Tiemo Hauers Plan war: Nach dem Abi ein Jahr Musik. Foto: privat

In einer Serie erzählen Menschen, die bekannt geworden sind, von ihrer Schulzeit in einem der Bezirke unterm Fernsehturm. Diesmal: der Sänger Tiemo Hauer, der auf die Albschule und aufs Wilhelms-Gymnasium ging.

Degerloch - In die Schule muss jeder. Tiemo Hauer beschreibt sich im Nachhinein als eher faulen Schüler. Seine Lehrer hat er trotzdem von sich überzeugt: und zwar bei einem Konzert auf dem Schulfest ein Jahr für dem Abitur.

Meine Schulen:
Albschule (1996-2000) und Wilhelms-Gymnasium (2000-2009) in Degerloch
Spitzname in der Schulzeit: Also, Tiemo ist ja schon ein ziemlich kurzer Name, deswegen hatte ich keinen festen.
Kernfächer: Kunst, Bio und Englisch
Lieblingsfach: Deutsch und Psychologie. Wenn mein Abi gut genug gewesen wäre und ich nicht Musik gemacht hätte, hätte ich wahrscheinlich Psychologie studiert.
Hassfach: Alles Naturwissenschaftliche konnte ich nie, einfach weil ich faul war.
Mitgliedschaft in AGs:
Theater und Basketball
Lieblingslehrer:
Frau Ulkan, sie hat mich mehr oder weniger durchs Abi geboxt. Frau Bayer mochte ich immer, die hat gemerkt: Ich bin zwar nicht der beste Schüler, aber in mir steckt halt was, und das hat ihr gefallen, und das hat sie auch immer gefördert. Und Herr Mundel, das war einfach ein cooler Typ, mit dem man sich gut unterhalten konnte.
Ein Fach, das der Schule gefehlt hat:
Also ich würde Psychologie viel intensiver einbauen, weil ich es total wichtig finde. Vielleicht gemischt mit etwas wie sozialer Kompetenz, damit man Empathie entwickelt. Dass es einen Ausgleich gibt, ein Fach, das das Gegenteil von Konkurrenzdenken vermittelt.
Meine Rolle in der Klasse: Ich glaube hauptsächlich Zuspätkommer. Und ich war irgendwie immer ganz anders als die meisten anderen Leute auf meiner Schule. Die einen mochten mich genau deswegen nicht, und die anderen mochten mich genau deswegen. Ich habe eben ganz andere Musik gehört und mich anderes angezogen. Als ich das erste Mal in Röhrenjeans in die Schule gekommen bin, was ich mir da alles anhören durfte. Und Chucks, als die noch nicht in waren, da waren das dann Clownsschuhe.
Meine perfekte Lunchbox:
Als es bei uns einen Bäckerverkauf gab, war das Perfekte ein Pizzabrötchen. Das hat sich bis zum Abi durchgezogen.
Mein Lieblingsort in der großen Pause:
Vor dem Schultor, weil das der einzige Bereich war, wo man rauchen durfte.
Mein Schwarm in der Schulzeit:
Ich hatte lange Zeit eine Freundin, von 14 bis 18, da darf man natürlich gar nicht schwärmen. Das war ganz anders als alles, was danach kam. Es war mehr eine Freundschaft, mit 14 kann man das noch nicht richtig als Beziehung bezeichnen, wir sind erst im Laufe der Beziehung erwachsen geworden.
Das Highlight meiner Schulkarriere:
Ein Jahr vor dem Abi mein allererstes Konzert auf dem Schulfest mit meinen eigenen Songs am Klavier. Danach sind sämtliche Lehrer komplett anders mit mir umgegangen. Weil sie, glaube ich, einfach dachten: „Ah ok, jetzt wissen wir, was in seinem Kopf vorgeht, wenn er uns nicht zuhört.“ Das Konzert war eigentlich der Startschuss. Dann wusste ich: Nach dem Abi mache ich auf jeden Fall erst einmal ein Jahr nur Musik und schaue, was daraus wird. Aus dem Jahr sind mittlerweile fünf geworden.
Mein genialster Streich:
Ich war nie so in der Streiche-Clique mit dabei. Also klar, wir wussten bei einem Lehrer, wenn man den Tafelschwamm ausklopft und dieser Kreidestaub in der Luft ist, dann unterrichtet der nicht, und das haben wir halt ab und an mal ausgenutzt.
Das Nützlichste und das Unnützeste, was ich gelernt habe:
Für das Leben, das ich jetzt führe, die Allgemeinbildung, Deutsch, Psychologie und die Persönlichkeit meiner Mathelehrerin, die mich immer unterstützt hat. Was für mich völlig unnötig war, waren die Naturwissenschaften, was auch so unfair ist, weil es nicht am Fach liegt, sondern an mir.
Das wollte ich werden, wenn ich groß bin:
Als ich ganz klein war, wollte ich Polizist werden, weil mein Vater Polizist ist. Aber das hat sich dann ganz schnell wieder gelegt. Dann habe ich gar nicht mehr drüber nachgedacht, ich wusste nur, ich möchte etwas Kreatives machen. Ich wollte auf jeden Fall etwas anderes machen als der Otto Normalmensch.
Jemand, der mir aus der Schulzeit besonders in Erinnerung geblieben ist:
Es gibt ganz viele, die mir fest in Erinnerung geblieben sind, das sind auch die, mit denen ich noch heute befreundet bin. Aber leider gibt es auch ganz viele, die ich komplett vergessen habe.
Die letzte Stunde freitags habe ich...
...meistens den Lehrer gezeichnet, und wenn er den Zettel gefunden hat, habe ich gehofft, dass ich so schlecht gezeichnet habe, dass er sich nicht selber erkennt.
Ich musste schon mal nachsitzen, da ich…
...auf Tische gemalt habe, und dann war immer die Strafe, so und so viele Stunden beim Hausmeister Tische putzen. Aber meistens war dann irgendeiner der besten Kumpels mit dabei, und dann war’s eigentlich ganz witzig.
Wiedersehen mit meiner Schule:
Ich war auf ein, zwei Schulfesten als Besucher. Muss ich mal wieder machen, ist eigentlich ganz witzig. Erst habe ich sie gemieden, da ich froh war, dass ich nicht mehr hinmusste, und dann war es aber eigentlich echt schön. Da kamen die schönen Erinnerungen wieder.

Biografisches zu Tiemo Hauer

Tiemo Hauer wurde 1990 in Stuttgart geboren, wo er noch wohnt. Der Sänger interessierte sich früh für Musik, wurde Drummer der Rock’n’Roll Band „Pants for Peter“. Davor hatte er Klavierunterricht, doch die Begeisterung hielt sich in Grenzen. Heute verbindet ihn das Klavier mit seiner Leidenschaft: dem Singen.

Sein erster Song mit Klavier war für seine damalige Freundin. Nach dem ersten Soloauftritt war klar: Das ist es. Nach weiteren kleinen Auftritten brachte er 2009 seine Debüt-Single „Ehrlich Glücklich“ auf den Markt. Heute gehören ihm 50 Prozent der Plattenfirma Green Elephant Records. Am 22. August erschien sein drittes Album „Camílle“. Weitere Informationen unter: www.tiemo-hauer.de