Conner Sullivan spielt seit dieser Saison für die Stuttgart Scorpions. Foto: Baumann

Conner Sullivan, der neue Quarterback des Football-Erstligisten Stuttgart Scorpions, macht mit seinen Videos im Internet Furore. Der 24-Jährige träumt von einer eigenen TV-Show.

Stuttgart - Conner Sullivan ist schon jetzt der bundesweit bekannteste Spieler, den die Stuttgart Scorpions je hatten. Die Saison des Football-Erstligisten, der am Samstag (18 Uhr) die Marburg Mercenaries im Gazi-Stadion empfängt, ist erst vier Spieltage alt. Trotzdem hat der neue Quarterback aus Kalifornien schon nachhaltig von sich reden gemacht. Vor allem außerhalb des Spielfeldes – wegen seiner Ausflüge zum Fußball.

Eigentlich hat Conner Sullivan nicht viel mit Fußball am Hut, abgesehen davon, dass er aus seiner Zeit an der University of Southern California (USC) in Los Angeles einige USC-Spielerinnen kennt. Doch nach seiner Ankunft in Deutschland hat er sich mit der Sportart gleich mal intensiv vertraut gemacht, richtig intensiv. Denn der 24-Jährige ging Anfang April einfach mal auf eigene Faust zum Zweitliga-Derby des VfB Stuttgart gegen den Karlsruher SC und landete mit einer Karte vom Schwarzmarkt im KSC-Block, in dem die Gästeanhänger buchstäblich ein Feuerwerk abbrannten. „Die Fans hier sind wirklich leidenschaftlich mit ihren Bengalos und so – das gibt es bei uns im Amerika ja nicht“, sagt er.

Das Youtube-Video zum Derby VfB gegen KSC weist mehr als 930 000 Aufrufe auf

Seine Erlebnisse an diesem Tag hielt er mit einer kleinen Kamera fest und schnitt später ein Video mit Kommentaren von ihm und Musik zusammen, das er auf seinen Youtube-Kanal stellte. Der 23-minütige Dokumentarfilm mit der ganz unbekümmerten, unverblümten Sicht des Fußballneulings auf die Dinge wurde zum Internethit und in den sozialen Netzwerken tausendfach geteilt (auch von Jürgen Klinsmann); mittlerweile sind mehr als 930 000 Aufrufe verzeichnet.

Plötzlich stand Conner Sullivan auch im medialen Rampenlicht. „Ich hatte das nicht wirklich erwartet. Ich wusste nicht, wie mir geschieht – aber ich finde es schön, dass allen das Video so gefallen hat“, sagt er. Es folgten diverse Einladungen (etwa zum DTM-Rennen nach Hockenheim), wo er immer wieder erkannt wurde und wo weitere Videos entstanden. Mittlerweile war er schon viermal beim Fußball, beim Stuttgarter Spiel gegen Union Berlin durfte er vor der Begegnung eine überdimensionale VfB-Flagge auf dem Platz schwenken. „Ich mag Stuttgart sehr, es ist eine schöne Stadt. Die U-Bahn, der Schlossplatz, großartig. Ich komme aus LA, wo es viel Beton gibt, hier ist es viel grüner“, sagt er.

Der Youtube-Abenteurer aus Amerika erkundet in seiner Freizeit umtriebig die Stadt und das ganz Land – und filmt sich dabei. Als nächste Stationen hat er Budapest, Prag, Spanien, Marokko oder auch Ägypten im Sinn. Er zeigt den Daheimgebliebenen mit seinen Videos die Welt, immer authentisch, ohne Scheu. Ganz neu ist das indes nicht. Außer BWL hat Conner Sullivan im Nebenfach Filmwissenschaft studiert und produziert schon eine ganze Weile für seinen Youtube-Kanal Clips – in einem davon verwandelt er die Ladefläche seines Pick-up-Trucks in einen kleinen Pool und fährt so durch Los Angeles.

Seine Uni-Konkurrenten Matt Barkley und Cody Kessler spielen heute in der NFL

An der USC hatte er ein Sportstipendium. Zunächst spielte er Baseball und Football, konzentrierte sich dann aber auf Letzteres, wobei er sich zeitweise noch nebenbei im Speerwerfen versuchte. Er war an der renommierten Football-Uni zumeist nur Ersatz , wobei seine Konkurrenten Matt Barkley und Cody Kessler (wie weitere rund 30 frühere Teamgefährten) heute in der US-Profiliga NFL spielen und der jetzige USC-Quarterback Sam Darnold gar als künftiger Superstar gilt.

Im Coliseum von Los Angeles lief Conner Sullivan vor bis zu 93 607 Zuschauern auf. „Es ist beeindruckend, wenn du das siehst. Das war ein Traum. Ich bin glücklich, dass ich das von meiner Liste streichen konnte“, sagt Conner Sullivan. Was noch darauf steht? Eine Olympiateilnahme. Als Athlet! „Vielleicht als Radsportler.“ Und der Videoblogger, der bei Youtube mittlerweile fast 65 000 Abonnenten hat, will alle Länder dieses Planeten bereisen – am liebsten als Teil seiner eigenen TV-Show.