Der Theologe Thomas Richter-Alender hilft Studenten bei Problemen. Foto: Wiebke Wetschera

Mehr als nur Professoren: An den Universitäten von Vaihingen und Hohenheim gibt es unzählige Berufe. Etwa den des Hochschulseelsorgers am Campus Stuttgart-Vaihingen. Die Probleme, mit denen die Studenten die Anlaufstelle aufsuchen, sind ganz unterschiedlicher Art.

Vaihingen - In 25 Jahren als katholischer Hochschulseelsorger beim Ökumenischen Zentrum auf dem Unicampus Stuttgart-Vaihingen hat Thomas Richter-Alender schon einiges erlebt. „Ich habe schon so viele verschiedene Leute in ganz unterschiedlichen Situationen getroffen“, sagt Richter-Alender. „Manchmal waren das traurige Erlebnisse, manchmal auch schöne.“ In seinem Büro im Ökumenischen Zentrum steht die Tür den ganzen Tag lang für die Studierenden offen. Nicht nur während der offiziellen Sprechzeiten.

In 80 Prozent der Fälle kann die Hochschulseelsorge helfen

Der ausgebildete Theologe ist für die allgemeine Organisation im Ökumenischen Zentrum von Abendveranstaltungen bis hin zu Deutschkursen am hausinternen Deutschkolleg mitverantwortlich. „Ein wesentlicher Teil meiner Arbeit ist die Beratung von ausländischen Studierenden“, sagt Richter-Alender. Diese kämen meist mit finanziellen Problemen zu ihm. „Viele schaffen es innerhalb des ersten Jahres nicht, einen Job zu finden, daher haben sie meist schneller finanzielle Probleme als gedacht“, sagt der 62-Jährige. Das Ökumenische Zentrum am Pfaffenwaldring hat sowohl von der katholischen Kirche als auch von der evangelischen Kirche Mittel, mit denen die Studierenden in diesen Situationen unterstützt werden können.

Auch deutsche Studierende suchen den Seelsorger auf. „Bei denen geht es dann weniger um Probleme finanzieller Art, sondern eher um Lebenskrisen“, sagt Richter-Alender. So gab es einen Studenten, der drei Stunden lang bei ihm im Büro saß und von seinen Problemen erzählt hat. Im Anschluss erhielt Richter-Alender eine Dankesmail. „Eine positive Rückmeldung, dass ich helfen konnte, ist es eigentlich schon, wenn sie nach ein bis zwei Semestern nicht wieder hier sitzen“, sagt Richter-Alender. In 80 Prozent der Fälle könne der Hochschulseelsorger den Studierenden helfen oder sie weitervermitteln.

Seit fast 40 Jahren ein fester Bestandteil des Campus

Zudem habe er durch den Umgang mit den verschiedenen Menschen auch selbst viel erfahren können: „Ich habe durch die Begegnungen viel interkulturell und interreligiös gelernt“, sagt Richter-Alender. „Mir gefällt es, dass ich so unterschiedlichen Leuten begegne.“ Im Ökumenischen Zentrum selbst wird religionsübergreifend zusammengearbeitet. Und auch jeder Studierende bekommt unabhängig von seiner Religionszugehörigkeit Hilfe. „Wir hoffen ja auch immer, dass wir mit unserer Arbeit deutlich machen können, dass sich die Kirche auch karitativ für Menschen einsetzt “, sagt Richter-Alender.

Gleichzeitig wolle der Hochschulseelsorger auch das bieten, was die Uni eben nicht könne. Dazu zähle unter anderem der Anspruch, einen Aufenthaltsort für die Studierenden zu bieten. Im nächsten Jahr wird das Ökumenische Zentrum 40 Jahre alt. „Ich denke, in dieser Zeit ist einfach etwas gewachsen, was auch die Seite der Uni nicht mehr missen will“, so Richter-Alender. Damit ist das Ökumenische Zentrum zu einem wichtigen Bestandteil des Vaihinger Campus geworden.