Fabian Rajtschan hält die Bedingungen in Feuerbach für ideal: Die Hänge sind nach Süden ausgerichtet, der Boden ist gut und es gibt ausreichend Regen. Foto: Bernd Zeyer

Wir begleiten den Weinbauer Fabian Rajtschan ein Jahr lang bei seiner Arbeit im Weinberg.

Feuerbach - In Fabian Rajtschans Familie hat das Weinanbauen Tradition: Schon seit sieben Generationen hegen und pflegen die alteingesessenen Feuerbacher ihre Reben am Lemberg. Ihr Wissen über den Rebschnitt, den Austrieb oder das Keltern des Weins haben sie von Generation zu Generation weitergegeben. Fabian Rajtschan ist der erste der Familie, der das Fach Weinbau und Oenologie studiert hat und die Weinberge hauptberuflich bewirtschaftet. Noch reichen die Einkünfte zwar nicht, weshalb er zusätzlich zwei Tage pro Woche in einer Kellerei in Rommelshausen arbeitet. „Aber eines Tages habe ich hoffentlich eine Betriebsgröße, bei der ich davon leben kann“, sagt der 27-Jährige. Dann möchte er den Wein auch selbst ausbauen – bislang bringt er ihn zum Keltern, Pressen, Gären, Filtern und Abfüllen noch nach Rommelshausen. „Ich kümmere mich dort aber selbst darum“, betont er.

Die Idee, professioneller Weinbauer zu werden, ist bei Fabian Rajtschan nach der Schule langsam gereift. „Ich muss was Handwerkliches tun, ich kann nicht immer nur im Büro sitzen“, erklärt er seine Berufswahl. Beim Studium in Geisenheim im Rheingau lernte er die Theorie und diskutierte abends in der WG mit seinen Kommilitonen über gute und schlechte Tropfen. Am Wochenende und in den Semesterferien wandte er das Wissen im heimischen Weinberg an, „um zu schauen, ob’s funktioniert“. Als nach seinem Studium 2011 die Möglichkeit bestand, weitere Weinberge am Lemberg zu pachten, rief er den Familienrat zusammen, schlug zu und machte sich mit 24 Jahren als Weinbauer selbstständig. Bereut hat er diese Entscheidung nicht. „Es ist kein einfacher Beruf. Man muss viel körperlich arbeiten, und die Natur macht es einem nicht immer leicht. Aber das macht auch die Abwechslung aus“, sagt Rajtschan. „Und wenn ich abends ein Gläschen trinke, dann weiß ich wieder, wofür ich’s mache.“

Das Potenzial der Feuerbacher Hänge

Sukzessive vergrößert Fabian Rajtschan den Betrieb. Mittlerweile bewirtschaftet er drei Hektar Fläche, fast alles am Lemberg sowie einen kleinen Teil auf der Hohen Warte. Je nach Wetter baut er zwischen 10 000 und 15 000 Flaschen im Jahr aus, der Großteil ist Rotwein. Auf den Etiketten prangt „70469R!“: Die örtliche Postleitzahl und der erste Buchstabe des Familiennamens verschmelzen zu einer Marke, die Rajtschans Verbundenheit zu Feuerbach ausdrückt. „Ich sehe hier in Feuerbach großes Potenzial. Es wurde nur nicht immer ganz ausgeschöpft“, sagt er. Der Weinbau habe im Bezirk eine lange Tradition, wenngleich er nicht so bekannt sei wie jener der Cannstatter Kollegen. Doch die Bedingungen mit Südhanglage, guten Böden und ausreichend Regen seien ausgesprochen gut. Fabian Rajtschans Ziel ist daher klar gefasst: „Ich möchte Feuerbach als Weinbauort bekannter machen.“

Vor und während des Studiums hat Rajtschan immer wieder anderen Weinbauern über die Schulter geschaut und ganz verschiedene Betriebsphilosophien kennen gelernt. Davon profitiert er noch heute. „Alle machen aus Trauben Wein, aber jeder macht es doch anders und muss seinen Weg finden“, sagt er. Viel gelernt hat er während eines halbjährigen Praktikums im kalifornischen Napa Valley auf dem renommierten Weingut Opus One. „Dort habe ich die Liebe zu schweren Rotweinen entdeckt. Das möchte ich künftig auch hier machen.“ 2011 pflanzte er daher auch auf den heimischen Hängen Rebsorten an wie Merlot, Cabernet Franc, Zweigelt oder St. Laurent, die sehr kräftigen, intensiven Rotwein ergeben. Der Feuerbacher Weinbauer möchte daraus künftig verstärkt Cuvées herstellen. „Cuvée ist für mich der höherwertige Wein, weil man verschiedene Facetten reinbringen kann. Er ist vielschichtiger, geschmacksintensiver und sehr aufwendig herzustellen“, sagt der 27-Jährige. Dann macht er sich in einen seiner Weinberge auf, obwohl es an diesem nasskalten Tag regnet. „Ich ziehe halt Gummistiefel und Regenklamotten an, da bin ich hartgesotten“, meint er und lacht. „Aber mit Sonne macht’s natürlich mehr Spaß.“