Festen dürfen keine Festungen werden.“ Man dürfe da nicht in Aktionismus verfallen, sondern müsse mit Augenmaß handeln. „Wir können nicht Veranstaltungen mit Millionen von Besuchern so behandeln, als würden wir jeden Einzelnen in eine Diskothek einlassen.“

Der Deutsche Schaustellerbund trifft sich von Donnerstag an in Bonn zu seinem Jahrestreffen mit 500 Delegierten. Etwa 1300 Gäste werden erwartet. Das aktuellste Thema ist die Sicherheitsdebatte nach dem Anschlag von Berlin, bei dem ein Lastwagen in einen Weihnachtsmarkt gefahren war. Zwölf Menschen starben, viele wurden schwer verletzt.

Der Schaustellerbund betonte, dass bei Kirmessen immer auf die Sicherheit geachtet worden sei. Nötig seien aber bundesweit einheitliche Konzepte, die auch wirklich einen Effekt erzielten. „Wenn wir zusätzliche Sicherheitskräfte beschäftigen wollen, dann brauchen wir zertifizierte und nicht einfach nur Parkplatzwächter, denen man eine Weste anzieht“, sagte Ritter. Ähnlich sei es bei neuer Technik wie Videoüberwachung. Bei dieser müsse etwa von Anfang an sichergestellt sein, dass die Aufnahmen am Ende auch wirklich zu verwerten seien.

Die Kosten dafür dürften nicht nur auf den Schaustellern allein abgewälzt werden. Nach dem Lastwagen-Anschlag in Nizza sei bereits im vergangenen Herbst über neue Videotechnik bei Veranstaltungen diskutiert worden, sagte Ritter. In Rede hätten etwa 80 000 Euro pro Veranstaltung gestanden. Allein in Nordrhein-Westfalen würde das hochgerechnet etwa zwei Millionen Euro Mehrausgaben im Jahr bedeuten. Bei der Finanzierung müsse man womöglich auch andere Gewerbe einbeziehen, die von Volksfesten profitierten - etwa Taxi-Unternehmen.