Eine Prostituierte wartet in Berlin an der Straße des 17. Juni auf ihre Kundschaft. Foto: dpa

Wissenschaftliche Studie ergibt: Prostitution ist für 25 Prozent der Studenten denkbar.

Berlin - Eine wissenschaftliche Untersuchung hat Erstaunliches über den Zusammenhang zwischen Studentenleben und Prostitution zutage gefördert. Für die Studie wurden Studenten in Berlin, Paris und Kiew befragt. Das Ergebnis: Jeder vierte kann sich danach vorstellen, sein Studium mit Prostitution zu finanzieren. Das geht aus der am Studienkollegg zu Berlin erarbeiteten Untersuchung mit dem Titel "Nebenjob: Prostitution" hervor.

Für die Studie, die am Mittwoch um 19 Uhr in der Berlin Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften offiziell vorgestellt wird, hat eine Forschungsgruppe in den drei Großstädten insgesamt rund 3600 Studentinnen und Studenten nach ihrer Einstellung zur Prostitution befragt. Der Schwerpunkt lag dabei mit 3200 Teilnehmern in Berlin. Die Bereitschaft zur Sexarbeit war in Paris mit 29,2 Prozent und besonders in Kiew mit 18,5 Prozent deutlich geringer als in der deutschen Hauptstadt. Hier konnte sich jeder dritte Befragte vorstellen, nebenberuflich in der Prostitution zu arbeiten.

Zwischen 50 Euro am Tag und 5000 in der Woche

Tatsächlich aktiv im Rotlichtmilieu ist in Berlin allerdings nur jeder 27. Studierende. Das sind 3,7 Prozent. Diese Studenten und Studentinnen strippen, arbeiten im sogenannten Begleitservice oder in der klassischen Prostitution in Bordellen und Clubs.

Eine weitere Überraschung: Laut der Untersuchung sind Frauen und Männer etwa in gleichem Maße vertreten. Ihre Gründe für den Nebenjob im Rotlichtmilieu sind dabei vielfältig. Die Sexarbeiter unter den Studenten sind zu mehr als 30 Prozent verschuldet. In einer nicht in der Prostitution engagierten Vergleichsgruppe waren es nur rund 18 Prozent. Gleichzeitig erhalten nur etwa 50 Prozent der nebenberuflichen Prostituierten finanzielle Unterstützung aus ihrer Familie. In der Vergleichsgruppe waren es dagegen rund 65 Prozent.

Auffällig ist ebenfalls, dass von den Sexarbeitern mit 52,3 Prozent ähnlich viele in einer festen Beziehung leben wie bei den anderen Studenten. Allerdings bezeichneten sich nur 49 Prozent von ihnen als heterosexuell. In der Vergleichsgruppe waren es dagegen 85,5. Die Befragten verdienten zwischen 50 Euro am Tag und 5000 Euro in der Woche. Etwa 60 Prozent gaben an, durch ihre Tätigkeit im Rotlichtgewerbe unter Stigmatisierung, sozialer Ausgrenzung und Problemen in der Partnerschaft zu leiden.