Trumpf dreht den Spieß um: Der schwäbische Maschinenbauer übernimmt einen Hersteller aus China - und stemmt sich damit gegen den Trend, denn zuletzt schluckten die Chinesen vor allem deutsche Unternehmen. Seine Sorgen ist das Familienunternehmen damit aber nicht los. (Foto: Die Vorsitzende der Geschäftsführung vom Maschinenbauer Trumpf, Nicola Leibinger-Kammüller) Foto: dpa

Trumpf dreht den Spieß um: Der schwäbische Maschinenbauer übernimmt einen Hersteller aus China - und stemmt sich damit gegen den Trend, denn zuletzt schluckten die Chinesen vor allem deutsche Unternehmen. Seine Sorgen ist das Familienunternehmen damit aber nicht los.

Ditzingen - Zuletzt verleibten sich Chinesen mit Vorliebe deutsche Unternehmen ein - nun dreht ein schwäbischer Maschinenbauer den Spieß um: Das Familienunternehmen Trumpf kauft einen chinesischen Werkzeugmaschinenhersteller. Wie das Unternehmen am Mittwoch in Ditzingen (Kreis Ludwigsburg) mitteilte, hat Trumpf eine Mehrheitsbeteiligung von 72 Prozent an Jiangsu Jinfangyuan CNC Machine Company Ltd. (JFY) erworben. Über den Kaufpreis wurde Stillschweigen vereinbart. Trumpf will seine Stellung in China nach eigenen Angaben weiter ausbauen.

Die Übernahme kommt für die Schwaben zur rechten Zeit, hatten sie jüngst doch wenig gute Nachrichten zu verkünden. Im abgelaufenen Geschäftsjahr (30. Juni) mussten sie nicht zuletzt wegen der schwächelnden Konjunktur in West- und Südeuropa einen herben Gewinnrückgang um fast ein Drittel auf 115,6 Millionen Euro hinnehmen. Der Umsatz stagnierte mit 2,34 Milliarden Euro nahezu. Ob er sich im laufenden Jahr besser entwickelt, ist offen.

Auch China bereitete Trumpf in der Hinsicht zuletzt keine Freude. In Asien machten die Schwaben 515 Millionen Euro Umsatz - ein Rückgang von 0,7 Prozent. In China schrumpften die Erlöse sogar noch etwas mehr (1,9 Prozent), eine genaue Umsatzzahl wurde nicht genannt. Rund um die neue Regierungsbildung im vergangenen Herbst seien die Investitionen stark zurückgegangen, erklärte Trumpf-Chefin Nicola Leibinger-Kammüller.

Die Übernahme in China soll Trumpf nach vorne bringen

Die Übernahme in China soll Trumpf nun nach vorne bringen: JFY produziert den Angaben zufolge Werkzeugmaschinen für die Blechbearbeitung und gilt in China nach Stückzahlen als Marktführer für Stanz- und Biegemaschinen. Der Hersteller machte den Angaben zufolge zuletzt rund 70 Millionen Euro Umsatz und hat knapp 700 Mitarbeiter. Trumpf will JFY nach eigenen Angaben helfen, sich internationaler aufzustellen und die Chinesen auch mit Laserlieferungen unterstützen.

Im Bereich Lasertechnik erhofft sich das Unternehmen, das neben Lasern und Maschinen für den Werkzeugbau sogar OP-Tische baut, künftig generell einen Schub. Treiber sollen Laser für die sogenannte Mikroanwendung sein, wie Leibinger-Kammüller sagte. Sie können feinste Strukturen bearbeiten - und beispielsweise das Displayglas für Handys schneiden.

Dass ein deutscher Mittelständler eine Firma aus China übernimmt, ist ungewöhnlich: Vor allem von der chinesischen Regierung werden solche Zukäufe kritisch beäugt. „Bis hin zum Wirtschaftsminister von China ist die Genehmigung gegangen“, sagte Mathias Kammüller, Vorsitzender des Geschäftsbereichs Werkzeugmaschinen. Insgesamt habe sich der Übernahmeprozess über zwei Jahre gezogen.

In der jüngsten Vergangenheit standen umgekehrt eher deutsche Firmen auf dem Einkaufszettel der Asiaten: Im vergangenen Jahr verleibte sich der Betonpumpen-Weltmarktführer Sany Heavy Industry etwa das schwäbische Unternehmen Putzmeister ein. In der Solarbranche ist die chinesische LDK Solar Hauptaktionär der angeschlagenen Solarfirma Sunways.