In einer historischen Tempelanlage im Zentrum von Mexiko haben Archäologen den Eingang zur „Unterwelt“ der Teotihuacán-Kultur entdeckt. (Archivbild) Foto: dpa

Warum das Volk der Teotihuacán unterging, weiß niemand. Ein wichtiger Fund im Zentrum Mexikos könnte nun mehr Aufschluss über ihre Kultur bringen. Es ist ein Tunnel zur „Unterwelt“ - mit künstlichem Himmel.

Mexiko - Wissenschaftler haben in einer historischen Tempelanlage im Zentrum von Mexiko den Eingang zur „Unterwelt“ der Teotihuacán-Kultur entdeckt. In dem Tunnel zwischen der Sonnenpyramide und dem Tempel der gefiederten Schlange nordöstlich von Mexiko-Stadt seien rund 50 000 Opfergaben gefunden worden, sagte Ausgrabungsleiter Sergio Gómez am Mittwoch. Darunter seien Statuen, Weihrauchbehälter, Edelsteine und Muscheln.

„Für die Menschen von Teotihuacán symbolisierte der Tunnel den Eingang in die Unterwelt“, sagte Gómez. Wahrscheinlich bestatteten sie dort auch ihre Herrscher. Der Tunnel ist 138 Meter lang und liegt in etwa 18 Meter Tiefe unter der Erdoberfläche. Die Archäologen forschen bereits seit elf Jahren an der Stelle.

Die Bewohner von Teotihuacán schufen in dem Tunnel sogar einen künstlichen Himmel. Glitzernde Steine an der Decke sollten an die Sterne erinnern. Die Funde ließen die Geschichte der Hochkultur noch einmal in einem neuen Licht erscheinen, sagte die Direktorin des Nationalen Instituts für Anthropologie und Geschichte, María Teresa Franco.

Zur Blütezeit im 5. und 6. Jahrhundert war Teotihuacán die wichtigste Metropole Mesoamerikas und eine der größten Städte der Welt. Im 14. Jahrhundert fanden die Azteken sie verlassen vor. Was zum Niedergang der Kultur führte, ist bislang unklar. Die Anlage wurde 1987 zum Unesco-Weltkulturerbe erklärt und zählt zu den wichtigsten Touristenattraktionen Mexikos.