Der Pavillon wurde wie ein Ikea-Regal aus Fertigteilen gefügt. Foto: Kathrin Wesely

Der neue gläserne Pavillon des Wirtschaftsgymnasiums West (WGW) steht verborgen auf der Rückseite des Schulgebäudes an der Rotebühlstraße 101 und schmiegt sich dort ellipsenförmig in den Pausenhof. Auf 265 Quadratmeter erstrecken sich ebenerdig eine Mediathek, ein Zimmer für die Schülervertreter und ein großzügiger Aufenthaltsraum.

S-West - Von der Straße aus ist das architektonische Schmuckstück nicht zu sehen. Der neue gläserne Pavillon des Wirtschaftsgymnasiums West (WGW) steht verborgen auf der Rückseite des Schulgebäudes an der Rotebühlstraße 101 und schmiegt sich dort ellipsenförmig in den Pausenhof. Auf 265 Quadratmeter erstrecken sich ebenerdig eine Mediathek, ein Zimmer für die Schülervertreter und ein großzügiger Aufenthaltsraum.

Es ist ein Haus für Schüler, dass dem Umstand Rechnung trägt, dass „Schule immer mehr zum Lebensraum wird, weil sich die Schüler dort immer länger aufhalten“, wie Kulturbürgermeisterin Susanne Eisenmann bei der feierlichen Eröffnung des Pavillons am Freitagnachmittag sagte. Zur Zeit besuchen 1100 Jugendliche das WGW, das neben Gymnasium die Schularten Berufskolleg I und II, Berufsschule und Wirtschaftsschule beheimatet. Etwa die Hälfte der Schüler kommt von außerhalb und dürfte sich über den Pavillon, der „spektakulär schön gelungen“ sei, so Eisenmann, besonders freuen.

Keine dunklen Ecken

Der Architekt Hannes Harms berichtete bei der Eröffnung von den Schwierigkeiten, eine erhebliche Baumasse unter Berücksichtigung verästelter Bauvorschriften so in einen Schulhof einzupassen, dass es auch noch gut aussieht: „Ich wollte, dass es kein „Hinter-Dem-Gebäude gibt, keine dunklen Ecken, und vor allem wollte ich, dass es kein Klotz wird, der den Schulhof zustellt.“ So sei die Idee mit dem Glas entstanden. Das Gebäude ist nun fast vollständig durchsichtig. Blickt man vom Schulhof hindurch, sieht man rückwärtig Büsche und Rankwerk vor einer alten Mauer und zwei lauschige Sitzbänke. Bekrönt wird das Haus von einem begrünten Flachdach. Um den Unterricht durch die Bauarbeiten nicht über längere Zeit zu beeinträchtigen, seien bis auf die Bodenplatte alle Teile montagefertig angeliefert worden. Wie ein Ikea-Regal mussten Wände und Dach bloß noch im Schulhof zusammen gefügt werden. „Zwei bis drei Hammerschläge und das ganze saß fest“, erläuterte Hannes Harms.

Für den Chef des Hauses, Schulleiter Wilhelm Hartmann, ist die Einweihung des Pavillons der letzte Tusch vor dem Ruhestand: Zum Schuljahresende wird Hartmann aus dem Amt scheiden. Der 66-Jährige war 1993 ans WGW gekommen, nachdem er zuvor viele Jahre Vertreter des Schulleiters der Kaufmännischen Schule Stuttgart-Nord gewesen war. Kulturbürgermeisterin Eisenmann würdigte in ihrer Rede den leidenschaftlichen Einsatz Hartmanns für seine Schule und seine Zähigkeit. Jahrelang hatte er sich für eine Vergrößerung des Schulgebäudes stark gemacht. Doch letztlich ergaben Untersuchungen, dass sich das Stammgebäude aus dem Jahr 1929 baulich nicht erweitern ließ.

Liebenswürdige Penetranz

Dann kam die Pavillon-Idee, für die Hartmann fortan kämpfte: „Er hatte immer so eine liebenswürdige Penetranz“, wenn er mal wieder wegen des Pavillon-Projekts bei ihr vorsprach, erinnert sich Bürgermeisterin Eisenmann. „Wenn man ihn vorne zur Tür rausschickte, kam er hinten wieder rein.“ Schließlich war das Geld für den 1,3 Millionen Euro teuren Pavillon da. 220 000 Euro steuerte das Land bei.

„Wilhelm Hartmann hat immer wieder neue Impulse gesetzt“, sagte Eisenmann und erinnerte auch an die Einführung des Zugs Internationale Wirtschaft für Jugendliche mit mittlerem Bildungsabschluss im Jahr 2011: Als erste berufliche Schule in Stuttgart bot das WGW dieses Profil an, zu dem Internationales Management und das Wahlfach Global Studies gehören. Unterrichtet wird zum Teil auf Englisch. Nach drei Jahren können die Schüler das Internationale Abitur Baden-Württemberg erwerben.

Wilhelm Hartmann, der Bilder sprechen ließ und eine Lichtbildschau vom fortschreitenden Bau zeigte, gab Eisenmanns Lob zurück: „Seit Sie da sind, ist vieles besser geworden“, sagte der Schuldirektor zur Kulturbürgermeisterin. Er begrüße, dass die jetzige Stadtverwaltung wieder in die Schulen investiere, denn „Bildung ist die beste Investition in die Zukunft.“ Zum Abschluss bat er Eisenmann: „Bitte sorgen Sie dafür, dass das Kompetenzzentrum WGW auf Dauer erhalten bleibt.“

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