Als Kind war sein Traumberuf Tankwagenfahrer, heute leitet Rainer Scharr (2. Reihe, 1. von links) das ganze Unternehmen. Foto: privat

In unserer Schulserie stellen wir Menschen vor, die einst auf den Schulbänken der Filder-Schulen saßen und mittlerweile bekannt geworden sind. Heute: der Geschäftsmann Rainer Scharr.

Vaihingen - In unserer Schulserie stellen wir Menschen vor, die einst auf den Schulbänken der Filder-Schulen saßen und mittlerweile bekannt geworden sind. Heute: der Geschäftsmann Rainer Scharr.

Meine Schulen:
1972-1976 Dachswaldschule 1976-1985 Fanny-Leicht-Gymnasium
Spitzname in der Schulzeit:
Ich hatte zum Glück keinen.
Kernfächer:
Mathe und Erdkunde
Lieblingsfach:
Relativ lange war es Physik, aber zum Schluss hin dann Erdkunde.
Hassfach:
Musik, da ich leider gänzlich unmusikalisch bin. Das ging so weit, dass mir in der Grundschule der Religionslehrer das Mitsingen verboten hat, weil ich die anderen immer rausgebracht habe.
Mitgliedschaft in AGs:
Ich war in der Informatik-AG. Das war der Anfang der PC-Zeit. Wir haben erste kleine Programme in Basic geschrieben und waren dann ganz stolz, wenn ein weißer oder grüner Punkt über den Bildschirm gehüpft ist. Außerdem war ich lange im SAK ,dem sozialen Arbeitskreis, eine sehr prägende Erfahrung die ich nicht missen möchte.
Lieblingslehrer:
Herr Walter Eberle, ein junger, sehr engagierter Lehrer, den wir zuerst als Referendar gehabt haben. Danach hat er gleich einen Leistungskurs bekommen. Wir hatten immer unheimlich Spaß und haben viel mitgenommen, besonders auch von seinen Exkursionen
Ein Fach, das der Schule gefehlt hat:
Ich hätte gerne Wirtschaft gehabt, was es damals am Fanny noch nicht gab. Aber was in unserer Schulzeit im Vergleich zu heute wirklich gefehlt hat, ist das Lernen von selbstständigen Arbeiten und Präsentieren. Bei uns war es viel mehr Frontalbeschallung vom Lehrer und wenig aktives Vortragen, obwohl man genau das später braucht.
Meine Rolle in der Klasse:
Eine richtig herausragende Rolle hatte ich eigentlich nicht, außer dass ich schon immer recht groß war. Ich glaube ich war relativ gutmütig und einfach ein normales Mitglied in der Klasse.
Meine perfekte Lunchbox:
Wir hatten ein spezielles Brot: Toastscheiben mit Philadelphia und Ketchup. Das konnte man eigentlich jeden Tag essen. Ein Highlight, das man sich aber nicht so oft geleistet hat, war beim Schulbäcker Grieb ein Laugen mit Granatsplitter. Das Mohrenkopflaugen war die einfache Version, aber mit Granatsplitter war es dann die Krönung.
Mein Lieblingsort in der großen Pause:
Als wir kleiner waren, haben wir immer im Hof Fußball gespielt. Irgendeiner hatte immer einen Tennisball dabei mit dem wir gespielt haben. Später waren wir dann bei der Parkbank direkt am Eingang vom Fannypark. Dort hatten wir als relativ große Gruppe unseren Stammplatz und konnten von da aus immer alles überblicken.
Mein Schwarm in der Schulzeit:
Dazu gebe ich besser in der Öffentlichkeit keinen Kommentar ab. Ich war aber eher ein Spätentwickler, insofern habe ich mich erst zum Ende der Schulzeit für die Mädchen interessiert.
Absolutes Highlight meiner Schulkarriere:
Das war schon das geschaffte Abitur, zwar nicht mehr im Rückblick, aber damals eben schon, denn wir haben lange darauf hingearbeitet. Und unsere Studienfahrt nach Florenz. Wir waren dort zehn Tage und hatten unheimlich viel Spaß.
Mein genialster Streich:
Wir haben einmal das Fahrrad von unserem Kunstlehrer mit viel Aufwand auf einen Baum gebunden. Irgendwie haben wir ein Seil über den Ast geworfen und dann das Rad hochgezogen und einer ist noch hochgeklettert. Es war also ziemlich spektakulär und hat auch einigermaßen Ärger gegeben. Aber es war eine sehr große Belustigung, als der Lehrer mittags aus der Schule kam, sein Fahrrad gesucht hat und das hing dann in etwa zehn Meter Höhe.
Das Nützlichste und das Unnützeste, was ich gelernt habe:
Ich denke in der Schule war es das Pareto-Prinzip. Also, dass man mit 20 Prozent Aufwand oft 80 Prozent des Ergebnisses erreicht und dass man nicht immer zwingend die 100 Prozent anstreben muss, wenn der Aufwand immens steigt. Ich fand das als Grundprinzip für das Leben sehr hilfreich.
Auf der anderen Seite habe ich nie verstanden wozu man diese ganzen Versmaße bei Gedichten wie Jambus, Trochäus und Daktylus braucht. Das zeigt vielleicht auch, dass ich ein Kulturbanause bin, aber das habe ich als völlig unsinnig empfunden.
Welche Lehrinhalte begegnen mir noch heute unerwartet:
Wenn ich auf Reisen bin, dann sehe ich immer wieder Dinge wie Vulkane oder Gletscher, bei denen ich dann denke: „Mensch, das war doch Thema im Erdkunde-Leistungskurs!“ Aber auch wirtschaftlich hat mir das für das Unternehmen Einiges gebracht. Gerade so Sachen wie Standortanalysen oder wie es mit Rohstoffen aussieht.
Der Junge von damals ist mittlerweile Herr über einige Tanklastwagen. Foto: privat
Das wollte ich werden, wenn ich groß bin:
Ich wollte als kleines Kind unbedingt Tankwagenfahrer werden. Einmal durfte ich bei einem Mitarbeiter in einem Gastankwagen mitfahren und wir haben im Schwarzwald Kunden beliefert. Das war für mich ganz toll und ich fand es viel cooler als den Bürojob von meinem Vater. Aber aus dem Tankwagenfahrer ist dann doch das Interesse für das gesamte Geschäft geworden und ich fühle mich heute als Unternehmer hier sehr wohl.
Jemand, der mir aus der Schulzeit besonders in Erinnerung geblieben ist:
Frau Ruth Schneider. Sie hat damals den sozialen Arbeitskreis geleitet, den sie im übrigens heute, mit deutlich über 80 Jahren, noch begleitet. Es fing an mit sogenannten Altennachmittagen. Da wurden ältere Leute aus dem Umfeld eingeladen und wir haben mit ihnen Kaffee getrunken und gebastelt. In meiner Zeit haben wir das dann weiter entwickelt, ja eigentlich zu einer Schule für die Älteren . Schüler aus den höheren Klassen haben dann in verschiedenen Fächern unterrichtet, das gibt es heute noch. Frau Schneider war zwar furchtbar streng und wenn wir geschwätzt haben, konnte auch mal ihr riesengroßer Schlüsselbund durch Klassenzimmer fliegen, aber sie war einfach eine tolle und sehr engagierte Lehrerin.
Die letzte Stunde freitags habe ich...
Da haben wir dann immer geplant, was wir am Wochenende machen. Wo geht man wann und mit wem hin. Es gab keine Handys und kein WhatsApp, also mussten die Verabredungen fixiert sein.
Ich musste schon mal nachsitzen, da ich…
Warum weiß ich nicht mehr genau. Aber ich fand das damals schrecklich ungerecht und total unberechtigt. Das eigentlich Schwierige daran war eine glaubhafte Begründung für die Eltern zu finden, warum man später nach Hause kommt.
Wiedersehen mit meiner Schule:Von früher sehe ich auch noch:
Es gibt noch eine gute Handvoll, zu denen ich immer wieder Kontakt habe, witzigerweise mehr zu Leuten, die weit weg sind. Ich habe zum Beispiel einen Schulfreund der in Kalifornien lebt, den ich öfter getroffen habe. Ich habe die Hoffnung, dass wir es dieses Jahr schaffen ein Klassentreffen zu machen. 2015 haben wir nämlich 30 Jahre Abitur. Vielleicht klappt das ja umso mehr, wenn Leute aus unserem Jahrgang diesen Artikel lesen.
Wiedersehen mit meiner Schule:
Ich habe insofern Kontakt mit dem Fanny, da zwei meiner Kinder die Schule besuchen. Es hat sich eigentlich nicht wahnsinnig viel verändert. Bis letztes Jahr gab es sogar noch einzelne Lehrer, die wir damals schon hatten. Das war dann witzig, wenn man diese auf einem Schulfest gesehen hat. Vor allem nun als Vater von aktuellen Schülern, und damals hat man selber so seine Sorgen mit dem Lehrer gehabt.
Wer ist Rainer Scharr eigentlich?
Biografisches:
Rainer Scharr wird 1966 in Stuttgart geboren. Schon früh interessiert er sich für das Familienunternehmen, das sich der Energieversorgung in Südwestdeutschland verschrieben hat. Zu Beginn ist Scharr besonders begeistert vom Beruf des Tankwagenfahrers. Durch Praktika lernt er auch andere Bereiche der Firma kennen. Nach dem Abitur studiert er technisch orientierte Betriebswirtschaftslehre in Stuttgart. Danach zieht es ihn ins Ausland. Er beginnt für den US-Konzern ConocoPhillips in Houston, Texas, zu arbeiten. Diese Erfahrung bestärkt ihn, in einem Großunternehmen zu arbeiten. Er kommt 1992 nach Stuttgart zurück. Er steigt vorerst als Assistent in das Familienunternehmen ein, bevor er 1996 zum Gesellschafter von Scharr wird. Weitere Informationen findet man unter:www.scharr.de. (sfj)
Das Gespräch führte Sophia Jedrzejczak.