Jürgen Scholz arbeitet fast jeden Tag in seinem Gemüsegarten. Foto: Leonie Schüler

In einer Serie stellen wir besondere Gärten auf den Fildern vor. Heute: ein Besuch bei den Gartenfreunden Möhringen. Jürgen Scholz baut in seinem Abschnitt Gemüse aller Art an.

Möhringen - Jürgen Scholz mag den Winter nicht. Denn dann ist er gezwungen, zuhause auf seinem Sofa zu sitzen und nichts zu tun. In seinem Garten gibt es während der kalten Jahreszeit keine Arbeit – nichts zu hacken, nichts zu gießen, kein Unkraut zu jäten. „Die Ruhe ist sehr bedauerlich“, sagt der 75-Jährige und lacht. „Dann sitze ich da und denke, hoffentlich wird’s bald Frühling.“ Dann, wenn die Natur endlich Frost und Kälte von sich schüttelt, kann Jürgen Scholz wieder raus in seinen Garten fahren. Das 20 mal 30 Meter große Grundstück gehört zur Anlage der Gartenfreunde Möhringen und liegt westlich des Probstsees hinter dem Wohngebiet Seepark. Scholz hat es vor 35 Jahren gepachtet, als er mit seiner Familie in ein Hochhaus in Möhringen zog. Dort genießt er zwar einen Weitblick bis zur Schwäbischen Alb, allerdings hat er keine Möglichkeit, seinen grünen Daumen auszuleben.

Und den hat Scholz, seit er in seiner Junggesellenwohnung in Steckfeld damit anfing, den Vorgarten zu bepflanzen. „Damals habe ich aber noch keine Ahnung gehabt“, sagt er rückblickend. Im Laufe der Jahre hat er sich sein gärtnerisches Wissen über Fachliteratur, aber auch über den Austausch mit anderen Gartenfreunden erarbeitet. An einen Tipp erinnert er sich noch schmunzelnd: „Früher habe ich die Zwiebeln immer ganz tief vergraben. Bis mir ein Nachbar gesagt hat: Die müssen die Glocken noch läuten hören.“

Bohnen mögen Erbsen nicht

Inzwischen ist Jürgen Scholz ein Mann vom Fach. Er weiß, welche Gemüsesorten nebeneinander gepflanzt werden dürfen und welche nicht. Bohnen und Erbsen zum Beispiel mögen sich nicht, ebenso Kartoffeln und Gurken. Und er weiß, dass Sellerie vom Mittelmeer kommt und salzige Luft gewöhnt ist. „Deshalb streue ich Salz drumrum, das mögen die.“

Für den Speiseplan der Familie muss nahezu kein Gemüse hinzugekauft werden, „wir sind fast Selbstversorger“. Es gedeihen unter anderem Zucchini, Bohnen, Sellerie, Peperoni, verschiedene Sorten Kartoffeln, Gurken und Salate, aber auch Stachel-, Johannis- und Erdbeeren, dazu Kräuter wie Salbei, Rosmarin oder Petersilie. Für seine Tomaten hat Jürgen Scholz ein spezielles Zelt errichtet, „denn letztes Jahr hat die Braunfäule um sich gegriffen. Ohne das Zelt stecken die Tomaten die Kartoffeln an“.

Schatten spenden Apfel- und Birnbäume sowie ein Zwetschgenbaum, den Scholz vor 26 Jahren zusammen mit seiner Tochter gepflanzt hat. Für bunte Farbtupfer sorgen Rosen, Sonnenblumen und Dahlien. Ab und zu experimentiert der Hobbygärtner auch mit neuen Sorten. „Ohne das macht es keine Freude.“ Die allermeisten Pflanzen sät Scholz selbst aus und zieht sein Gemüse so vom Samenkorn bis zur Erntereife groß. Nur Tomaten und Sellerie kauft er als Setzlinge, „die sind schwierig“.

Gärtnern mit Herz und Seele

Früher ging er jedes Wochenende raus in seinen Garten, seit dem Ruhestand verbringt er fast jeden Tag dort. „Damals ging es flotter, jetzt brauche ich mehr Zeit“, sagt der 75-Jährige. Wenn er nachmittags in seinen Garten kommt, dann nimmt er sich erst einmal Zeit für einen Rundgang und auch mal ein kühles Bier. Erst dann zieht er sich seine Gartenklamotten an und fängt mit der Arbeit an. „Man kommt langsam rein, aber dann macht’s richtig Spaß“, sagt er. Wenn er am Abend nach Hause geht, denke er aber oft, dass es genauso aussehe wie am Mittag. „Es ist ein ewiger Kreislauf. Man muss eben mit Herz und Seele dabei sein, sonst wird es nichts.“ Wenn seine Frau am Abend ein Essen zubereitet mit Gemüse aus dem Garten, dann weiß Jürgen Scholz wieder, wofür sich seine Mühe lohnt.