Im Himalaya ist es am Samstag zu einem starken Erdbeben gekommen. Etliche Häuser in Nepal sind eingestürzt. Quelle: Unbekannt

Nepal und die umliegenden Länder sind am Samstag von einem schweren Erdbeben erschüttert worden. Die Zahl der Todesopfer ist mittlerweile auf mehr als 1450 gestiegen.

Kathmandu - Ein gewaltiges Erdbeben der Stärke 7,8 hat den Himalaya erschüttert und in mehreren Ländern Asiens Tod und Zerstörung gebracht. Allein in Nepal wurden nach offiziellen Angaben am Samstag mehr als 1450 Menschen getötet und mehr als 1800 Menschen verletzt. Die endgültige Zahl der Toten können noch viel höher liegen. In der Hauptstadt Kathmandu stürzten zahlreiche Gebäude und Tempel ein, darunter Unesco-Weltkulturerbestätten. Auch im angrenzenden Indien, in der chinesischen Region Tibet und in Bangladesch waren Dutzende Tote zu beklagen. Die Zahl der Opfer könnte noch steigen. Erste Hilfsmaßnahmen sind unterdessen angelaufen.

Im rund 70.000 Einwohner zählenden Kathmandu flohen die Menschen auf die Straße. Dort harrten sie stundenlang aus, da es zu mehr als 20 Nachbeben kam und sie sich davor fürchteten, in ihre Häuser zurückzukehren. Der Verkehr kam zum Erliegen, weil die Straßen aufrissen. Das Zentrum des Bebens lag nach Angaben des Deutschen Geoforschungszentrums (GFZ) in Potsdam nur etwa 80 Kilometer von Kathmandu entfernt, in etwa 18 Kilometern Tiefe.

Das ganze Ausmaß der Zerstörung in Nepal sei noch nicht auszumachen, sagte Nepals Innenministeriumssprecher Laxmi Dhakal. "Wir haben noch nichts von weit entfernten Dörfern gehört." In den betroffenen Gebieten wurde der Notstand ausgerufen.

Lawine am Mount Everest

Wegen des Erdbebens löste sich auch eine Lawine am Mount Everest und verschüttete mehrere Bergsteiger. Mindestens acht Bergsteiger wurden in den Tod gerissen, wie es vom Tourismusministerium hieß. Indiens Luftwaffe schicke mehrere Flugzeuge mit Nahrungsmitteln, Wasser und Rettungsausrüstung. Auch Spürhunde, Ärzte und Krankenpfleger seien an Bord, sagte ein Sprecher des Verteidigungsministeriums in Neu Delhi.

Bundespräsident Joachim Gauck zeigte sich tief erschüttert: "Mit großer Bestürzung habe ich von der verheerenden Erdbebenkatastrophe in Nepal erfahren, die so viele Menschenleben gekostet und so großen Schaden auch am kulturellen Erbe Ihres Landes angerichtet hat", schrieb Gauck an seinen nepalesischen Amtskollegen Ram Baran Yadav. Deutschland stehe in dieser schweren Zeit an Nepals Seite. Auch in Deutschland bereiteten sich erste Helfer für einen Einsatz im Himalaya vor. "Wir stehen in den Startlöchern", sagte ein Sprecher des Technischen Hilfswerks in Bonn. Die Bundesregierung stünde bereit, erklärte Außenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD).

Die Hilfsorganisation Humedica und die Welthungerhilfe wollen ebenfalls mit ihren Nothilfeteams den betroffenen Menschen direkte Hilfe zukommen lassen. World Vision ist bereits vor Ort und hat nun Katastrophen-Experten geschickt. "Die Infrastruktur ist in der gesamten Stadt betroffen. Es gibt keine Stromversorgung und kaum Internetempfang", erklärte Philip Ewert, Direktor von World Vision Nepal. "Es zeigt die Verwundbarkeit von Kathmandu durch Erdbeben wie dieses."

Auch in den Nachbarländern lief die Hilfe an. In Indien starben nach offiziellen Angaben mindestens 34 Menschen. In China starb laut staatlichen Medien eine 83-Jährige; auch in Bangladesch kam eine Frau ums Leben. 25 Textilarbeiterinnen wurden nach offiziellen Angaben außerdem verletzt, als sie aus ihrer Fabrik in Savar vor den Toren der Hauptstadt Dhaka flüchteten. Aus Pakistan wurden zunächst keine Toten gemeldet.

Der kulturell wichtige Durbar-Platz im Zentrum Kathmandus - ein Unesco-Weltkulturerbe - sei nicht mehr wiederzuerkennen, sagte der Autor Kashish Das Shrestha von vor Ort. Er twitterte Bilder, auf denen nur noch Holzhaufen zu sehen sind, wo einst historische Gebäude standen. Auch der neunstöckige Dharahara-Turm, der schon einmal durch ein Erdbeben beschädigt wurde, sei in sich zusammengestürzt. Nepals einziger internationaler Flughafen, der wegen der Nachbeben zwischenzeitlich geschlossen war, wurde am Nachmittag teilweise wieder geöffnet, um Hilfslieferungen ins Land zu lassen. Zahlreiche Touristen aber waren gestrandet.