Vier Schulen, ein Haus: geht es nach dem Hegel-Gymnasium, wird es dazu nicht kommen. Die Differenzen sind zu groß Foto: Patricia Sigerist

Das Kollegium des Gymnasiums lehnt es ab, mit der Robert-Koch-Realschule, der Pestalozzischule und der Verbundschule zusammenzuwachsen.

Vaihingen - Um auf dem Laufenden zu bleiben, sollen Beobachter an den Treffen teilnehmen. Ansonsten will sich das Hegel-Gymnasium aus den Details heraushalten und sie schon gar nicht mitgestalten. Die Robert-Koch-Realschule, die Pestalozzischule und die Verbundschule werden also alleine darüber reden, wie ihre Lehrer künftig zusammenarbeiten könnten, damit für ihre Schüler die Mauern zwischen den Einrichtungen ein bisschen durchlässiger werden. Anders ausgedrückt: Das Hegel-Gymnasium steigt vorerst aus dem geplanten Schulcampus aus und schiebt den Bemühungen, enger zusammenzurücken, gleichsam einen Riegel vor.

Damit steht ein Prozess auf der Kippe, der von der Stadt 2013 mit viel Tamtam verkündet wurde, in Wahrheit aber schon lange zuvor begonnen hatte. Die vier benachbarten Schulen sollten, statt nur das Areal gemeinsam zu nutzen, auch inhaltlich zusammenarbeiten. Damit sollten zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen werden. Zum einen sollten die Schularten durchlässiger und die Inklusion gefördert werden. Zum anderen müsste dort sowieso viel Geld verbaut werden, denn viele Gebäude sind sanierungsbedürftig.

70 Millionen Euro würde das kosten, verteilt über die nächsten zehn bis 15 Jahre. Kernstück wäre ein Lernhaus, in dem Fünft- und Sechstklässler der verschiedenen Schularten unter einem Dach unterrichtet werden. Dort könnte es auch eine gemeinsame Cafete und Musikfachräume geben.

Das Hegel-Kollegium lehnt die Pläne ab

Die Mehrheit lehnt das ab, zumindest im Kollegium des Gymnasiums. Das betont die Rektorin Barbara Graf gleich mehrfach. „Wir haben intensive interne Diskussionen geführt“, sagt sie. „Und das Kollegium will, dass die Priorität auf der Weiterentwicklung des Hegel-Gymnasiums liegen soll.“ Schließlich gelte es auch so schon, mit einer Reihe von Herausforderungen fertig zu werden.

Vermutlich 2016 tritt der neue Bildungsplan in Kraft, auf den sich die Lehrer einstellen müssen. Der Sanierungsbedarf ist hoch. Und die Schule muss mit einer „Zunahme der Heterogenität“ umgehen. Damit meint Graf, dass durch den Wegfall der verbindlichen Grundschulempfehlung immer mehr Schüler ihre Einrichtung besuchen, die früher die Hauptschule oder die Realschule besucht hätten.

Aber genau diese Heterogenität sei doch der Grund, weshalb der Schulcampus so wichtig sei, meint Roland Steiner, der stellvertretende Leiter des Schulverwaltungsamts. Das gleiche Argument nutzend, kommt er zum gegenteiligen Schluss. Früher oder später wird es „zwangsweise zu dieser Zusammenarbeit kommen müssen“, sagt er, wenn etwa Sechs- oder Siebtklässler wieder vom Gymnasium auf die Realschule zurückwechseln. „Man kann niemandem etwas aufzwingen“, sagt er, „aber so ganz außen vor wird sich das Hegel-Gymnasium nicht halten können.“ Eine Abschottung funktioniere auf Dauer nicht. „Ich glaube, das letzte Wort ist noch nicht gesprochen.“

Die übrigen Einrichtungen wollen am eingeschlagenen Kurs festhalten. „Dass so viele Schulen Redebedarf haben, ist doch klar“, sagt Sabine Nafe, die Leiterin der Pestalozzischule. „Ein gemeinsames Konzept zu erstellen, braucht eben Zeit.“ Mit der Robert-Koch-Realschule würde man vom nächsten Schuljahr an gerne enger zusammenrücken. Denn Nafe hat ein Platzproblem. Vor Kurzem wurde das Untergeschoss einer der beiden Pavillons aufgrund des schlechten Zustands geschlossen. Zudem wird im Sommer die Ganztagsschule eingeführt. Da wäre es hilfreich, wenn die Fünft- und Sechstklässler ausweichen könnten.

Die Eltern wollen das Thema diskutieren

„Wir haben weiterhin Interesse an einer intensiven Zusammenarbeit“, sagt auch der Realschulleiter Fred Binder. Er sieht den Gesamtprozess nicht gefährdet. „Wir sind im Zeitplan, nichts ist ins Stocken geraten, auch nicht durch die Erklärung, dass das Hegel-Gymnasium eventuell aussteigt. Die übrigen Schulen machen weiter.“

So würde derzeit unter anderem weiter am pädagogischen Konzept gearbeitet, das Voraussetzung für ein Raumprogramm des neuen Lernhauses ist. Dieses würde festlegen, wie viele Zimmer für was und von wem genutzt werden – als eine in Beton gegossene Beschreibung der künftigen Zusammenarbeit. „Bis Mai dieses Jahres wird das Raumkonzept stehen, damit die nötigen Mittel in den nächsten Doppelhaushalt eingestellt werden können“, sagt er.

Nun sollen die Eltern sagen, welchen Weg sie für den richtigen halten. „Quo vadis Hegel?“, lateinisch für „Wohin gehst du?“, lautet das Motto für den pädagogischen Tag, der kurzfristig anberaumt wurde. Am Montag, 2. Februar, wollen Eltern, Schüler und Lehrer über verschiedene Themen diskutieren. Dafür wurde eigens das Gemeindezentrum Christus König angemietet.

Es geht darum, das Hegel fit für die Zukunft zu machen, mit den Besonderheiten am Standort Vaihingen umzugehen und auf die gewachsene Heterogenität zu reagieren. So zumindest ist es der Einladung zu entnehmen. Der Punkt „Wollen wir den Schulcampus?“ fehlt, doch geht es im Grunde eben darum.