Fotos von jungen Menschen gibt es en masse. Tobias Bugala hat betagte Menschen in Schönberg abgelichtet. Weitere Beispiele in unserer Fotostrecke. Foto: Tobias Bugala

Tobias Bugala ist ein Gesichter-Sammler. An drei Tagen hat der Fotograf 40 Bewohner des Seniorenheims in Schönberg porträtiert. Entstanden sind bemerkenswerte Bilder. Sie sind bis Januar in einer Ausstellung zu sehen.

Birkach - Gesichter haben es ihm angetan. Werdende Mütter mit ihren Babybäuchen, Brautpaare in aufwendigen Kostümen, Eltern mit ihren Kindern oder auch Geschäftsleute, die mit Anzug und Krawatte in die Kamera lächeln; Tobias Bugala fotografiert schon seit vielen Jahren. Der seit 2011 selbstständige Fotograf ergänzt seine Gesichter-Sammlung nun durch Bilder von alten Menschen – Menschen die im Seniorenzentrum Schönberg leben. Die Fotos werden vom 14. September an ausgestellt.

Über einen Zeitraum von drei Tagen hat Tobias Bugala insgesamt 40 Senioren mit seiner Kamera abgelichtet. Wie er dazu gekommen ist? Nach dem Vortrag einer Frau, die ehrenamtlich in einem Pflegeheim arbeitet, hat Bugala den Entschluss gefasst, selbst etwas Gutes zu tun. So kam es zu der Idee, die Heimbewohner zu porträtieren.

Ältere Menschen lassen sich seltener fotografieren

Bugala findet es schade, dass Menschen in jüngeren Jahren – für oftmals viel Geld – Fotos von sich machen lassen, aber in späteren Jahren so gut wie nicht mehr. Zudem gebe es so viele Fotografien von jungen, dynamischen Menschen, da sei es an der Zeit gewesen, auch ältere Menschen natürlich darzustellen. Bewusst hat er bei seiner Arbeit auf Gesichtsretusche und andere Methoden der Nachbearbeitung verzichtet, um ehrliche Bilder zu erhalten. Bilder, „bei denen jede Falte eine Geschichte erzählt“, wie er sagt. Alle Bilder sind in Schwarz-Weiß aufgenommen, vor einem einfarbigen, schwarzen Hintergrund.

Es sind ausdrucksstarke Bilder, schlicht und für sich sprechend. Ein Bewohner des Seniorenzentrums habe Bugala sogar nach seinem Porträt gefragt, er wolle es für seine eigene Beerdigung. „Da weiß man gar nicht, wie man reagieren soll. Es gibt keine angemessene Reaktion darauf“, sagt der Fotograf. Auch wenn die Fotos letzten Endes bei allen Porträtierten auf Zufriedenheit gestoßen seien, die erste Reaktion auf die Bilder sei meist Überraschung oder ein kleiner Schreck gewesen. Bugala erklärt sich das mit einem Vergleich: „Auch von Magersüchtigen werden in der Therapie oftmals Fotos gemacht. Das hat eine ganz andere Wirkung auf einen selbst wie der Blick in den Spiegel“, sagt er. „Auf einem Foto sieht man sich eben doch mit anderen Augen.“

Ein Mann wollte das Bild für seine Beerdigung

In Erinnerung geblieben ist Bugala besonders ein inzwischen verstorbener Mann: „Die Ehefrau hat mich nach dem Tod ihres Mannes um das von mir gemachte Bild gebeten. Auf diesem sehe er so aus, wie er in den letzten Jahren wirklich gewesen sei. Alleine deshalb hat die Beschäftigung mit den Menschen aus dem Seniorenzentrum ihren Zweck erfüllt.“ Auch Doris Alford, die Hausleiterin des Seniorenzentrums, freut sich: „Wir haben viele Ausstellungen im Haus. Das hier ist aber die erste, bei der die Bewohner unserer Einrichtung im Mittelpunkt stehen und nicht der Künstler. Ich freue mich über die Möglichkeit, die Bilder hier ausstellen zu dürfen.“

Vernissage:
Das Seniorenzentrum Schönberg lädt für Sonntag, 14. September, von 16 Uhr an, zur Vernissage am Röhrlingweg 3. Die Porträts sind bis Ende Januar 2015 zu sehen.