Hotelleiterin Anne Fries zeigt: Besteck überkreuzt auf dem Teller signalisiert eine Pause beim Essen Foto: Frank Eppler

Mit einem launigen Vortrag von Christoph Sonntag endet die Projektwoche „Tisch und Kultur“, bei der Siebtklässler derSchorndorfer Keplerschule unterschiedliche Einblicke in eine gesunde Ernährung erhalten haben.

Schorndorf - Er liegt auf ihr“ – nein, es geht nicht um anzügliche Dinge im Restaurant mit Alm-Ambiente des Schorndorfer Hotels Reich an der Rems, es geht um Etikette und Tischkultur. Gemeint ist mit „ihm“ der Dessertlöffel und mit „ihr“ das zugehörige Gäbelchen. Er oben, sie unten, sprich: näher am Teller an der vom Gast abgewandten Seite.

Um die lange Restauranttafel versammelt sitzt die siebte Klasse der Keplerschule. Die Sache mit dem Dessertbesteck ist Teil des dritten Tages bei der Projektwoche „Gesunde Ernährung Tisch & Kultur“. Zehn ausgewählte Schulen in ganz Baden-Württemberg kommen in diesem Jahr in den Genuss des von der „Stiphtung Christoph Sonntag“ mit Unterstützung von Slow Food Deutschland angebotenen Projekts mit Biohofbesuch, Selbstkoch-Aktion „Kinder am Kochtopf“ und eben jener fachkundigen Schulung in Sachen Etikette und Tischmanieren.

Der Brotteller steht links von der Gabel

Die Hotelleiterin und Eventmanagerin Anne Fries ist es, die den 28 jungen Leuten die fundierte Schnellbleiche in Sachen Benimm und Tischkultur verpasst. Dazu gehört nicht nur das korrekte und kreative Falten von Servietten, sondern natürlich auch die Grundregel dessen, wie ein festlich eingedeckter Tisch auszusehen hat. „Weiß jemand, wo der Brotteller zu stehen hat?“, fragt sie in die Runde und erntet Ratlosigkeit. Ganz klar: er hat seinen Platz links von der Gabel, die wiederum am linken Rand des Haupttellers liegt. Ja, das Besteck: Nicht nur das Übereinander des Dessertbestecks ist eine Wissenschaft für sich, es liegen womöglich gleich mehrere Gabeln, Messer und Löffel nebeneinander am Tellerrand. Aber es gibt eine einfache Faustregel für die Benutzung bei mehrgängigen Menüs, verrät die Fachfrau in Sachen Benimm und Service: „Immer von außen nach Innen.“ Erster Gang äußerstes Besteck und so weiter.

Weinglas, Wasserglas, Serviette – alles hat seinen festen Platz, letztere kommt aufgefaltet auf den Schoß. Und natürlich darf die Tischdekoration nicht fehlen. „Weniger ist mehr“ laute hier die Devise des feinen Restaurants. Keinesfalls darf der Blick zwischen den Gästen verstellt werden. „Und was darf man nicht machen im Restaurant?“, geht es über zu den ganz heiklen Fragen der Etikette. „Schmotzen“, spricht einer der Jungs und erntet in dem Fall Zustimmung der Hotelchefin. Lautes Rumgegröle sei sehr verpönt, ergänzt sie. Und einfach sofort zu Glas oder Besteck greifen, das geht auch nicht. Da wartet man, bis der Tischherr – derjenige, der eingeladen hat – beginnt. Vielleicht will der ja auch noch eine Tischrede halten.

Christoph Sonntag hält die Tischrede

Jene Tischrede, die hält in der Alm des Restaurants Himmelreich dann zum Abschluss des Kurses der Kabarettist Christoph Sonntag höchstpersönlich. Natürlich nicht mit einer knochentrockenen Ansprache zur gesunden und benimm-optimierten Ernährung, sondern mit einem witzigen Streifzug durch die Fehler im Essverhalten und deren fatale Folgen – etwa für die Sicht aufs Geschäft bei männlichen Stehpinklern. Sonntags weiterer Streifzug durchs Kulinarische:„Müsli? Paprikapapp! Bloß weil Ingwer es sagt, Essig noch lange nicht alles, was auf den Fisch kommet – nein, als freier Burger Rettich da noch ein Brötchen mit.“ Er wünsche der ganzen Klasse, dass ihnen figurtechnisch auch künftig kein Spiegel einen Schrecken einjage, sprach der Mann des launigen Hintersinns: „In diesem Sinne – genug der Torte!“