Günstige Lebensmittel finden Bedürftige seit 20 Jahren in den Läden der Schwäbischen Tafel Foto: Max Kovalenko

Jeden Tag decken sich rund 200 Menschen zu günstigen Preisen im Tafelladen mit Lebensmitteln ein, die für den Verkauf in regulären Supermärkten oder für den Verbrauch wegen des Haltbarkeitsdatums nicht mehr geeignet sind. Die Idee der Schwäbischen Tafel ist jetzt 20 Jahre alt. Dies wird am Samstag gefeiert.

Stuttgart - Im Leoladen auf der Hauptstädter Straße wuseln Kunden durcheinander, suchen ihre Einkäufe zusammen oder stehen an der Kasse an. Die Atmosphäre ist vergleichbar mit der eines gewöhnlichen Supermarktes. Allerdings mit dem Unterschied, dass wohl kein Discounter die Preise des Tafelladens je wird unterbieten können – und dass hier nicht jeder einkaufen darf. Dafür braucht man einen sogenannten Tafelausweis. Denn die billigen Lebensmittel sollen den Menschen zugutekommen, die am meisten darauf angewiesen sind: denjenigen, die in Armut leben oder von ihr bedroht werden. Jeden Tag decken sich ungefähr 2000 von ihnen in den vier Läden des Vereins Schwäbische Tafel Stuttgart mit dem ein, was anderswo nicht mehr verwendet werden kann und deswegen normalerweise auf dem Abfall landen würde.

Deswegen gibt es in den Tafelläden auch kein festes Sortiment. Was immer die Helfer jeden Tag auf ihren Touren bei den 600 Spendern einsammeln, landet im Regal. Milchprodukte, die kurz vor dem Ablauf des Mindesthaltbarkeitsdatums stehen, Brot vom Vortag, Obst und Gemüse sind fast immer zu haben. Fleisch, Süßigkeiten und haltbare Nahrungsmittel wie Nudeln gibt es kaum. Insgesamt kommen bei den Touren jeden Tag 40 Tonnen Lebensmittel zusammen.

Seit mittlerweile 20 Jahren gibt es den Trägerverein der Stuttgarter Tafelläden. Am kommenden Samstag sind aus diesem Anlass Gäste von 12 Uhr an zum großen Tafeln eingeladen. Sie werden auf dem Leonhardsplatz bekocht. Edgar Heimerdinger, Vorstandsvorsitzender des Vereins, will nicht so recht von einer Feier sprechen. Die Tafel könnte zwar die Not bedürftiger Menschen lindern, nicht aber das eigentliche Problem lösen: Nach Erhebungen des Statistischen Landesamts Baden-Württemberg ist aktuell etwa ein Fünftel der Stuttgarter von Armut bedroht. Im Besitz einer Bonuscard, die zum Einkauf in den Tafelläden berechtigt, sind mehr als 65 000 Menschen, unter ihnen viele Rentner und alleinerziehende Mütter, aber auch Studenten und mehrköpfige Familien.

Wie viele von ihnen bei der Tafel einkaufen, kann Heimerdinger nicht genau sagen. Die Daten der Kunden werden nicht erfasst. Das wolle man ganz bewusst nicht, erklärt Projektleiterin Ingrid Poppe. Zum einen habe das mit dem Datenschutz zu tun. Zum anderen wolle man alles dafür tun, dass sich die Bedürftigen in den Tafelläden wie normale Kunden fühlen – und nicht wie die Empfänger von Almosen.