Engpass: zwischen den beiden Reihen parkender Autos bleibt wenig Platz übrig. Foto: Fritzsche

Im Oktober startet das Parkraummanagement im Bezirk Nord – auch an der Seestraße. Die Anwohner dort glauben, dass damit nicht alle Probleme gelöst werden: etwa das der viel zu schnell die enge Straße entlang bretternden Autofahrer.

S-Nord - Die Seestraße hat ein Parkproblem. Die beiden Seiten der schmalen Straße sind fast zu allen Tages- und Nachtzeiten eng zugeparkt, sodass die Anwohner Mühe haben, Platz für ihr Fahrzeug zu finden. Viele Studenten parken hier, die an die Institute der Uni Stuttgart an der Wiederholdstraße wollen, sowie Mitarbeiter und Besucher des nahegelegenen Katharinenhospitals. Das Parkproblem wird jedoch bald gelöst sein: Vom 1. Oktober an gilt an der Seestraße das Parkraummanagement. Wer parken will, muss bezahlen, rund 7,20 Euro am Tag. Die Anwohner können Parkausweise erwerben.

Das Parkraummanagement komme viel zu spät, sagt André Tezulas. Er wohnt an der Seestraße und hat schon mehrmals mit der Stadtverwaltung Kontakt aufgenommen. „Jetzt heißt es ja aber immer, das Parkraummanagement kommt.“ Damit, so ist Tezulas überzeugt, sind allerdings nicht alle Probleme gelöst. „Die Leute fahren hier viel zu schnell durch“, sagt er.

Beim Vororttermin bestätigt sich dies: Obwohl die parkenden Autos auf beiden Seiten wenig Platz lassen – schon ein etwas breiterer Geländewagen müsste umsichtig fahren, von Transportern oder Lastwagen ganz zu schweigen –, brausen die Autofahrer relativ schnell vorbei. „Hier gilt Tempo 30, das ist doch keine Durchfahrtsstraße“, sagt Tezulas. Mit dem Parkraummanagement werde sich das Tempo nicht ändern, und die Zahl der durchfahrenden Autos auch nicht, prognostiziert er. „Die Verkehrsüberwachung habe ich hier noch nie gesehen“, klagt Tezulas. Er befürchtet, dass die Raser nicht rechtzeitig anhalten können, wenn ein Kind zwischen den dicht geparkten Autos auftaucht und auf die Straße läuft – etwa vor dem jüngst sanierten Spielplatz. „Die älteren Anwohner erzählen mir, das war schon immer so“, berichtet André Tezulas. „Als Fritz Kuhn gewählt wurde, hieß es, jetzt werde der Feinstaub bekämpft – verändert hat sich immer noch nichts.“

Die Nachbarn fordern einen Blitzer

Einen Schrecken eingejagt hat ihm auch ein Unfall: Ein Autofahrer, der schnell unterwegs gewesen sei, habe ihm die geöffnete Fahrzeugtür abgefahren, weil die Straße so schmal sei und es keinen Platz zum Ausweichen gebe. „Das war gefährlich“, sagt Tezulas. „Muss erst einem Kind so etwas passieren, bevor etwas getan wird?“

Er ist nicht der einzige Anwohner, der das so sieht. „Die Leute heizen hier durch, als ob es eine dreispurige Straße wäre“, sagt eine Nachbarin, die mit ihrem Kind unterwegs zum Spielplatz ist. „Katharinenhospital, Uni, Büros – alle parken hier. Man muss immer kreiseln und suchen, wenn man als Anwohner parken will.“ Einen Blitzer müsste die Stadt aufstellen, fordert sie.

Ähnlich denkt Britt Schnell. Sie ist Inhaberin des Friseursalons Köpfe bei Britt an der Seestraße 63 und sieht täglich durch das große Ladenfenster, was an der Straße passiert. Die zwei Kundenstellplätze, die zu ihrem Laden gehören, sind mittlerweile mit einer Kette gesichert. „Früher habe ich das nicht gemacht“, erinnert Schnell sich, dann sei aber der Parkdruck immer schlimmer geworden, und die Kundenplätze seien viel zu oft von Nichtkunden belegt worden. „Einer davon hat meinen Mann einmal übel angegangen, als er ihn darauf angesprochen hat – seitdem hängt die Kette.“ Seit 24 Jahre betreibt Schnell das Friseurgeschäft an der Seestraße. Schwellen in der Straße wären eine gute Lösung, meint sie.

Für Sabine Fritsch vom Nagelstudio 5 Sterne schräg gegenüber sind die Langzeitparker ein Ärgernis: „Die stehen hier eine Woche oder länger, und das sind immer Autokennzeichen aus der Region.“

Ein Verkehrszählgerät soll installiert werden

Von Oktober an, also mit der Einführung des Parkraummanagements, werde auf Falschparker kontrolliert, heißt es dazu aus der Stadtverwaltung. Abgesehen davon solle in den nächsten Wochen ein Verkehrszählgerät installiert werden. „Das wird den Verkehr zählen sowie die Geschwindigkeit messen und Zeitangaben machen“, erklärt Joachim Elser, Leiter der Verkehrsüberwachung beim Amt für öffentliche Ordnung, auf Nachfrage. Die Stadtverwaltung besitze zwei dieser Geräte, die beide derzeit im Einsatz seien. Sobald eines frei wird, soll es an der Seestraße aufgestellt werden. „Wenn sich herausstellt, dass zu schnell gefahren wird, soll es scharfe Radarkontrollen geben“, versichert Joachim Elser.