Sebastian Turner Foto: privat

Turner traut sich OB zu - 45-Jährige hat Baden-Württemberg als Marke populär gemacht.

Stuttgart/Berlin - Sebastian Turner weiß, wie man sich in Szene setzt: Seit am Freitagabend bekannt wurde, dass er im Herbst als parteiloser Kandidat für die CDU antreten will, summt es ganz ordentlich im politischen Bienenkorb, nicht nur bei der CDU. Und das, ohne dass die Hauptperson auch nur ein Wort gesagt hätte.

Aus Rücksicht auf die Partei will sich Turner am Montag erst bei der CDU, und dann offiziell gegenüber der Presse erklären. Bis dahin äußert sich der 45-jährige Wahlberliner nur im Hintergrundgespräch mit unserer Zeitung über seine Motive, Ambitionen und die noch vagen politischen Ziele.

Turner ist am 4.Juli 1966 im niedersächsischen Clausthal-Zellerfeld zur Welt gekommen, aber in Stuttgart aufgewachsen. Der Sohn des Hohenheimer Uni-Rektors Georg Turner ist schon in jungen Jahren als Journalist und Unternehmer aktiv. 1999 erhält die von ihm mitbegründete Berliner Agentur Scholz&Friends von der CDU-FDP-Landesregierung den Zuschlag für die Imagekampagne. Der Slogan "Wir können alles - außer Hochdeutsch" macht die Marke Baden-Württemberg - und Turner - populär. Der lukrative Auftrag läuft erst 2009 aus.

In Spitzenzeiten hatte die börsennotierte Scholz&Friends AG 1600 Mitarbeiter. Das ist für den einstigen Vorstandsvorsitzenden und Aufsichtsrat Turner Beleg genug, dass er auch als Quereinsteiger an der Spitze der StuttgartAG zurecht käme. 14 Stunden tägliche Kärrnerarbeit und der Verlust der Privatheit schrecken ihn nicht. Für einen Demokraten sei es attraktiv und ehrenhaft, wenn man für ein Amt infrage komme, meint er. Die politische Demut wirkt bei ihm authentisch. Doch Turner kann auch anders: Klugheit, Eloquenz und sein smarter Auftritt lassen ihn auch immer etwas distanziert und elitär erscheinen.

Turner, der seit 2009 vornehmlich im Bereich Wissenschaft und Bildung tätig ist, hat sich in seiner "Heimatstadt" nicht selbst ins Spiel gebracht. Er wurde vom Chef der Stuttgarter CDU angesprochen, hat lange überlegt und erst kürzlich zugesagt. Neben den städtebaulichen Perspektiven reizt Turner vor allem das bürgerschaftliche Engagement, das sich im Streit um Stuttgart21 entwickelt hat. Turner will diese Kraft auf neue Herausforderungen umlenken. Doch S21 ist auch seine Achillesferse: Der 2008 von Scholz&Friends gelieferte Slogan "Das neue Herz Europas" war ein Flop. Damals wurde deutlich, dass der erfolgsgewohnte Werber eben nicht den Nerv der Bürger getroffen hatte. Eine Steilvorlage für die Grünen im OB-Wahlkampf.

Auch in der CDU wird Turner der Wind hart ins Gesicht blasen. Er hat Respekt vor den etablierten Köpfen, das gibt er offen zu. Turner ist keiner von ihnen. Das kann sein Nachteil sein - oder sein Vorteil.