Im und am abgesperrten Gebiet rund um die Gerokstraße sorgten Polizei, Schulleiter und Erzieherinnen dafür, dass die Kinder gut und sicher nach Hause kamen. Foto: dpa

Der Polizeieinsatz auf der Gänsheide hatte auch Auswirkungen auf das Heidehof-Gymnasium und Kindergärten. „Das war ein Ernstfall“, sagte der Heidehof-Chef Berthold Lannert. „Und es hat alles relativ gut geklappt.“

S-Ost - Der Mord an einem Rechtsanwalt auf der Gänsheide und der damit verbundene stundenlange Großeinsatz der Polizei haben nicht nur die Anwohner in Atem gehalten, sondern auch viele Eltern und ihre Kinder aus dem ganzen Stadtgebiet. In der Nähe des Tatorts sind zwei Kinderkrippen und Kindertagesstätten sowie das evangelische Heidehof-Gymnasium. Dort griff unmittelbar nach dem ersten Hinweis auf einen bewaffneten Mann in der Nähe das Amok-Konzept der Schule.

Es war kurz nach 13 Uhr am Montag, als eine Nachbarin im Heidehof-Gymnasium anrief und den Schulleiter Berthold Lannert über einen bewaffneten Mann in dem Quartier in Halbhöhenlage informierte. Praktisch im gleichen Moment sah Lannert beim Blick aus dem Fenster, dass auf dem Straußweg dunkle Vans auffuhren und Polizeibeamte heraussprangen. „Ich bin dann sofort mit fünf Kollegen über das ganze Gelände und wir haben alle Schüler ins Gebäude gebracht“, sagt Lannert. Das ist Teil des Alarm-Konzeptes der Schule und war mit dem Lehrer-Kollegium schon wiederholt geübt worden.

Weg von der großen Fensterfront

Da das Schulgelände weitläufig und verwinkelt ist und über mehrere Schulhöfe und einen Sportplatz verfügt, dauerte es seine Zeit, bis alle Schüler drinnen waren. Das Gymnasium wird von rund 600 Schülern besucht, um 13 Uhr sind viele Schüler entweder noch im Unterricht, schon beim von der Schule angebotenen Mittagessen oder auch bereits im Tagheim-Bereich, der vor allem von Fünft- und Sechstklässlern besucht wird. Die Tagheim-Kinder mussten zunächst die große Fensterfront meiden und sich im hinteren Bereich der Räume aufhalten. Diejenigen Schüler, die zu dem Zeitpunkt Sportunterricht hatten, mussten in der Sporthalle bleiben und durften zunächst auch nicht nach Hause.

„Das war ein Ernstfall“, sagt Lannert. „Und es hat alles relativ gut geklappt.“ Man habe nur kurz überlegt, ob man die Eltern informieren solle, so der Schulleiter. „Aber dann wäre das Verkehrschaos um das weiträumig abgesperrte Gebiet noch größer geworden.“ Als sich die Situation für die Schulleitung geklärt hatte, durften sich die Schüler in Absprache mit der Polizei nach Unterrichtsende auf den Heimweg machen, immer entlang der Absperrungen. Alle seien darüber informiert worden, dass die Stadtbahnlinie U 15 nicht fährt und die Haltestelle Bubenbad, an der viele Heidehof-Schüler ein- und aussteigen, nicht erreichbar sei. Die jüngeren Tagheim-Kinder, die auf die Stadtbahn angewiesen waren, wurden von Erzieherinnen bis zur Haltestelle Olgaeck begleitet und konnten von dort aus nach Hause fahren.

Die Ereignisse wurden in den Klassen thematisiert

Lannert hatte noch im Laufe des Montags Kontakt zu einigen Eltern, deren Kinder durch die Ereignisse verunsichert und zum Teil auch verängstigt nach Hause gekommen seien. Deswegen waren die Klassenlehrer am Dienstag noch einmal angehalten, die Ereignisse in den Klassen zu thematisieren und zu besprechen.

Der private bilinguale Kindergarten Die Kindervilla an der Planckstraße war knapp außerhalb des abgesperrten Gebiets rund um den Tatort. Dort wurden viele abholende Eltern, die es durch die sich rasch bildenden Staus geschafft hatten, vom Anblick des massiven Polizeiaufgebots überrascht und sorgten sich um ihre Kinder. Sie konnten sie aber problemlos abholen.

Anders sah es in der Kindertagesstätte St. Konrad in der nahe dem Tatort gelegenen Breitlingstraße aus. In der bilingualen Kita, die von rund 50 Kindern besucht wird, sei der Betrieb erst in dem Moment beeinträchtigt gewesen, als die Eltern ihre Kinder abholen wollten, sagte ein Verantwortlicher am Dienstag. Das musste in Absprache mit der Polizei organisiert werden. „Die Eltern waren natürlich aufgeregt“, hieß es am Dienstag. Aber es habe keine größeren Probleme gegeben.