Gut und Böse auf den Armen. Foto: Amelie Otto

In einer Serie stellen wir Menschen und ihre Tätowierung vor. Heute: Martin Ljubic. Vor etwa eineinhalb Jahren hat er den Zuffenhäuser „Lifestyle-Laden“ mit seinem jetzigen Geschäftspartner Andres Seeborg eröffnet.

Zuffenhausen - Vor eineinhalb Jahren waren Martin Ljubics Arme noch nicht von Bildern und Schriftzügen bedeckt. „Ich hatte bis zu diesem Zeitpunkt nur ein einziges Tattoo“, sagt er. Ein Tattoo-Fan sei er schon immer gewesen. „Als Verkäufer war das aber nicht gerne gesehen“, erklärt er. „Mehr soll´s nicht werden“, habe ihm seine damalige Chefin gesagt, als er ein kurzärmeliges T-Shirt trug. „Ich kann das nachvollziehen“, sagt er. „Die Menschen haben noch zu viele Vorurteile.“

„Die Gegensätze sind das Prinzip meines Körpers“

Wenn man den 30-Jährigen heute in seinem Tattoo-Studio in Zuffenhausen antrifft, könnte selbst ein langärmliger Pullover nicht alle Bilder auf seiner Haut überdecken. Auf seiner linken Hand steht „love“. Der Kussmund daneben ist der seiner Freundin und der Schnuller ist der gemeinsamen Tochter gewidmet, die in drei Monaten zur Welt kommt. Auch die zehn Gebote auf Kroatisch und ein Kreuz schmücken den linken Arm. „Der andere ist das Gegenstück dazu“, erklärt er. Symbole für Krieg, Geld und Alkohol hat sich Ljubic auf die Finger seiner rechten Hand stechen lassen, auf deren Rücken „evol“ – rückwärtsgelesen „love“ steht. Sein rechter Arm ist deutlich dunkler tätowiert als der linke. „Die Gegensätze sind das Prinzip meines Körpers. Sie sind direkt auf mich bezogen“, erklärt er. „Ich habe Tattoos zu 100 Prozent aus ästhetischen Gründen.“ Sie seien ein Körperschmuck, mit dem man sich identifiziere. Deshalb hätten sie auch alle eine Bedeutung.

Es wird alles weltoffener

Vor etwa eineinhalb Jahren hat er den Zuffenhäuser „Lifestyle-Laden“ mit seinem jetzigen Geschäftspartner Andres Seeborg eröffnet. Sie verkaufen Schuhe und Klamotten; geht man die Treppe hinab, gelangt man ins Tattoo-Studio. Dort versuchen seine angestellten Tätowierer, alle Wünsche zu erfüllen. Doch es gibt auch Grenzen: „Wir stechen keine Nazi-Tattoos und keine Zeichen oder Sprüche, die sich über den Glauben lustig machen.“ Auch bei jungen Menschen ist er vorsichtig. Tätowieren ist ab 18. „Mit der Unterschrift der Eltern kann sich auch ein 16-Jähriger tätowieren lassen. Die Eltern müssen zum ersten Gespräch mitkommen“, erklärt er. Obwohl die gesetzlichen Regelungen erfüllt waren, hat Ljubic schon einmal einem 16-Jährigen das Tätowieren verweigert. „Er wollte ein Bushido-Tattoo am Hals. Die Eltern waren einverstanden.“ Der Junge hat die Tätowierung des deutschen Rappers nicht bekommen. „Er ist noch ein Kind. So ein kleines Tattoo kann ihm die Zukunft verbauen“, begründet der Ladenbesitzer. Dennoch ist er der Überzeugung, dass sich das bald ändern wird: „Es wird alles weltoffener. Selbst der Steuerberater ist tätowiert“, sagt der Tattoo-Fan. Wenn jemand zu bedenken gibt: „Was ist, wenn wir alt sind?“, antwortet Ljubic: „Dann sind wir alle alt und tätowiert.“