Beim Flugtraining im Stage Apollo Theater ist es wichtig, auf der einen Seite richtig loszuschwingen, in die Tarzan-Pose zu kommen und auf der anderen Seite dann wieder die Stangen des Gerüsts zu greifen. Foto:  

Wenn Journalisten in die Luft gehen: Eine Mitarbeiterin will es wissen, hängt sich in die Seile und schwebt wie der Hauptdarsteller von Tarzan über die Bühne.

Möhringen - Schon während der Fahrt zum Stage Apollo Theater in Möhringen macht sich in meinem Bauch ein mulmiges Gefühl breit. Allerlei Gedanken schießen mir durch den Kopf. Was passiert, wenn ich die entsprechenden Übungen nicht umsetzen kann oder mich womöglich nicht traue, an einem Kletterseil wie die Darsteller im Musical Tarzan durch die Luft zu fliegen? Schließlich habe ich Höhenangst und das normalerweise nicht zu knapp. Es kam in der Vergangenheit sogar vor, dass mir schon beim Kirschenpflücken auf einer Leiter schwummerig wurde.

In einem großen abgegrenzten Raum hinter der Bühne des Stage Apollo Theater, in dem rechts und links an der Wand zwei große Baugerüste mit sechs Metern Höhe stehen, treffe ich auf Willem Catianis. „Ich bin Height Specialist und damit für alle Flüge der Schauspieler im Musical Tarzan zuständig“, sagt Catianis, der eigentlich Industriekletterer ist.

Am Anfang geht’s nur 50 Zentimeter in die Höhe

Er zeigt mir, wie ich den Klettergurt anzulegen habe und bittet mich dann, auf eine kleine Leiter zu steigen. Dort – dicht über dem Boden – führt er mir die Techniken zur richtigen Tarzan-Pose vor, die ich nachher beim Fliegen umsetzen soll. Es ist im ersten Moment ein komisches Gefühl, 50 Zentimeter über dem Boden an einen Seil zu hängen. Ich habe den Eindruck, meine komplette Selbstbestimmung zu verlieren, indem ich sie in die Hände eines völlig Fremden lege.

Erst soll ich ganz entspannt in dem Klettergurt sitzen, dann soll ich den Körper möglichst waagerecht zum Boden auf die linke Seite legen und dann auf die rechte Seite wechseln. Dabei nicht vergessen den Arm am Seil möglichst gestreckt zu lassen, die Beine zum Körper hin anwinkeln und die Knie so weit wie möglich auseinander halten. Die andere Pose besteht darin, sich mit dem Oberkörper nach hinten fallen zu lassen, kopfüber am Seil zu baumeln und sich dann wieder aufzurichten.

Dann gibt mir Willem Catianis das Zeichen für den ersten Flug. Er zeigt mir, wie ich an dem Gerüst hochklettern soll. „Du musst den rechten Arm so weit wie möglich am Seil haben, den linken Arm lässt du gestreckt am Gerüst, dann stell das linke Bein ein Rohr weiter nach oben“, erklärt er mit Engelsgeduld. Beim ersten Fliegen ist es schwierig, sich einfach auf die Seite fallen zu lassen und wie ein Affe durch die Lüfte zu schwingen. Mein Vertrauen in die Seilkonstruktion reicht doch noch nicht aus, und so bin ich schon auf der anderen Seite, bevor ich mich dazu durchringen kann, die Tarzan-Pose einzunehmen.

Nach dem vierten oder fünften Mal brennen mir die Arme

Doch am anderen Gerüst wartet schon die nächste Schwierigkeit: Denn es ist einfacher gesagt als getan, sich nach dem Flug wieder festzuhalten und in die Ausgangsposition zu kommen. Die ersten paar Mal ist es mir zwar noch möglich, aber nach dem vierten oder fünften Mal brennen mir schon so sehr die Arme, dass ich mich einfach nicht mehr halten kann. Ich rutsche ab und pendele zwischen den zwei Gerüsten hin und her. Catianis reagiert sofort und gibt mir die Anweisung, wieder in die Tarzan-Pose zu gehen, was diesmal sehr gut klappt, weil ich nicht an das Fangen des Gerüsts denken muss.

Immer wieder klettere ich das Gerüst hinauf. Immer wieder höre ich Willem Catianis sagen: „Streck den Arm am Gerüst aus, sonst hast du morgen schlimme Schmerzen in den Armen und dir wird sowieso schon einiges weh tun.“ Um ehrlich zu sein, schmerzen mir die Arme schon, nachdem ich das dritte Mal auf das Gerüst klettere und hin und her schwinge.

Ich kann mir kaum vorstellen, dass es noch schlimmer geht. Aber dennoch macht es mir richtig Spaß zu fliegen. Ich merke selber, wie sicher ich mit jedem Flug werde und traue mich auch bald noch ein paar Stufen höher zu steigen. Auch die Flüge in sechs Metern Höhe klappen ganz gut, waren aber von der Überwindung der Höhenangst her nochmals schwieriger.

Dem Hauptdarsteller höre ich gar nicht mehr richtig zu

Nach einer kleinen Führung hinter und auf der Bühne, in der Willem Catianis die Besonderheiten für die Flüge erklärt, ist noch ein Treffen mit dem Hauptdarsteller des Musicals John Vooijse geplant. Dieser zeigt mir erst einmal, wie der Profi fliegt und erzählt dann von seiner Arbeit als Schauspieler.

Ich kann mich allerdings gar nicht mehr wirklich auf seine Erzählungen konzentrieren, denn ich bin noch total vom Flug-Fieber gefangen. Mein Fazit ist, dass sich der dreitägige Muskelkater in fast allen Gliedmaßen wirklich gelohnt hat, dass ich zwingend an meiner Kondition und Fitness arbeiten muss und dass ich unbedingt mehr Muskeln in den Oberarmen brauche.