Sebastian Hempel spiegelt sich in seiner eigenen Installation. Foto: Gottfried Stoppel

In der Galerie der Stadt Backnang wird am Freitagabend eine Ausstellung mit Werken des Dresdener Künstlers Sebastian Hempel eröffnet. Viele der Installationen werden durch Bewegungsmelder vom Betrachter aktiviert.

Backnang - Wenn die Besucher den Raum im Erdgeschoss der Städtischen Galerie in Backnang betreten, dann beginnen mehrere Dutzend zweieinhalb Meter hohe Neonröhren zu tanzen. Wie wild bewegen sich die Leuchten, und manch einem Betrachter wird es ein bisschen schummerig. Im Zimmer gleich nebenan verwandelt sich die Farbe eines mehrere Meter langen Gebildes: aus weiß wird urplötzlich schwarz. Der Dresdener Künstler Sebastian Hempel verbaut in viele seiner Kunstwerke Bewegungsmelder und Steuerungselemente.

Er betrachte sich nach wie vor als Bildhauer, sagt Hempel, der einst Steinmetz gelernt hat. „Was für mich aber nicht in Frage kommt: den Raum auszudrücken, indem ich etwas hinstelle und sage: das ist jetzt ein Gegenstand im Raum. Das funktioniert nicht mehr.“ Hempel hat nach seiner Lehre an der Dresdener Kunsthochschule studiert. „Ich habe mich mit der Bildhauerei versucht, zum Zeichnen war ich zu ungeduldig“, sagt der 46-Jährige bei diesem Vorab-Rundgang durch seine Ausstellung, die am Freitagabend eröffnet wird. Irgendwann habe er dann angefangen, „überall Motoren dran zu bauen“.

Große Experimentier- und Spielfreude

Viele von Hempels Kunstwerken sind interaktiv. Der Mann verfügt ganz offenkundig über eine große Experimentier- und Spielfreude. Die Betrachter seiner Werke müssen mitmachen, indem sie an einem der Bewegungsmelder vorbeilaufen oder schlicht einen Schalter betätigen.

Auch das Werk mit dem Titel „Vier Quadrate“ wird mit Hilfe eines Bewegungsmelders in Gang gesetzt. Vier Leuchtdioden, die auf einer sich drehenden Apparatur montiert sind, beginnen zu rotieren. Zunächst entstehen merkwürdig geformte Gebilde. Wenn der kleine Elektromotor aber seine Höchstgeschwindigkeit erreicht, dann sehen die Betrachter tatsächlich vier blitzsaubere Quadrate.

In allen Galerieräumen surren winzige Motoren, und die Neonleuchten brummen. Am lautesten geht es im Obergeschoss zu: Das imposante Werk heißt „United Colours“. In einem mehrere Meter langen durchsichtigen Schlauch tanzen, von einem Gebläse angetrieben, knallbunte Gummistückchen.

Rund 250 gestapelten Neonröhren

Sebastian Hempel ist in Backnang durchaus kein Unbekannter. Eine Lichtinstallation von ihm wurde von Herbst des vergangenen bis Frühjahr diesen Jahres beim Murrwehr im Rahmen des Lichtkunstfestivals der Kultur-Region Stuttgart gezeigt. Daran wolle die neue Ausstellung nun anknüpfen, sagt der Leiter der Galerie, Martin Schick. Man zeige Hempels „künstlerisches Schaffen in der Breite“.

Eins der eindrucksvollsten Werke ist sicherlich der „Leuchtturm“, der im gotischen Chor zu sehen ist. Die rund 250 gestapelten Neonröhren sind so programmiert, dass eine Lichtwand langsam von oben nach unten läuft. Beim flüchtigen Hinsehen könnte man meinen, in dem hohen Raum fließe ein Wasserfall.