Die Landwirtschaftliche Schule soll an der Paracelsusstraße Räume für die Körschtalschule frei machen. Foto: Blohmer/Archiv Sägesser

Die Bezirksbeiräte lehnen den Vorschlag der Stadt ab, einen Teil der Landwirtschaftlichen Schule in die Innenstadt zu verlagern. Die Leitung der Körschtalschule fühlt sich deshalb vor den Kopf gestoßen, denn sie braucht die Räume.

Birkach/Plieningen - Sie wollten nur noch raus. Die Enttäuschung war Regine Hahn und Birgit Menzel deutlich anzusehen. Hahn, die Leiterin der Körschtalschule, und ihre Stellvertreterin haben nach dem Votum des Bezirksbeirats keine Zeit verloren. Als es um die Abstimmung ging, hatten sich die beiden Frauen erhoben, damit sie von der hintersten Reihe im Zuschauerraum sehen konnten, was vorne vor sich geht. Deshalb standen sie schon und mussten nur noch ihre Jacken überziehen. „So sind wir noch nie zusammengeschrumpft worden“, sagte Birgit Menzel. Ihre Stimme bebte. Regine Hahn sagte gar nichts mehr. Ihr fehlten offenbar die Worte.

Diese unschöne Szene hat sich am Montagabend im Sitzungssaal des Bezirksrathauses zugetragen. Ihr war die Abstimmung vorausgegangen, bei der die Birkacher und Plieninger Lokalpolitiker sich eigentlich nur falsch entscheiden konnten.

Laut Stadt kommt kein anderer Standort infrage

Zwei Vertreter der Stadtverwaltung waren zur Sitzung gekommen, um die Haltung der Lokalpolitiker zur Zukunft der Landwirtschaftlichen Schule abzufragen. Die Bezirksbeiräte sollten darüber befinden, ob sie mit einem Vorschlag der Stadt einverstanden sind.

Dieser sieht vor, dass die Landwirtschaftliche Schule ihre Außenstelle an der Körschtalschule und dem Paracelsus-Gymnasium räumt und vorübergehend in die Jakobschule in der Innenstadt zieht. Das sei aus Sicht der Stadt die einzige Lösung, sagte Sabine Bott vom Schulverwaltungsamt. „Es sind hier in Plieningen sehr, sehr viele Standorte geprüft worden, aber es hat sich einfach nichts aufgetan.“

Um die Not zu skizzieren, hatte sich ihr Kollege Philipp Forstner zuvor durch Statistiken geklickt, die vor allem eines zeigen sollten: Die Schülerzahlen steigen, das Gymnasium wird Ganztagsschule, die Körschtalschule ist es bereits. Heißt unter dem Strich: Die Körschtalschule und das Paracelsus-Gymnasium brauchen unbedingt mehr Platz.

Für die Grünen muss mehr Sach- und Fachverstand her

Die Bezirksbeiräte wissen nicht erst seit gestern um das Raumproblem an der Paracelsusstraße. Was im Übrigen auch für die Stadtverwaltung gelte, so der Vorwurf, den Ulrich Fellmeth-Pfendtner von der SPD formulierte und den die anderen fraktionsübergreifend teilten. „Es ist, gelinde gesagt, eine Sauerei, dass man die Schulen hier jetzt gegeneinander ausspielt“, sagte er. „Das ist ein ganz großes Dilemma“, sagte Alexander Brecht von der FDP.

Aus Sicht des Grünen-Sprechers Walter Schnee hat sich die Stadt Stuttgart nicht ausreichend bemüht, Alternativen zu finden. „Da muss jetzt mehr Sach- und Fachverstand her. Das Ding muss hier oben bleiben“, sagte Schnee und meinte die Landwirtschaftliche Schule. Dass die Außenstelle nur vorübergehend in die Innenstadt verlegt wird, glaubt im Bezirksbeirat keiner. „Interimslösungen halten sehr lange“, sagte Brecht. Deshalb wollen sie die Schule erst gar nicht gehen lassen.

Dass die Landwirtschaftliche Schule gar kein Interesse hat, wegzuziehen, machte Michael Ernst von der Schulleitung deutlich. Auch er war zur Sitzung gekommen. Wäre ein Teil der Einrichtung in der Innenstadt, ginge das zu Lasten der Qualität, sagte er. „Bestimmte Dinge lassen sich dann nicht mehr realisieren.“

Der Bezirksbeirat lehnte den Vorschlag ab

Die Debatte verlief am Montag kurz und schmerzvoll. Nach einer knappen Dreiviertelstunde lehnten die Fraktionen aus Birkach und Plieningen die Pläne der Stadt ab. Es gab nur eine Enthaltung.

Carl-Christian Vetter, ein Stadtrat der Christdemokraten, hatte vor dem Beschluss des lokalpolitischen Gremiums angedeutet, dass die Stimmung im Gemeinderat ganz ähnlich sei wie im Bezirksbeirat. „Das geht aber nicht gegen die Gemeinschaftsschule“, sagte Vetter.

Für Regine Hahn und Birgit Menzel, das Schulleiter-Duo, war dies allerdings kein Trost mehr. Sie wollten nach dem Votum nur noch gehen.