Jasmin Gross (Nr. 88) ist einer von zwei Quarterbacks bei den Scorpions Sisters. Foto: Yavuz Dural

Die Frauenmannschaft im American Football bei den Stuttgart Scorpions startet mit knapper Niederlage in die Bundesligasaison.

Degerloch - Der Anfang ist sehr vielversprechend gewesen. Hatten einige Pessimisten bei der Premiere der Scorpions Sisters in der höchsten deutschen Frauenspielklasse im American Football eine deutliche Abfuhr befürchtet, so stand am Ende einer speziell in der Defensive starken Vorstellung eine hauchdünne 6:8-Niederlage gegen die Rangers-Ladies aus München. Und dabei wäre für den Erstliga-Neuling aus Degerloch noch mehr drin gewesen: „Zu verlieren ist immer ärgerlich, aber wir waren schon gar nicht so weit weg von dem einen Sieg, den wir uns für diese Saison vorgenommen haben“, sagt die Mannschaftssprecherin Franziska Schramm.

Zur Erinnerung: Bis Ende 2013 hatte die Frauen-Footballmannschaft der Scorpions bereits in der 2. Bundesliga gespielt. Trotz zweier Vizemeisterschaften verzichtete der Klub aber aus personellen Gründen jeweils auf den möglichen Gang nach oben. Es kam aber noch schlimmer: das Team wurde mangels Spielerinnen komplett aufgelöst und die Spielzeit 2014 fand ohne die Stuttgarterinnen statt, während ein Großteil des Kaders die Karriere beendete, vorläufig still legte oder nach Crailsheim wechselte.

In der ersten Liga angreifen

Nach einem Jahr Pause mit viel Mundpropaganda, Probetrainings und insgesamt 25 neuen Kräften, gab es 2015 ein Comeback der Sisters in der zweiten Liga. Dort wurden zwar alle Spiele verloren, dennoch entschieden sich die Spielerinnen, der Trainerstab und die Vereinsführung, in dieser Saison sogar in der ersten Liga anzugreifen. Aufgrund der geringen Anzahl an Frauenteams in Deutschland, kann man sich die Spielklasse quasi selbst aussuchen, man muss nur viel Mut und eine gewisse Kadergröße dafür mitbringen.

Aktuell besteht die Frauenmannschaft der Scorpions aus 40 Spielerinnen. Mehr als die Hälfte davon sind „Rookies“ (Neulinge), sie haben erst in den vergangenen 18 Monaten mit der Sportart begonnen. „Wir haben einige Spielerinnen, die aus dem Fußball, Basketball oder von anderen Sportarten kommen. Wir Etablierten müssen noch viel Regeln und taktische Kniffe erklären, aber alle sind mit großem Ehrgeiz und viel Engagement dabei“, sagt Franziska Schramm, die einst von den Holzgerlingen Twister auf die Waldau gewechselt war.

Sechs Spiele (drei zu Hause und drei auswärts) muss das von Chefcoach Andreas Giese und dem insgesamt vier Kräfte starken Trainerstab angeleitete Team in der Südgruppe der ersten Liga bis Anfang September bestreiten. Zwei der Gegner kommen aus München, dazu geht es bereits am nächsten Wochenende zu den Crailsheim Hurricanes, dem mit mehreren Nationalspielerinnen und einigen ehemaligen Scorpions Sister gespickten mehrfachen deutschen Vizemeister.

Sie können gar nicht absteigen

Aber auch vor diesem scheinbar übermächtigen Gegner hat der Neuling keine Angst. In der Saisonvorbereitung hatten sich die Sisters den achtmaligen und auch amtierenden deutschen Meister, die Berlin Cobra Ladies zu einem gemeinsamen Trainingswochenende unter den Fernsehturm eingeladen. „Wir haben gar nicht so schlecht ausgesehen, außerdem haben wir ohnehin keinen Druck, weil wir gar nicht absteigen können“, sagt die Teamsprecherin Schramm, die auf der Position des Linebackers in der Defensive aktiv ist.

Von 15 Jahre (Michelle Beste) bis zur 43-jährigen Centerin Kerstin Huber reicht die Altersspanne im Aufgebot, das mangels Konkurrenz im Großraum Stuttgart auch Spielerinnen aus Ludwigsburg, Metzingen und Reutlingen beinhaltet. Eine der jüngsten, aber gleichzeitig wichtigsten Spielerinnen im Aufgebot ist die 17 Jahre alte Sarah Nägele, die sich die Position des Quarterbacks (Spielmacher) mit Jasmin Gross teilt. Beide Damen trainieren einmal pro Woche mit dem Profi Shane Carden, dem Quarterback des Bundesliga-Männerteams der Scorpions. „Sie profitieren unglaublich davon, aber dafür, dass wir so viele Anfängerinnen haben, macht eigentlich das ganze Team eine sensationell schnelle Entwicklung durch“, lobt Schramm.