Am Gottlieb-Daimler-Gymnasium ist Sport ein Schwerpunkt Foto: Leif Piechowski

Mit einem zusätzlichen Neubau wollte das Gottlieb-Daimler-Gymnasium in Stuttgart-Bad Cannstatt seine Sportflächen vergrößern. Doch läuft derzeit nichts wie gewünscht.

Stuttgart - Die Turnhalle des Gottlieb-Daimler-Gymnasiums an der Kattowitzer Straße im Bezirk Bad Cannstatt ist seit langem sanierungsbedürftig. Außerdem entspricht sie nicht den Normen einer Einfeldhalle, sondern ist rund 100 Quadratmeter kleiner. Auch der Gymnastikraum im Untergeschoss ist wegen seiner geringen Größe nur eingeschränkt nutzbar. Die 674 Schüler müssen deshalb für den Sportunterricht zu den Hallen der Eichendorff-Schule und des Elly-Heuss-Knapp-Gymnasiums laufen.

Eine Machbarkeitsstudie hatte als Variante die Sanierung der Turnhalle sowie einen zusätzlichen Neubau auf dem Schulgelände vorgeschlagen, doch nun präsentiert die Schulverwaltung, im heutigen Schulbeirat erstmals öffentlich, überraschend eine andere Lösung: Die Turnhalle und die Gymnastikhalle sollen saniert werden, ein Neubau steht nicht mehr auf dem Plan. „Wir nehmen das fassungslos zur Kenntnis“, sagt Rektorin Verena König.

Stadt geht von Überkapazitäten aus

Der Engpass für den Sportunterricht werde sich vergrößern, denn schon im kommenden Schuljahr sei mit 700 Schülern in 30 Klassen zu rechnen. Die Gruppengröße im Sportunterricht betrage, je nach Klassengröße, 25 bis 30 Schüler. Und weil das Gottlieb-Daimler-Gymnasium den Schwerpunkt auf Sport und Bewegung gesetzt habe, umfasse allein der Pflichtunterricht 80 bis 90 Stunden Sport, hinzu komme eine vierstündige AG.

Die Stadt geht davon aus, dass der Sportstättenbedarf in diesem Cannstatter Gebiet für alle benachbarten Schulen gemeinsam gelöst werden soll. Schülerzahlen und Sportstundenbedarf zusammengenommen, ergebe sich sogar eine kleine Hallenüberkapazität. Insbesondere durch den Neubau einer zweiteiligen Turnhalle am Standort Eichendorffschule werde das Elly-Heuss-Knapp-Gymnasium entlastet, wo die Eichendorff-Schüler bisher oft zu Gast waren. Deshalb könne das Gottlieb-Daimler-Gymnasium dort Unterrichtseinheiten abhalten. Außerdem verweist die Schulverwaltung auf eine „weitere geplante Sportstätte im Neckarpark“, mit der der schulische Sportstättenbedarf rechts des Neckars abgedeckt sei.

Ganztagsschule braucht mehr Sportfläche

In einem Brief an die Verwaltung, an Stadträte, Bezirksbeiratsmitglieder und Elternvertreter schildert die Rektorin andere Gegebenheiten. „Die Eichendorff-Schule muss als Gemeinschaftsschule ein Ganztagsangebot abdecken und weiterhin auf das Elly-Heuss-Knapp-Gymnasium zugreifen, und das Elly braucht mehr Hallenkapazität, da es als Ganztagsschule und bald vierzügiges Gymnasium deutlich mehr Bedarf hat.“ Hinzu käme, dass das Schiller-Schwimmbad, ein Lehrschwimmbecken in der Schiller-Schule, nach Angaben der Stadt im kommenden Schuljahr 2016/17 geschlossen werde und stattdessen Hallensport getrieben werden müsse. Sollte der Gemeinderat der vorgeschlagenen Lösung zustimmen, „wird der jetzt schon vorhandene Mangel trotz nicht unbedeutender Investitionen festgeschrieben“, so König, „und das, obwohl man auf unserem Gelände, anders als bei anderen Schulen, noch bauen kann.“

Laut Machbarkeitsstudie soll die Sanierung der Gottlieb-Daimler-Schulsporthalle 1,6 Millionen Euro kosten. Die langen Wege hin zur Ausweichsporthalle ins Elly und zurück, die nach Angaben der Schule bis zu 30 Minuten betrügen, sollen Schüler während der Sanierungszeit mit dem Bus zurücklegen. Dafür stellt die Stadt 140 000 Euro zur Verfügung. Der Beginn der Sanierung ist noch nicht terminiert, sondern muss unter anderem mit dem Turnhallenabriss an der Eichendorff-Schule abgestimmt werden.