Rahel Amler wird im Bezirksbeirat als stellvertretendes Mitglied der Grünen-Fraktion angehören. In der gleichen Position ist auch ihre Mutter, Karin Amler, in dem Gremium vertreten. Foto: dpa

Wenn politisches Engagement in der Familie liegt: Die 19-jährige Rahel Amler ist neuerdings stellvertretendes Mitglied im Degerlocher Bezirksbeirat. Auch ihre Eltern sind politisch aktiv. Ihr Alter reicht, um Superlative zu schreiben.

Degerloch - Rahel Amler ist mit ihren 19 Jahren zwar nicht das jüngste Mitglied in einem Stuttgarter Bezirksbeirat. In Vaihingen gibt es mit Andreas Rückle noch einen CDU-Vertreter, der ein paar Monate jünger ist. Aber außergewöhnlich ist, dass das jüngste weibliche Mitglied in einem Stuttgarter Bezirksbeirat in den Sitzungen künftig neben der Mutter sitzt. Karin Amler ist gleichfalls stellvertretende Bezirksbeirätin der Grünen-Fraktion.

Politisch aktiv ist auch Rahel Amlers Vater Klaus. Er leitet den Ortverein der Grünen im Bezirk. Klaus Amler lacht laut, als er – nicht ganz ernst gemeint – gefragt wird, ob seine Familie die Clintons oder Bushs in den USA kopieren will. Er sei sich zunächst nicht sicher gewesen, ob eine Tätigkeit seiner Tochter im Bezirksbeirat nicht zu viel des Amlerschen Engagements in Degerloch wäre, sagt Klaus Amler.

Rahel Amler Foto: privat

Eine junge mit Frau mit eigenem Kopf

Doch der Lokalpolitiker musste sich dem Drängen seiner Tochter fügen. Rahel Amler betont, dass sie einen eigenen Kopf hat und nicht in allen Fragen konform mit ihren Eltern liegt. „Auch in einer Partei gibt es unterschiedliche Positionen“, sagt sie. Dennoch, sie spricht von grünen politischen Wertmaßstäben, die ihre Eltern ihr mit auf den Weg gegeben haben. Bereits als kleines Kind habe sie den Vater auf Demonstrationen gegen die neue Messe oder das Milliardenprojekt Stuttgart 21 begleitet, erzählt sie.

So wie sich der Vater etwa in der Bewegung gegen Stuttgart 21 engagiert hat, hat die Tochter sich als Klassen- und Schülersprecherin eingebracht. „Mir macht es Spaß, mit Menschen zu arbeiten, die ganz unterschiedliche Meinungen haben“, sagt die 19-Jährige.

Noch in der Schnupperphase

Dies kann sie von nun an im Bezirksbeirat unter Beweis stellen. Noch sei sie in einer Schnupperphase. Die habe nichts mit ihrem Alter zu tun, sagt Rahel Amler. „Ich bin noch ganz neu, da ist es klar, dass ich mich erst einmal einarbeiten muss“. Angst, mit ihren jungen Jahren nicht ganz ernst genommen zu werden, habe sie nicht. Sie will auch nicht nur zuständig sein für das, was die Jugend im Bezirk umtreibt. Auf der anderen Seite interessiere sie sich schon sehr für Schulpolitik, sagt die junge Politikerin. Dass sie aufgrund ihres neuen Amts selbst weniger Zeit hat, sich um die Schule zu kümmern, glaubt sie nicht. „Die anderen Bezirksbeiräte sind schließlich alle berufstätig“, sagt Rahel Amler.

Sie scheint jemand zu sein, der immer einen Sinn in ihrem Tun sucht. Mit dem Konzept von Freizeit als Zeit der Muße scheint die 19-Jährige wenig anfangen zu können. Sie berichtet, wie sie bereits als Jugendliche Tanzunterricht gegeben hat. Wieder erwähnt sie, dass es ihr nun mal Spaß macht, mit anderen Menschen zusammenzuarbeiten.

In ihrem Freundeskreis gebe es einige, die ähnlich engagiert seien wie sie, aber auch andere, die nichts mit Politik anfangen könnten. Ob Rahel Amler mit ihren unpolitischen Freunden viel diskutiert, verrät sie nicht. Sie will aber das Anliegen in den Bezirksbeirat tragen, mehr Jugendliche für Politik zu begeistern.