Die einstige Friedensschule ist derzeit eine flexible Raumreserve Foto: Georg Linsenmann

Angesichts dramatischer Raumprobleme der Schulen plädiert der Bezirksbeirat für eine „große Lösung“.

S-West - Einer Vollversammlung von Vertretern der im Stadtbezirk befindlichen Schulen glich die aktuelle Sitzung des Bezirksbeirates. Kein Wunder, denn die Schulen waren das „Schwerpunktthema“ des Abends. Dieser hatte zum Ziel, „die Schulsituation im Westen der Stadt einmal als Ganzes in den Blick zu bekommen“, wie der Bezirksvorsteher Reinhard Möhrle eingangs betonte. Angesichts von 15 Schulstandorten ein ambitioniertes Unterfangen, wie sich schon bei der kursorischen Darstellung aller Schulen durch Susanne Maurer zeigte, beim Schulverwaltungsamt für die Schulentwicklung zuständig. Im Grunde sei „jeder der Standort ein abendfüllendes Thema“, meinte Phillip Forstner, der stellvertretende Leiter des Amtes. „Mehr als ein paar Stichworte“ habe man deshalb hier zu den einzelnen Schulen nicht bieten können. Zugleich wies er auf die „Tendenz einer weiter steigenden Gesamtzahl von Schülern“ hin.

Ein Ensemble-Campus wird als Lösung vorgeschlagen

Aufhorchen ließ in der Debatte, bei der das Auditorium vorneweg Rederecht hatte, zunächst Marlies Friesch, Leiterin des Sonderpädagogisches Bildungs- und Beratungszentrums (SBBZ) Hasenbergschule. Friesch forderte, angesichts „massiv steigender Schülerzahlen mit der Schwabschule einen Ensemble-Campus zu bilden“. Mit der benachbarten Schule bestehe bereits „eine intensive Kooperation“. Deren Rektorin, Elisabeth Tull, unterstrich das gemeinsame Interesse – und wandte sich gegen den Plan, Vorbereitungsklassen von der Schwabschule abzuziehen: „Wir wollen sie behalten, denn nur im Verbund mit der Grundschule können diese Kinder sinnvoll integriert werden.“

In der Folge ballten sich die Ausführungen immer wieder zum Thema Raumnot. Die Schloss-Realschule etwa berichtete von „täglich massenhaften Anfragen von Gymnasien, die Kinder umleiten müssen“, während die drei Gymnasien bereits „nicht alle Kinder aufnehmen können“. Die Schwabschule befürchtet, „nach der Sanierung in eine zu kleine Schule zu kommen“, und „richtig eng“ werde es auch an der Falkertschule. „Fast ein Hilferuf“ nannte Uwe Peleikis, der stellvertretende Schulleiter der Kaufmännischen Schule 1, seine Beschreibung der „katastrophalen Situation mit zwei Außenstellen“. Eine rasche Bündelung sei bei aktuell 4300 Schülern eine „Überlebensfrage“.

Die Friedenschule wird von einigen Schulen als Notlösung genutzt

Wie in einem Brennspiegel zeigt sich die fehlende Raumkapazität an der einstigen Friedensschule: Derzeit wird sie von der Landwirtschaftlichen Schule genutzt, soll aber bald Interim für die Schwabschule werden, wurde aber als solches auch dem Königin-Olga-Stift und dem Friedrich-Eugen-Gymnasium angeboten. Zudem nannte Forstner die Friedensschule „unsere liebste Lösung“ für ein neues Gymnasium, mit dem „der Mangel an gymnasialer Kapazität in der Gesamtstadt“ angegangen werden soll.

Ein „Verschiebebahnhof“, ob dem Paul Russmann (SÖS/Linke-Plus) der Kragen platzte: „Die Stadt soll frei werdende Areale wie Württemberger und Allianz aufkaufen und damit die Raumprobleme der Schulen zu lösen“. Bezirksvorsteher Möhrle brachte zudem das Tankstellengelände bei der Friedensschule ins Spiel, und Heiner Scholz (SPD) forderte „Lösungen, die auf Dauer sind“. Fast schon sarkastisch meinte Roland Stricker (CDU): „Wir können die Kinder doch nicht stapeln!“

Ein Runder Tisch soll sich um Schulstandorte kümmern

Um die Thematik „bei der Stadt im Bewusstsein zu halten“, plädierte Stadtrat Vittorio Lazaridis (Die Grünen) für „entsprechende Anregungen aus dem Bezirksbeirat“. Daran sollen auch die Schulen mitwirken, weshalb nun der einschlägige „Runde Tisch“ wieder auflebt. Dazu fasste das Gremium mit einer Gegenstimme – Rolf-Peter Kress (AfD) – einen Doppelbeschluss: Zur Gründung eines „Arbeitskreises Schulen“ sowie mit der „dezidierten Forderung nach der Suche für neue Schulstandorte im Bezirk: Tankstelle, Württemberger, Allianz und weitere“, wie Möhrle formulierte.