Erst die Hitze aus dem Lötrohr macht einen Rohling aus Edelmetall formbar. Foto: Jens Schierenbeck

Immer mehr Goldschmiede öffnen ihre Werkstatt für Kurse und bieten ihre Hilfestellung an, etwa beim Gestalten der eigenen Ehe- und Freundschaftsringe. Unter anderen das Atelier Hofgoldschmiede, in einem Wohnviertel in Ludwigsburg.

Ludwigsburg - Martina Runge ist Goldschmiedemeisterin. Ihr Atelier Hofgoldschmiede liegt in einem Wohnviertel in Ludwigsburg. Als sie an diesem Dienstagmorgen ihr Geschäft aufschließt, warten Silke und Annette bereits. Die Freundinnen kommen regelmäßig zu dem jeden Dienstagvormittag stattfindenden Goldschmiedkurs. Heute ist auch Marion gekommen, die mal schnuppern will.

Während Silke ihren Silber-Ring poliert, auf den sie später einen Stein aufsetzten will, muss Annette zunächst berechnen, wie viel Gold sie zur Ummantelung der beiden Mondsteine braucht, aus denen sie Ohrgehänge machen will. Das Gold wird ihr auf jeden Fall reichen, sie hat es von ihrem Mann zu Weihnachten geschenkt bekommen. Sie könnte sonst auch auf den Vorrat in ihrem „Schatzkästlein“ zurückgreifen. Darin hat sie Schmuckstücke ihrer Mutter gesammelt, die sie in dieser Form nie tragen würde. Inzwischen hat sie vieles bereits in Ringe und Anhänger umgeschmiedet und viel Freude dabei gehabt: „So gut wie am Dienstag geht es mir an keinem anderen Tag in der Woche“, sagt sie. Nach drei Stunden ist sie mit der Ummantelung der beiden Mondsteine fertig. Nächstes Mal werden die Steine eingesetzt.

Bei Annette merkt man, dass sie schon viel gelernt hat. Sie geht selbstständig an die Walze und walzt das Stück Gold so lange, bis es für ihren Zweck dünn genug ist. „Ich bin ein absoluter Goldtyp“, sagt sie und schaut bewundernd auf den massiven Silberring von Silke. Als ob diese Gedanken lesen könnte, begutachtet Silke ihren jetzt fertig geschliffenen Ring kritisch und sagt: „Ich schaue Gold zwar gerne an, trage es selber aber nicht.“

Bereits beim Schnupperkurs entsteht ein Schmuckstück zum Mitnehmen

Als Martina die „Neue“ an diesem Morgen fragt, was sie denn machen wolle, ist Marion zunächst verdutzt. Sie hatte sich vorgestellt, erst einmal eingewiesen zu werden in die Technik des Goldschmiedens und dann beim nächsten Mal eine Schmuckidee umzusetzen. Martina stellt sie vor die Wahl – Ring oder Anhänger. Marion entscheidet sich für einen Ring. Und schon streckt ihr die Goldschmiedin ein Tablett entgegen, auf dem viele Musterringe liegen. Marion entscheidet sich für einen „breiten Silberring mit gehämmerter Oberfläche“.

Goldschmiedin sei sie geworden, weil schöne Dinge sie schon immer begeistert hätten, erzählt Martina Runge. Mit der Hofgoldschmiede habe sich ihr Lebenstraum erfüllt, schwärmt sie. Dieser Enthusiasmus überträgt sich auf die Kursteilnehmer. Sie feilen, löten und polieren munter vor uns hin, fragen, kriegen Ratschläge und auch viel Lob. Geht etwas schief, weiß Martina sofort Rat.

Nach den drei Stunden haben die zwei Fortgeschrittenen ihre Schmuckkreationen ein großes Stück vorangebracht, und Anfängerin Marion hat eine Menge gelernt. Gold schmieden ist ein altes Handwerk und entsprechend anspruchsvoll sind Handwerkszeug und Technik. Mit der Finne, dem Schmiedehammer, muss man gut umgehen können. „Ganz gerade sitzen“, empfiehlt die Meisterin der Anfängerin, als diese sich an den Feilnagel setzt und lernt, dass man beim Feilen ziehen und nicht schieben soll.

Der Pinsel aus Dachshaar nimmt die Feilpartikel besonders gut auf

Am Ringstock wird dem Ring dann die richtige Form vorgegeben und mit der Lötkreuzpinzette kleine Partikel zum Zusammenlöten des Silbers aufgelegt. Mit der Schmirgellatte wird die Lötnaht glatt geschmirgelt, und am herzförmigen Ringstock aus Holz bekommt das Schmuckstück seine gehämmerte Oberfläche. Mit der Ziegenhaarbürste, die eine besonders gute, schleifende Wirkung hat, hat Marion zuvor den Ring poliert. Der Pinsel aus Dachshaar wird verwendet, weil er die Feilpartikel besonders gut aufnimmt. Und zum Polieren nimmt man „Pariser Rot“, eine Mischung aus Leinöl und Blei. Das Mattieren der Oberfläche wird dagegen mit der Rückseite eines ganz simplen Glitzi-Küchenschwamms gemacht.

Nachdem Martina Runge noch das Siegel ihrer Hofgoldschmiede – eine kleine Hand – in die Innenseite des Rings geprägt hat, ist Marions erstes selbst geschmiedetes Schmuckstück fertig. Es wird wohl nicht ihr letztes sein, meint sie, als sie sich von Silke und Annette verabschiedet.