Täglich neu: Landestypisches fürEinheimische und ReigschmeckteKürzlich hatten wir an der Stelle

Täglich neu: Landestypisches für

Einheimische und Reigschmeckte

Kürzlich hatten wir an der Stelle über Sylvia Hauck berichtet, die mit ihrer Freundin gerne ¸¸geschwanzen' gehen wollte, was die Westfälin beim ersten Mal Hören in den falschen Hals bekommen hat. Dabei wollte die Schwäbin ihrem Besuch doch nur einen Stadtbummel nach Stuttgart vorschlagen.

Der Beitrag hat große Resonanz ausgelöst. Einige Leser haben dabei auf eine kleine grammatikalische Ungenauigkeit hingewiesen. Das Wort geschwanzen gibt es in der zusammengesetzten Form nämlich nicht. Korrekterweise müssen die Bestandteile ¸¸ge' und ¸¸schwanzen' getrennt betrachtet werden.

Fangen wir von hinten an. Dass es sich bei schwanzen um ein Verb im Infinitiv handelt, ist klar. Seine Bedeutung ist dagegen breitgefächert. Günther Luppold möchte zu den bereits angeführten Synonymen ¸¸bummeln' und ¸¸shoppen' ¸¸flanieren', ¸¸umhergehen' und ¸¸sehen und gesehen werden' hinzufügen: ¸¸Bei ,schwanzen' sehe ich vor meinem Auge weibliche Teenager, die kichernd mit leichtem Hüftschwung bei gutem Wetter durch die Straße gehen, ohne dass sie ein Ziel haben. Ich kann mir deshalb gut vorstellen, dass die Herkunft des Wortes von ,schwenzeln' kommt.'

Hermann Fischer und Hermann Taigel sehen in ihrem ¸¸Schwäbischen Handwörterbuch' die Bewegung als Ursprung des Wortes. Für sie hieß schwanzen zunächst einmal ¸¸mit dem Schwanz wedeln'. An der Donau und in Oberschwaben verstand man darunter auch die Züchtigung mit einem Hagenschwanz (getrocknete Haut eines Bullenpenis). Die fortgeschrittene Bedeutung formulieren sie mit ¸¸müßigem Herumziehen'. Analog zum ¸¸Schwanzen' gibt es auch die ¸¸Schwanzete' und die ¸¸Schwanzere' bzw. den ¸¸Schwanzer'. Leser Georg Metzl verweist darauf, dass man in seiner Heimatstadt Preßburg vom ¸¸Strawanzer' sprach. Der Ausdruck ist also nicht originär schwäbisch.

Spannend ist auch, was sich hinter dem kurzen ¸¸ge' verbirgt. Roland Groner erklärt in seinem Buch ¸¸Gschriebå wiå gschwätzt', dass es sich dabei um die Kurzform von ¸¸gegen' im Sinne von ¸¸zu', ¸¸nach' handelt. ¸¸Die Präposition ist in ein besonderes sprachliches Muster eingegliedert, welches in Verbindung mit einem Infinitiv eine bestimmte Tätigkeit zum Ausdruck bringt', schreibt Groner und liefert Beispiele wie ¸¸I gang ge schaffå' oder ¸¸I gang ge Schbrudl holå'. Oder eben einfach ge schwanzen. (gp)

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