Beschädigte Boote im Hafen von Bodrum (Türkei). Das Seebeben in der Nacht auf Freitag hat einen kleinen Tsunami ausgelöst. Foto: AP

Nicht nur entlang der Ufer des Pazifik, auch im Mittelmeer bringen Flutwellen immer wieder Tod und Verwüstung. Das Seebeben in der Nacht auf Freitag hat in der südlichen Ägäis einen kleinen Tsunami ausgelöst.

Kos - Auch wenn zwei Tote und zahlreiche Verletzte zu beklagen sind: Das Seebeben in der südlichen Ägäis in der Nacht zum Freitag verlief vergleichsweise glimpflich ab. Vor allem löste das Beben, das immerhin die Stärke 6,5 bis 6,7 auf der Richterskala erreichte, vor der beliebten Ferieninsel Kos keinen wirklich gefährlichen Tsunami aus. Auch wenn die etwa 60 Zentimeter hohen Flutwellen den Hafen überschwemmten und dabei Boote und Hafenanlagen beschädigten. Auch die benachbarte türkische Küste war von den Wellen betroffen. Hier wird von Fischerbooten berichtet, die an Land gespült wurden.

Auch wenn es Urlauber und Einheimische wohl nicht gerne hören: Das Mittelmeer ist eine Tsunami-Region. Weil hier die Afrikanische und die Eurasische Kontinentalplatte aufeinanderprallen, kommt es immer wieder zu Erdbeben, aber auch zu Vulkanausbrüchen. Wenn sich diese unter dem Mittelmeer ereignen, sind Flutwellen die logische Folge.

Dabei rechnen die Geologen mit etwa einem verheerenden Tsunami pro Jahrhundert. Insgesamt kann man davon ausgehen, dass sich weltweit etwa zehn Prozent der Tsunamis im Mittelmeer ereignen. Der folgenschwerste Tsunami der jüngsten Zeit ereignete sich am 21. Mai 2003. Nach einem Beben der Stärke 6,8 vor Nordafrika raste eine Flutwelle mit rund 300 Kilometern pro Stunde auf die Balearen zu. Dort zerstörten die bis zu zwei Meter hohen Wellen auf Mallorca und Ibiza rund 200 Boote und mehrere Fischerhütten.

Beim Tsunami 1600 vor Christus könnte das rätselhafte Atlantis untergegangen sein

Mit den besonders gefährdeten Regionen Griechenland und Süditalien sowie der Türkei und Ägypten sind dabei Nationen betroffen, in denen es gut belegte historische Berichte über schlimme Tsunamis gibt. Darüber hinaus bestätigen geologische Untersuchungen die verheerenden Auswirkungen riesiger Flutwellen. Dabei wird von historischen Beben berichtet, die Zehntausende von Toten gefordert haben – etwa das Beben im Jahr 365, das auf Kreta wie auch in Ägypten und Sizilien gewaltige Zerstörungen verursacht hat.

Bei manchen Beben sollen die Wellen Höhen von bis zu 20 Metern erreicht haben. Bei dem Tsunami, der um 1600 vor Christus nach der Vulkanexplosion auf der Insel Santorin die Küsten des östlichen Mittelmeers überschwemmt hat, sollen die Wellen nach Ansicht mancher Experten sogar bis zu 60 Meter hoch gewesen sein. Damals könnte auch das legendäre Atlantisvon dem Vulkanausbruch und den Monsterwellen verschlungen worden sein, wenn es denn wirklich dort existiert hat, wo heute die Insel Santorin liegt. Aber das ist eine andere Geschichte.