Wer sein eigenes Unternehmen auf die Beine stellen will, ist meist voller Ideen. Doch oft fehlt vor allem eins: Startkapital. Trotzdem schaffen es immer wieder Menschen auch mit wenig Mitteln.

Hartmut Layer brennt. Zumindest innerlich sprüht er vor Begeisterung, wenn er erzählt, wie er seinen Weg in den vergangenen 30 Jahren gefunden und seine Firma gegründet hat. Und wenn er vom Entwickeln seines eigenen Produkts spricht. Denn dahinter steckte vor allem er: nicht ein gelernte Chemiker wie normalerweise die Entwickler von Verbundfolien fürs Dach. Nein, der Hohenloher ist gelernter Einzelhandelskaufmann der Lebensmittelbranche. Und ein Verkäufer mit Herz und Seele. Bei seinem Onkel sah er als junger Mann, wie sich Geld verdienen lässt: im Schraubenhandel.

Doch dafür gab es bald Vertreter wie Sand am Meer. Also suchte er eine Nische und fand sie im Dachzubehör. Da es für Dachdecker und Zimmerer kaum Händler gab, die sich auf ihre Bedürfnisse einstellten, entdeckte er seinen Platz im Markt. Layers Geschäftsidee zeitigte großen Erfolg. Als selbstständiger Handelsvertreter ging er 1984 genau auf die Wünsche von Handwerkern ein und ließ von einem Hersteller auf der Alb maßgeschneidertes Dachzubehör fertigen. Doch als zweitältestes Kind von zehn Geschwistern aus ärmsten Verhältnissen hatte Layer kaum Eigenkapital. Es reichte gerade so für die GmbH-Einlage von 50 000 DM. Dafür lieh sich der in Morsbach geborene Gastwirt-Sohn 20 000 DM von seiner Schwester. 'Deswegen arbeitete ich mit dem Hersteller über Amortisation.

Bemerkenswerte Außendiensterfolge

Ich nahm eine Million Stück pro Jahr ab, dafür ging der Hersteller bei den Werkzeugen in Vorleistung. Ich lieferte ihm die nötige Auslastung', erzählt der 59-Jährige. Es funktionierte: Bereits im ersten Jahr machte Layer genügend Gewinn. Also wollte er das Dachzubehör selbst produzieren. Drei Millionen Mark musste er dafür investieren. Doch genügend Eigenkapital hatte er schon wieder nicht allein. Seinen ersten Mitstreiter fand er unerwartet in dem Banker, der 1986 beeindruckt Layers Businessplan las. Der Vorstand einer Raiffeisenbank holte vier weitere Investoren hinzu.

Dass die Marktnische gar nicht so klein war, zeigte sich ja deutlich an Layers Außendiensterfolgen. Hochwertig produzieren wollte er von dem ganzen Dachzubehör vor allem eines: hochdiffusionsoffene Dachbahnen. Diese sorgen wie eine atmungsaktive Jacke fast direkt unter den Dachziegeln dafür, dass Wärme im Haus bleibt, dafür aber die Feuchtigkeit hinausdiffundieren kann. Gleichzeitig schützt sie das Haus vor Nässe und dient als Isolation und gesunder Klimaaustausch. Billig etwa in Asien produziert, hält so eine Bahn zwischen drei und fünf Jahre.

Ein Rückbau kostet dann noch ohne weitere Schäden wie Schimmel 25 000 Euro im Normalfall. Layer wollte hier für mehr Langlebigkeit sorgen. Die Herstellung lief gut, doch Layer und seine Investoren hatten unterschiedliche Vorstellungen, wo es hingehen sollte. Sie trennten sich, und Layer gründete 1989 die BWK Dachzubehör GmbH. Zehn Jahre dauerte es, bis Layer und sein Team neben dem Verkauf von Handelsware ihr Alleinstellungsmerkmal hatten: Sie schafften es mit einem bis heute einzigartigen Verfahren, die Bahnen aus bis zu 20 Jahre haltendem, aber schwierig zu verarbeitendem Polyester herzustellen. Heute ist die BWK-Gruppe Marktführer in diesem Bereich. Mit 160 Mitarbeitern werden mehr als 100 Millionen Euro umgesetzt.

Ohne umfassendes Eigenkapital gehen viele Unternehmer vorsichtige Wege und starten zweigleisig. Deshalb steigen die Gründungen von Nebenerwerbsbetrieben jährlich laut Statistischem Bundesamt um einige Prozentpunkte, aktuell auf mehr als 250 000. Die IHK Stuttgart bietet kostengünstige Gründerseminare an für diejenigen, die zunächst nebenberuflich ein Standbein aufbauen wollen. Immerhin kommen zu den sechs Seminaren jeweils um die 40 Interessierte - vom Studenten über Frauen nach der Familienzeit und Angestellte bis zu Rentnern.

"Mein Chef war super und hat nicht Nein gesagt"

Dort geht es um Handfestes: Gewerbeanmeldung, Geschäftsplan oder Sozialversicherungen. IHK-Berater Michael Weißleder agiert auch mal als 'Spaßbremse', indem er unternehmerische Ideen einem Realitätscheck unterzieht und kritisch nachfragt. Entscheidend sind aus seiner Sicht, dass die nötigen Einnahmen klar geplant sind und dass es tatsächlich einen Markt und Kunden für die Idee gibt. Diese muss der Gründer prägnant formulieren können. Das konnte Friedrich E. Riempp von Anfang an. Er arbeitete nicht zweigleisig, sondern stürzte sich direkt nach dem erworbenen Elektriker-Meisterbrief in die Selbstständigkeit. Als Geselle hatte er sehr gut verdient, da die Kunden sich ihn auch fürs nächste Projekt wünschten. 'Mein Chef war super und hat nicht Nein gesagt', erzählt der heute 59-Jährige.

Der Sohn aus einer Handwerkerfamilie wollte sich schon immer selbstständig machen. Er arbeitete gut und verdiente 'schon richtig gut', wie er sagt. Damit sparte er sich sein Startkapital an. In seinem Heimatort Oberboihingen nahe Nürtingen funktionierte er 1981 eine Scheune zur Werkstatt um. Und kaufte sich mit insgesamt 15 000 DM ein Auto, Materialien wie Schrauben und Kabel sowie die nötigsten Werkzeuge. Seine ersten Kunden waren mittelständische Betriebe, die er zunächst telefonisch kennenlernte. Er installierte die Gebäudeelektrik und reparierte Maschinensteuerungen.

'So sieht im Grunde noch heute unser Geschäftsmodell aus', sagt der Chef von inzwischen 160 Mitarbeitern, von denen er aktuell 41 selbst ausbildet. So sind die Dimensionen schnell gewachsen: Nach zwei Jahren hatte er bereits fünf Angestellte. Einer von ihnen arbeitet noch heute bei ihm. Und aus einer kleinen Firma sind drei geworden: Kasch GmbH in Tübingen, Zimmermann GmbH in Esslingen und Riempp GmbH in Oberboihingen.