Ein Apfel alter Prägung – auch ohne Spritzmittel bildschön Foto: Stoppel

Der Winterbacher Obstbauring fördert die Anpflanzung alter Sorten – Brettacher und Bittenfelder seien viel robuster, heißt es.

Winterbach - Wenn Rudi Schwind durch die Grundstücke seiner Familie am Hang des Engelbergs oberhalb von Winterbach läuft, schreitet er auch ein Stück Geschichte ab. Einige der voll hängenden Bäume, deren Äste sich dieses Jahr unter den Äpfel nur so biegen, haben ein stattliches Alter. „Sie sind 105 Jahre alt und gleich nach der Reblausplage gepflanzt worden“, erzählt Schwind. Nachdem der Schädling große Teile der Rebstöcke im Remstal vernichtet hatte, verzichtete man in vielen Lagen auf den Wein und pflanzte hochstämmige Obstbäume an. Gut 80 Ar solcher „Stückle“ nennt Schwind sein eigen. Verteilt sind sie in der gesamten Winterbacher Gemarkung. „Wenn ein lokaler Frost kommt, kann nie die gesamte Ernte kaputt gehen“, erklärt Schwind diese Strategie.

Wer in Winterbach Generation für Generation seine Stückle weitergegeben hat, der hat naturgemäß einige der alten Sorten auf dem Feld stehen. Manche seien sehr bekannt, bei anderen wisse man keine Namen, sagt Otto Müller, der Chef des Winterbacher Obstbaurings, in dem auch Rudi Schwind Mitglied ist. In früheren Zeiten seien vielerlei Sämlinge herangezogen worden, ohne dass auch nur ein Name dafür vergeben worden sei.

Zu den „alten Bekannten“, die man auf der Winterbacher Gemarkung findet, gehört der Brettacher, benannt nach dem Ort nahe Öhringen, aus dem er stammt. „Das ist ein guter Kuchenapfel“, sagt Rudi Schwind. Ähnlich der Zabergäuer, „da kann man einen herrlichen russischen Apfelkuchen daraus machen“, sagt der Stücklesbesitzer.

Die Früchte, die ein paar Bäume weiter hängen, sind hingegen klassisches Mostobst. Der „Jakob-Fischer-Apfel“ besticht durch seine Größe, hat allerdings wenig Geschmack. Solche Äpfel eigneten sich gut zum Mosten. Wegen der Größe „muss man sich nicht oft bücken, bis der Korb voll ist“, sagt Schwind. Der alkoholhaltige Most war einst der Sorgenbrecher der armen Leute – kleine Mostereien gab es in fast allen Remstalorten. Heute wird mehr hochwertiger Apfelsaft aus den Früchten gemacht – für Winterbach sogar ein nach der Gemeinde benannter, den die Mitglieder des Obstbaurings zum ermäßigten Preis erhalten. Die überschüssigen Mengen können sie als dank einer ökologischen Zertifizierung als Bioobst verkaufen und erhalten daher bessere Preise für ihre Äpfel.