Tobias Hörlein hat sich das Schnapsbrennen von seinen Großeltern abgeschaut. Als er 16 Jahre alt war, stand er zum ersten Mal vor der Destille. Foto: Waltraud Daniela Engel

Tobias Hörlein brennt in der fünften Generation Obstbrände und Liköre – und seit Kurzem auch das Wacholder-Destillat.

Möhringen - Irgendwie hat es sich so ergeben, dass Tobias Hörlein eine lange Familientradition als Hobby fortführt. Bereits in fünfter Generation stellt der Möhringer Destillate her: Vom Apfelbrand über Haselnussgeist bis hin zum Zwetschgenwasser entstehen in der hauseigenen Destille. „Ich bin da so reingewachsen“, sagt Hörlein.

Vieles über das Schnapsbrennen schaute er sich bei den Großeltern ab, von denen er auch das Brennrecht übernommen hat. Schließlich darf in Deutschland nicht jeder Alkohol brennen: Das Recht dazu kann nur vererbt oder von jemandem, der nicht mehr brennt, erworben werden. „Pro Jahr dürfen wir 300 Liter reinen Alkohol brennen“, erklärt Hörlein. Den Alkohol, den er von dem Obst anderer Kunden brennt, muss er nicht hinzurechnen. Über alle Brennvorgänge müsse er genauestens Buch führen und sie vorab anmelden – der Zoll prüfe schließlich regelmäßig unangemeldet auch Kleinbrennereien.

Die Familie verwendet ausschließlich Obst aus eigenem Anbau

Hörlein und seine Familie verwenden fast ausschließlich Obst aus eigenem Anbau. Die Streuobstwiesen befinden sich rund um Möhringen. „Deshalb gibt es auch nicht jedes Jahr die gleichen Destillate“, sagt der 48-Jährige. Wenn die Kirschernte mager ausfalle, gäbe es eben auch kaum Kirschwasser. Im Herbst müssen alle Familienmitglieder mithelfen. „Das Auflesen des Obstes ist bei den Kindern nicht so beliebt“, sagt der 48-Jährige und lacht.

Nach der Ernte wird das Obst in Fässern mit Hefe zum Vergären aufgesetzt. Bakterien in der Hefe zersetzen den Fruchtzucker, übrig bleibt – ganz grob gesprochen – Alkohol. Mit der Zeit entsteht so die sogenannte Maische, die nach einigen Wochen unter ständigem Rühren in der Brennblase des Ofens erhitzt wird. Der aufsteigende Wasser-Alkoholdampf wird mehrfach über verschiedene Böden in der Destille nach oben geleitet, um nach und nach den Alkohol per Kondensation vom Wasser zu trennen. „Macht man das zu schnell, bekommt man kein gutes Ergebnis“, erklärt Hörlein. Über einen Hahn wird schließlich das Destillat abgelassen. Dieses rund 70-volumenprozentige Ergebnis wird dann wieder mit Wasser vermischt, damit es Trinkstärke erreicht. „Bei uns kann man selbst bestimmen, wie viel Prozent man möchte“, sagt der Möhringer.

Besonders stolz ist Tobias Hörlein darauf, dass er beim Schnapsbrennen möglichst umweltfreundlich agiert. Das Obst stamme von heimischen Streuobstwiesen, deren Pflege und Bewirtschaftung das ganze Jahr über viel Zeit koste. Das Holz, mit dem die Destille betrieben wird, kommt ebenfalls aus der Umgebung. Die Wärme, die beim Brennvorgang entsteht, fließt in die hauseigene Heizung zurück. „Alles so CO2-neutral wie möglich“, sagt er und fügt hinzu: „Wir tragen so einen Teil zum Erhalt der Kulturlandschaft bei.“

Mittlerweile brennt Hörlein, der mit 16 seine ersten Versuche unternommen hat, seit mehr als 30 Jahren. Seine Frau und die drei Kinder unterstützen den Maschinenschlosser bei seinem vom Kleinbrennerverband schon mehrfach prämierten Hobby. „In diesem Jahr haben wir ein tolles Familienprojekt gestartet“, sagt Hörlein. Gemeinsam haben sie aus Wacholderbeeren und Kräutern einen Gin entwickelt: „John-Gin“ – benannt nach dem ältesten Sohn Johannes – sei allerdings ausschließlich zum Genießen. „Alle unsere Destillate sind nicht zum Betrinken geschaffen, es geht um das Aroma der Frucht“, sagt Hörlein.