Britte Ackermann muss Aufgaben eines Pfarrers übernehmen, da die Stelle derzeit nicht besetzt ist. Foto: Amadeus Banerjee

Die 29-jährige Britta Ackermann beginnt bei den Katholiken in Degerloch, Hohenheim, Birkach, Sillenbuch und Heumaden. Weil es zurzeit keinen Pfarrer gibt, ist sie viel mehr als eine Pastoralreferentin. Sie kennt das schon.

Filder - Die künftigen Aufgaben von Britta Ackermann sind wahrhaftig nicht klein. Die Seelsorgeeinheit Degerloch soll nicht nur mit Hohenheim zusammenarbeiten, sondern auch mit den Katholiken in Sillenbuch und Heumaden. „Als neue Pastoralreferentin manage ich diesen Prozess parallel zur Jugend- und Altenbetreuung “, sagt sie. Von Montag an.

Mehr Arbeit wegen Pfarrer-Vakanz

Als hätte sie noch nicht genug zu tun: Die Pfarrstelle ist gerade vakant. „Ich übernehme deshalb den Vorgottesdienst und Andachten“, sagt Ackermann. Als Patoralferentin ist sie eigentlich zuständig für die Jugendarbeit und die Katechese, also die Einführung in den christlichen Glauben. Sie arbeitet zudem in der Alten- und Jugendbetreuung. „Ich bin durch meine vergangenen Aufgaben in Reutlingen mit dieser Situation vertraut. Dort gab es ebenfalls eine Vakanz von vier Monaten“, sagt sie. Es werde sicherlich nicht einfach, in einem Viererteam die ganze Arbeit zu bewältigen.

Dennoch freut sie sich auf die Herausforderung. „Ich kehre quasi in die alte Heimat zurück“, sagt Ackermann, die in Stuttgart-West aufwuchs. Mit 20 Jahren nahm sie das Studium der katholischen Theologie und der Sozialen Arbeit im oberbayrischen Benediktbeuren auf. Die vergangenen zwei Jahre erhielt sie in der Seelsorgeeinheit Reutlingen den letzten Schliff. „Mich hat es immer sehr gereizt, mit Menschen zusammenzuarbeiten“, sagt sie.

Ein Pfarrer bestärkte sie, sich der Seelsorge zu widmen

Aus einer sonderlich religiösen Familie kommt sie nicht. Bevor Ackermann den Weg zur Seelsorge einschlug, arbeitete sie als Jugendliche lange in Stuttgart in der kirchlichen Jugendarbeit. „Mein Weg zur Pastoralreferentin hat sich Stück für Stück ergeben“, sagt die 29-Jährige.

Bis zum Ende ihrer Schulzeit konnte sie sich vorstellen, Biologie oder Medizin zu studieren. Kurz vor dem Abitur 2004 starb allerdings ein sehr enger Freund. Der Pfarrer aus der Seelsorge bestärkt sie, selbst Menschen in schwierigen Lebenslagen zu begleiten. „Sozialarbeit ist heute mein Handwerkszeug“, sagt sie. Schon während ihres Studiums arbeitete sie in der nachklinischen Behandlung für Patienten mit Schädeltrauma. „Ich habe die Patienten mit motorischen und sprachlichen Übungen neu an den Alltag gewöhnt. Ich konnte so viel aus der Beziehungsarbeit mitnehmen“, sagt Ackermann.

Kirche begreift sie als buntes Feld. Sie will Menschen mit ihren Angeboten erreichen, die der Kirche nicht sehr nahestehen. Zwanghaft Leute für die Kirche zu rekrutieren, lehnt sie ab. „Wir dürfen in Deutschland weiterhin ein christliches Profil haben. Wir sollten aber religiös nicht übergriffig werden“, sagt Ackermann. Sie möchte den Menschen den Glauben vorschlagen und ihn nicht überstülpen. „Es ist die größte Herausforderung, in Gesprächen mit den Menschen nach Antworten zu suchen.“