Rainer Holzrück alias Bernd Gnann auf Mission vor dem Brandenburger Tor in Berlin Foto: Facebook/@gehdochnachbiberach

Der Zank zwischen Berlinern und Schwaben geht weiter – mit Videos des Schauspielers und Kabarettisten Bernd Gnann. Der will die gequälten Schwaben aus der Hauptstadt locken – nach Biberach. Aussichtslos, aber sehr, sehr lustig.

Berlin/Biberach - Gleich zu Beginn des Videos rückt Rainer Holzrück mit der Wahrheit heraus: Eine richtige Arbeit sei das ja gar nicht, sagt er in die Kamera. Holzrück nennt sich Win-Back-Manager. Seine Mission: All die Schwaben, die in Berlin so schlimm angefeindet werden, aus der Hauptstadt zu locken – und zwar nach Biberach, getreu dem Motto: „Dann geh doch nach Biberach“ oder auch: „Vom großen B ins kleine B“.

Nun könnte man so gemein sein und behaupten, Biberach sei so eine Art schwäbisches Bielefeld: Niemand glaubt, dass es die Stadt wirklich gibt, bis man durch ein vorbeihuschendes Hinweisschild eines Besseren belehrt wird. Aber auch dann bleiben letzte Zweifel. „Klein. Stark. Oberschwäbisch“ lautet der Slogan, mit dem Biberach für sich wirbt und der auch als Logo im Video eingeblendet ist. Denn tatsächlich handelt es sich um eine offizielle Imagekampagne der Stadt Biberach an der Riß.

Video im TV-Reality-Stil

Denn real ist das natürlich alles nicht. Hinter Rainer Holzrück verbirgt sich der Schauspieler und Kabarettist Bernd Gnann, der sich mit braungestreiftem Hemd, kleinkariertem Sakko und dicker Hornbrille à la Siebziger Jahre aufmacht und in Berlin für seine oberschwäbische Heimat wirbt. Das tut er mit so netten Bonmots wie „Gottes schönste Gabe ist der Schwabe“ und „Biberach sagt Ja zu Schwaben“.

Holzrück rückt den Berlinern in Taxis und am Currywurst-Stand zu Leibe und sprüht schließlich sogar Graffiti ans Brandenburger Tor. Das Video ist im reportagehaften TV-Reality-Stil gedreht, wie zum Beispiel die Passagen aus dem Film „Er ist wieder da“, in denen der angeblich wiederauferstandene Adolf Hitler auf ganz normale Menschen trifft, oder auch die Straßenumfragen in Satiresendungen wie die Heute Show.

Die Aktion ist allerdings nicht nur ein PR-Gag, sondern hat einen durchaus ernsthaften Hintergrund, wie Andrea Appel, die Pressesprecherin der Stadt, erklärt. Denn Biberach hat zwar viele Firmen von Weltrang am Standort, wie zum Beispiel den Kran- und Hausgerätehersteller Liebherr und das Pharmaunternehmen Boehringer Ingelheim. Doch die Zahl der Fachkräfte, die in diesem Unternehmen arbeiten, könnte höher sein. Von einem Notstand mag Appel nicht sprechen, aber in Biberach gebe es schon mehr Jobs als Arbeitskräfte.

Dass quasi zugleich mit der Produktion der Clips die Werbeaktion der Berliner Verkehrsgesellschaft (BVG) in den vergangenen Wochen durch die sozialen Medien gegeistert ist, sei eher Zufall gewesen, sagt Appel. Die BVG lässt in Berlin Busse mit dem Spruch „Liebe Schwaben, wir bringen Euch gerne zum Flughafen“ herumfahren.