Sicherheitskräfte haben den Pariser Flughafen Orly abgeriegelt Foto: AP

Ein geplanter Flug in die Sonne wird zum Alptraum: Die Attacke eines Mannes auf einem Pariser Flughafen weckt Erinnerungen an Terrorattentate. Plante er einen Anschlag?

Paris - Vor dem Terminal des Pariser Airports Orly warten Fluggäste mit ihren Koffern. Sicherheitskräfte haben das Gebäude abgeriegelt. Ab und zu heulen Polizei-Sirenen auf. Ein Hubschrauber kreist über dem Areal. Der Kriseneinsatz läuft. Am Morgen, gegen 8.30 Uhr, hat ein Angreifer versucht, einer Soldatin ihr Gewehr zu entreißen. Zwei Soldaten der Patrouille eröffnen das Feuer, um die Frau zu schützen, der Mann stirbt.

Nach der Attacke im Terminal Orly-Süd werden etwa 3000 Menschen in Sicherheit gebracht. Der Flugverkehr wird unterbrochen - und später teilweise wieder aufgenommen. Er habe den Angreifer und die Soldatin am Boden gesehen, erzählt Rentner Jean-Pierre. „Wir hörten Schüsse.“ Die Reisenden bekamen die Anweisung, die Flughafenhalle zu verlassen. „Es gab keine Panik“, sagt der Mann der Deutschen Presse-Agentur. Er hatte sein Gepäck für den Flug nach Agadir bereits abgegeben. „Wir sollen es morgen zurückbekommen.“

Andere Passagiere bekommen die Auskunft, zum zweiten großen Pariser Flughafen Charles-de-Gaulle zu fahren, wohin Flüge umgeleitet werden. Michèlle, eine ältere Frau, ist unsicher, ob sie das Angebot annimmt. „Wir werden sehen. Wir wollten eigentlich in die Sonne, nach Tunesien.“ Dominique steht seit Stunden auf einem Parkplatz. „Wir habe keine Informationen, wir warten“, sagt er dem Sender BFMTV.

Angriffe auf Armeeangehörige gab es bereits

Als sie die Schüsse hören, denken viele Reisende an einen Terroranschlag. Das ist kein Wunder: Frankreich ist nach einer beispiellosen Terrorserie mit mehr als 230 Toten immer noch im Ausnahmezustand. Dieser erlaubt den Sicherheitskräften Hausdurchsuchungen ohne Richterbeschluss. Im benachbarten Belgien riss ein Terrorangriff islamistischer Gewalttäter auf dem Brüsseler Flughafen und in der U-Bahn vor fast genau einem Jahr 32 Menschen in den Tod.

Armeeangehörige und Polizisten patrouillieren an Bahnhöfen, Flughäfen und vor öffentlichen Gebäuden. „Diese Verstärkung ist essenziell“, resümiert Staatschef François Hollande nach der Attacke mit ernster Miene. Der Sozialist verlässt bald den Élyséepalast, denn in fünf Wochen wird sein Nachfolger gewählt. Bisher spielt die Terrorgefahr im Wahlkampf eine nur untergeordnete Rolle, vielleicht ändert sich dies nun.

Angriffe auf Armeeangehörige gab es bereits: Am Pariser Louvre-Museum war vor einigen Wochen ein Mann niedergeschossen worden, der sich mit Macheten auf eine Militärpatrouille gestürzt hatte.

Angreifer war den Behörden bekannt

Die Antiterror-Staatsanwälte übernehmen im Fall Orly rasch die Ermittlungen. Der Angreifer war nach Medienberichten ein 39 Jahre alter Franzose. Die Behörden hätten ihn vor einiger Zeit im Verdacht gehabt, sich radikalisiert zu haben.

Innenminister Bruno Le Roux spricht von einer ganzen Serie von Zwischenfällen: Der Mann brachte kurz vor dem Angriff am Flughafen im Pariser Vorort Vitry-sur-Seine ein Fahrzeug in seine Gewalt und bedrohte die Anwesenden in einer Bar. Zuvor hatte er bei einer Identitätskontrolle in Garges-lès-Gonesse in der Nähe von Paris das Feuer auf einen Polizisten eröffnet und diesen verletzt.

Der Angriff auf dem Flughafen belastete den Besuch von Prinz William und Herzogin Kate in der französischen Hauptstadt. Die Royals trafen sich beim Invalidendom mit Überlebenden der Terror-Anschläge von Paris und Nizza.