Bianca Kühnert und Sabine Hammerschmidt treten beim Europa Cup an. Foto: Frank Eppler

Die Damen des Minigolfclubs Schwaikheim messen sich beim Europa Cup im bayerischen Neutraubling gerade mit den besten Mannschaften des Kontinents. Das Turnier dauert drei Tage und verlangt den Spielern jede Menge ab.

Schwaikheim - Im Grunde ist es die Champions League der Minigolfer, die vom heutigen Donnerstag bis Samstagabend im bayerischen Neutraubling ausgetragen wird. Die besten acht Herren- und Damenmannschaften des Kontinents treten beim Europa Cup gegeneinander an, reisen aus der Schweiz, aus Schweden, Frankreich oder Italien dafür an. Und mit dabei: der Minigolfclub Schwaikheim in Form seiner Damenmannschaft um Sabine und Melanie Hammerschmidt, Karin Kellner sowie Bianca Kühnert. Ein Riesenerfolg für die vier Frauen, die in der ersten Bundesliga spielen und mit Melanie Hammerschmidt sogar die derzeit beste deutsche Spielerin – Platz 19 auf der Minigolfrangliste – unter sich haben.

Inklusive Training dauert der Europa Cup fast eine Woche

Moment mal: Rangliste, Bundesliga, Meisterschaften – und Minigolf? Ist das nicht dieser Ferien-Zeitvertreib für die ganze Familie, bei dem man von Bahn zu Bahn zieht und sich jedes Mal ärgert, dass der Ball einfach nicht im Netz landen will? „Wir werden oft belächelt, wenn wir sagen, dass wir Minigolf als Sport betreiben“, sagt Sabine Hammerschmidt, die das ziemlich unfair findet. Denn wer wie die Schwaikheimer Damen jetzt beim Europa Cup spielt, der muss auch körperlich fit sein. „Ein Fußballer muss sich nur 90 Minuten lang konzentrieren“, sagt Bianca Kühnert. Der Europa Cup geht drei Tage lang, gespielt wird „so lange es hell genug ist“, sagt Sabine Hammerschmidt.

Und das verlange jede Menge Ausdauer. Bereits seit Montag wird auf der Anlage in Neutraubling trainiert. Gespielt wird auf Betonbahnen, die etwa doppelt so lang sind wie die Eternitbahnen, die der Minigolflaie sonst kennt. Die Hindernisse sind allerdings die gleichen: Doppelwelle, Labyrinth, Netz oder Pyramide gilt es zu bewältigen. „Ziel ist immer die 1“, sagt Bianca Kühnert.

Manchmal zählt jeder Millimeter

Damit der Ball wirklich nach einem Schlag im Loch landet, muss alles passen. Und deswegen sind die Schwaikheimerinnen extra früher angereist, um die 18 Bahnen genau kennenzulernen. Schwierig sind dabei nicht die Bahnen, die den Hobbyspieler immer zu Verzweiflung treiben – wie das berühmte Netz. Es sind eher technisch schwierige Bahnen, bei denen etwa genau durch das mittlere, kleine Rohr gezielt werden muss. „Da kommt es auf jeden Millimeter und das perfekte Tempo an“, erläutert Sabine Hammerschmidt.

Auch bei den Profis wird mit einem einzigen Schläger gespielt, manchmal kommt ein zweiter beim Weitschlag zum Einsatz. „Ich spiele noch mit meinem ersten Schläger, mit dem ich 1983 angefangen habe. Den habe ich mir damals ausgeliehen und dann irgendwann nach viel Überzeugungsarbeit von seinem Besitzer bekommen“, erzählt die 52-Jährige. Wenn sie ihren Schläger neben das Exemplar von Bianca Kühnert hält, werden allerdings Unterschiede deutlich: „Meiner hat einen anderen Winkel, außerdem noch ein Gewicht unten dran.“

Die Wahl des richtigen Balls ist eine Wissenschaft für sich

Die wahre Materialschlacht findet allerdings bei den Bällen statt. Bianca Kühnert hat 200 verschiedene daheim, insgesamt sind mehrere tausend Minigolfbälle auf dem Markt: die einen hüpfen wie Flummis, die anderen sind steinhart. Manche sind schwer, manche leicht, manche rau, manche lackiert. Beim Training versuchen die Profis herauszufinden, welcher Ball zu welcher Bahnbeschaffenheit passt – und am besten auch noch, zu welcher Tageszeit sich welcher Ball wie verhält. Eine Wissenschaft für sich. „Es gibt Spieler, die tragen ihre Bälle in extra Heizkoffern mit sich herum, damit die Temperatur gleich bleibt“, erläutert Bianca Kühnert. So weit geht sie nicht, aber trotzdem packt auch sie bestimmte Bälle in einen Socken ein und steckt diesen in die Hosentasche, damit der Inhalt schön warm bleibt.

Wie viele Menschen ihnen dabei zusehen werden, wenn sie mit Europas Elite um den Titel kämpfen, das wissen Kühnert und Hammerschmidt nicht. Aber so viele wie bei der Champions League der Fußballer sind es natürlich nicht. „Der Sport ist nicht sehr publikumswirksam, dafür ist einfach zu wenig Action drin“, sagt Sabine Hammerschmidt. Aber das macht den beiden Spielerinnen nichts aus. Sie lieben ihren Sport. Sabine Hammerschmidt ist ihrem damaligen Freund zuliebe mitgegangen und seitdem – mit wenigen Pausen – dabei geblieben. Auch Bianca Kühnert hat das Spiel mit dem Schläger als Jugendliche ausprobiert und ist seitdem ein Fan davon. „Irgendwann packt einen der Ehrgeiz und man will einfach unbedingt, dass der Ball nach einem Schlag drin ist“, sagt die 35-Jährige. Und noch etwas finden die Minigolferinnen toll: „Im Prinzip kann man den Sport zwischen acht und 88 Jahren betreiben.“ Und oft ist das jahrelange Training auch nötig, um den Ball perfekt einzulochen. „Eigentlich muss man es erst einmal ausprobieren, um zu verstehen, dass es gar nicht so einfach ist“, sagt Bianca Kühnert.