Axel Jamm bräunt sich bevorzugt im Bad Berg. Foto: privat

Axel Jamm war Fernsehautor und Redakteur beim Südwestrundfunk. Doch eins hat ihm gefehlt: Er wollte sich wie die Journalisten Zeit nehmen können zum schreiben. Mit seinem Lokalkrimi hat er sich diesen Wunsch erfüllt.

S-Süd - Seine Berufswünsche reichten in jungen Jahren von Testpilot über Tänzer bis hin zu Arzt, Kunsthistoriker und Archäologe. Am Ende studierte Axel Jamm Germanistik und Philosophie. Er habe eben viele Interessen, begründet Jamm seine damalige Unentschlossenheit. Deshalb habe er sich am Ende entschieden, Journalist zu werden. Da habe er von allem etwas, habe er sich gedacht. „Und ich konnte hinter die Kulissen blicken“, erzählt er. Das Tolle an dem Job sei, dass man einen Einblick in viele Dinge bekomme, die anderen Menschen verschlossen blieben.

Eigentlich wollte er weiter arbeiten

Sein komplettes Berufsleben war Jamm Fernsehautor und Redakteur beim Südwestrundfunk (SWR). „Mein halbes Leben habe ich dort verbracht“, sagt er und wird ein bisschen wehmütig. Irgendwann hätten sie ihn ohne großes Aufhebens in den Ruhestand verabschiedet. „Ich wollte eigentlich weiterarbeiten“, sagt er.

Ein Krimi mit Stuttgartbezug

Das Wort Rente gefällt Jamm deshalb nicht. „Ich höre das nicht gerne“, sagt er. Der 66-Jährige arbeitet einfach nicht mehr beim SWR. Beschäftigungslos ist er deshalb noch lange nicht. Neben seiner Tätigkeit als Fitnesstrainer und Lektor hat Jamm nun ein Buch geschrieben. Heute stellt er in der Weinstube Fröhlich seinen ersten Krimi mit dem Titel „Pilgrims Reise“ vor. Passend zum Genre – es ist ein Stuttgart-Krimi – liest er gemeinsam mit dem Stuttgarter Schauspieler und Sprecher Moritz Brendel in dem schwäbischen Traditionslokal Passagen aus seinem Werk.

Als Fernsehautor hatte Jamm immer neidisch zu den schreibenden Kollegen bei der Zeitung und den Zeitschriften geschaut. „Die hatten es so gut. Sie konnten sich Zeit nehmen, ihre Gedanken zu formulieren“, sagt er. Mit seinem ersten Buch hat Jamm nun seinen Traum, selbst zu schreiben, in die Realität umgesetzt.

Die kleine Rache im Buch ausleben

In dem Regionalkrimi geht es um Liebe, Eifersucht und dunkle Machenschaften im Schwäbischen. Der Protagonist, Hauptkommissar Pilgrim, muss in dem schwäbischen Örtchen Biberau den Mord an einem Journalisten aufklären. In seinem Krimi rechnet Jamm auch ein bisschen mit allem ab, was ihn sein Leben lang genervt hat. Das ist zum Beispiel eine Berufsgruppe, die seiner Ansicht nach gerne recht hat – die Lehrer. So ist der vermeintliche Journalist im Krimi tatsächlich kein Journalist, sondern will nur einer sein. Eigentlich ist er Lehrer, deshalb muss er sterben. „Das ist meine kleine Rache“, sagt Axel Jamm.

Streng autobiografisch ist Jamms Krimi nicht. Er hat aber viele Dinge eingearbeitet, die aus seinem beruflichen Alltag stammen. Auch mit den Schwaben setzt er sich auseinander. Zwar ist er selbst im Westfälischen aufgewachsen und hat lange in Heidelberg gelebt. Inzwischen ist er aber in Stuttgart im Heusteigviertel heimisch. „Ich könnte hier nicht leben, wenn ich Stuttgart und seine Leute ablehnen würde“, sagt er. Dennoch: eine gewisse Distanz zur schwäbischen Mentalität ist geblieben. Ein bisschen sind die Schwaben ihm ans Herz gewachsen, ein bisschen nimmt er sie ihn seinem Buch aber auch auf die Schippe.

In Bad Berg ist die Welt noch in Ordnung

Seine Erfahrungen mit echten Schwaben sammelt der Autor am liebsten im Bad Berg. Der 66-Jährige, der aussieht als würde er seinen Ruhestand in der Karibik verbringen, kultiviert seine nahtlose Tiefenbräune in dem Stuttgarter Mineralbad. Dort verbringt er seine Freizeit und schreibt Texte. „Es gibt nichts Schöneres, als im Berg zu liegen und eine schwäbische Unterhaltung zu belauschen“, gibt er zu. Und ergänzt: „Wenn die ganze Welt so wäre wie im Bad Berg, wäre alles in Ordnung.“

In schwäbischem Dialekt geschrieben hat er seinen Krimi bewusst nicht. „Das wäre irgendwie anbiedernd“, meint Jamm. Als Nicht-Schwabe würde er ohnehin nur ein Pseudoschwäbisch hinbekommen, ist er sich sicher. Dann würden seine Figuren wohl kaum authentisch wirken.

Termin:
Die Lesung von Axel Jamm beginnt heute, 8. Oktober, um 19 Uhr in der Weinstube Fröhlich, Leonhardstraße 5.