Über das Viadukt in Zazenhausen sollen vorerst keine weiteren Personenzüge fahren, das hat der Verband Region Stuttgart beschlossen. Foto: Archiv Frank Rodenhausen

Eine Aufwertung der strecke kommt für den Regionalverband vorerst nicht in Frage.

Zazenhausen - Der Verband Region Stuttgart hat es vor kurzem in seiner Sitzung des Verkehrsausschusses abgelehnt, mehr Zugverbindungen auf der Schusterbahn zwischen Kornwestheim und Untertürkheim anzubieten. Es wird bei den bisherigen vier werktäglichen Zügen je Richtung am Morgen und am Abend bleiben.

Die Grünen im Regionalparlament hatten beantragt, einen Stundentakt zu prüfen; die Linke forderte sogar einen Halbstundentakt. Als sich dafür in der vorletzten Sitzung keine Mehrheit abzeichnete, hatte die SPD einen Kompromissvorschlag eingebracht, nach dem zumindest sechs Züge pro Richtung und Tag fahren sollten. Eine Mehrheit aus CDU, Freien Wählern und FDP hat gestern nun auch diesen Kompromiss zurückgewiesen.

Schlechtes Kosten-Nutzen-Verhältnis

Grund für diese Ablehnung ist das schlechte Verhältnis von Kosten und Nutzen; zumindest sieht dies die Verwaltung des Regionalverbandes so. Derzeit seien ungefähr 215 Fahrgäste pro Tag mit der Schusterbahn unterwegs, was Verkehrsdirektor Jürgen Wurmthaler als eine „eher geringe“ Besetzung der Züge bezeichnete. Bei einem Stundentakt würde die Zahl der Fahrgäste pro Zug zwar von 27 auf 42 steigen, was aber immer noch „am unteren Rand des Spektrums“ liege, in dem der Ausbau der Schusterbahn sinnvoll sei.

Die moderate Ausweitung nach dem SPD-Vorschlag würde rund 100 000 Euro im Jahr kosten, aber nur 14 800 Euro einbringen. Das sei eine weit unter dem Durchschnitt liegende Kostendeckung, so der Verband. Zusätzliche Fahrgäste erhoffte sich Regionalrat Thomas Leipnitz (SPD) davon, dass in Münster die Schule womöglich in eine Gemeinschaftsschule umgewandelt werde. Davon würden keine signifikanten Impulse ausgehen, entgegnete Jürgen Wurmthaler.

Die Grünen unterstützten den Antrag der SPD. Die zusätzlichen Verbindungen seien ein guter Einstieg in den Ausbau der Schusterbahn, sagte Regionalrat Werner Neher. Man müsse bei den Zügen ja nicht gleich die hohe Qualität der S-Bahnen anstreben. Wolfgang Hoepfner (Linke) warf der Verwaltung sogar vor, mit Absicht die Schusterbahn schlecht zu rechnen.

Alternativstrecke ist zehn Minuten länger

Rainer Ganske (CDU) und Alfred Bachofer (Freie Wähler) argumentierten, dass der öffentliche Nahverkehr aus einer Gesamtstrategie heraus betrachtet werden müsse. Die Verwaltung sei gerade dabei zu prüfen, welche Maßnahmen am sinnvollsten seien. Sollte die Schusterbahn unter diesen Maßnahmen sein, werde man sich nicht verschließen, so Ganske. Die Liste soll noch in diesem Jahr vorliegen. Armin Serwani (FDP) sagte, die Liberalen hätten dem Vorschlag der SPD zunächst folgen wollen. Doch bei einem Besuch vor Ort habe man festgestellt, dass am Bahnhof in Münster die Gefahr sehr groß sei, dass Schüler über die Gleise rennen, um schnell zu ihrer Schule zu kommen. Dies sei zu gefährlich.

Die Strecke der Schusterbahn mit den sechs Haltestellen von Kornwestheim bis Untertürkheim ist 11,5 Kilometer lang. Die Fahrt dauert 15 Minuten – beim alternativen Weg über den Hauptbahnhof ist man 25 Minuten unterwegs. Die Gleise werden vor allem von Güterzügen genutzt: Bis zu 120 solcher Züge verkehren täglich auf der Strecke. Die Schusterbahn war einst gegründet worden, um die Beschäftigten der Salamander-Schuhfabrik zwischen Stuttgart-Untertürkheim und Kornwestheim zu befördern – daher auch der Name des Zuges, der die offizielle Bezeichnung Regionalbahnlinie 11 trägt.