Die Affen in Gmeinweiler sollen nicht nur dem „Amüsement der Zuschauer“ dienen. Foto: StN

Die Tierschutzbeauftragte des Landes präsentiert Gutachten eines Experten – Auftritte mit den Tieren sollten indes neu ausgerichtet werden.

Stuttgart/Kaisersbach - Familie Hudelmaier kann aufatmen. Die Saison geht langsam dem Ende zu, sie ist zufriedenstellend verlaufen, noch bis 4. November gibt es den verbilligten Herbstpreis für 15 statt 19 Euro. Und nach einem neuen Gutachten über den Schwabenpark, das die Landestierschutzbeauftragte Cornelie Jäger präsentierte, erfreuen sich die Affen in dem Gehege im Schwäbischen Wald sehr guter Gesundheit. Es gebe „keine Qualhaltung“, die Show sei nicht schädlich für die Primaten.

Um die Affen, die Juniorchef Thomas Hudelmaier mit seiner Frau Silvia im Zelt des Parks zu diversen Darbietungen anhält, hatte es den Sommer über einigen Wirbel gegeben. Derartige Shows, so die Tierrechtsorganisation Peta, gehörten nicht ins 21. Jahrhundert. Auch der Landtagsabgeordnete Reinhold Pix (Grüne) aus Freiburg rügte, 40 Affen seien zu viel, und sie würden zudem nicht artgerecht aufwachsen.

Die Landestierschutzbeauftragte Jäger, eine 45-jährige Tiermedizinerin aus Tübingen, die seit Anfang April im Amt ist, hat den Niederländer Jan Vermeer mit einem Gutachten beauftragt. Der Primatologe, der europaweit Zoos über bestmögliche Tierhaltungen berät, reiste an einem Sonntag Mitte September zunächst inkognito nach Kaisersbach-Gmeinweiler. Ohne sich zu erkennen zu geben, schlenderte er übers Areal, um zu sehen, wie die Affen auf große Besucherströme reagieren. Erst am Folgetag gab es den offiziellen Begutachtungstermin.

Guter Gruppenzusammenhalt der Affen sowie keine Verhaltensstörungen

Das Ergebnis dieser Expertise, die Jäger im Landestierschutzbeirat vorstellte, fällt im Großen und Ganzen positiv aus. Demnach habe Vermeer einen sehr guten Gruppenzusammenhalt der Affen sowie keine Verhaltensstörungen erkannt. Er habe selten Affen in Gefangenschaft in so guter gesundheitlicher Verfassung gesehen. Dennoch benennt der Fachmann auch Kritikpunkte. So bezeichnet er das Innengehege als zu klein und regt eine Reduzierung des Affenbestands sowie der Zahl der Handaufzuchten an. Auch seien mehr Klettermöglichkeiten vonnöten sowie ein Sichtschutz, damit die Affen nicht ständig den menschlichen Blicken ausgesetzt seien. Die Shows wiederum, derzeit bestimmt vom schlichten Amüsement der Zuschauer, sollten sich entwickeln, indem sie die kognitiven Fähigkeiten der Menschenaffen besser zeigen. Jäger hierzu: „Der Bildungscharakter der Show sollte verstärkt werden.“

Die Expertise wird dem für den Schwabenpark zuständigen Veterinäramt des Landratsamts übergeben. In Waiblingen ist das Papier noch nicht eingetroffen, weshalb man vorerst noch keine Stellung nehmen könne, so ein Sprecher auf Anfrage. Das Landratsamt hatte in den vergangenen Jahren stets der Familie Hudelmaier den Rücken gestärkt und die Unterkunft der Schimpansen als vorbildlich bezeichnet.

Thomas Hudelmaier kennt bisher nur den Tenor der Untersuchung aus einem Telefonat mit Cornelie Jäger, „das Gutachten kommt wohl erst im Laufe der Woche“, erklärt er am Montag. Grundsätzlich ist er natürlich zufrieden mit der Beurteilung durch den Experten. Über dessen Vorschläge könne man natürlich reden, „aber das haben wir auch schon vorher signalisiert, als der Gutachter noch gar nicht da war“.