Auf der Bühne unterhalten sich die Schülerinnen über Cybermobbing. Foto: Petra Mostbacher-Dix

Twitter, Facebook und Snapchat: Schülerinnen und Schüler des Mörike-Gymnasiums haben sich in der Theateraufführung „#webfehler“ mit den modernen Medien auseinandergesetzt.

S-Süd - Als ein Polizist uns erklärte, was alles mit einem Bild gemacht werden kann, das war schon heftig. Manche vergessen das, wenn sie sich im neuen Bikini cool finden und fotografieren.“ Johanna und ihre Mitschülerinnen vom evangelischen Mörike-Gymnasium sprechen über ihre Erfahrungen mit Smartphone, sozialen Medien und Internet. „Keine von uns würde je ein Nacktfoto von sich ins Netz stellen“, so Mia. „Uns sind die Gefahren schon bewusst.“ 14 weitere Mädchen, die da auf der Bühnenkante des Festsaals sitzen, stimmen zu. Auf dieser haben sie am Freitag zum letzten Mal das Theaterstück „#web-fehler“ aufgeführt.

Wo peinliche Partybilder landen können

Darin thematisierten die Siebt- und Achtklässlerinnen, wie junge Menschen mit modernen Medien umgehen – und welche Probleme entstehen können, etwa verletzte Privatsphäre, verändertes Sozialverhalten, Cybermobbing, Realitätsverlust oder exzessives Computerzocken. „Es sind auch Pädophile im Netz!“ – „Bilder von Partys können peinlich sein.“ Leidenschaftlich diskutieren die 14- und 15-Jährigen. Über den Gruppendruck, Bilder zu schicken, Handylose, die ausgeschlossen sind – oder jene, die nicht mehr persönlich, nur per Handy kommunizieren. Auch die Mädchen sind auf Twitter, Facebook, Snapchat oder Whatsapp unterwegs. Aber Zoe ergänzt: „Wir würden uns niemals deswegen schlägern, wie im Stück.“

Dieses ist entstanden über ein medienpädagogisches Projekt der Caritas Stuttgart, die Soziale Medienbildung und Medienqualifizierung (SMQ) anbietet. „Das Theaterstück ist ein Ableger“, sagt Jürgen Jankowitsch, Leiter der SMQ. Dort arbeitet auch Stephan Raab mit. Und der Regisseur hat das Stück mit Michael Wolf, Deutschlehrer und Theater-AG-Chef am Mörike-Gymnasium, geschrieben und inszeniert. „In einem Workshop ließen wir die Schülerinnen ihre Geschichten zu neuen Medien erzählen. Das war die Basis. Auch die Eltern unterstützen uns, sonst geht das nicht“, so Wolf. Und Raab ergänzt schmunzelnd: „Wir legten den Schülerinnen das Stück vor, um die Jugendsprache hin zu bekommen. An diesem Tag fühlten wir uns richtig alt.“

Schüler erklären anderen Schülern die neuen Medien

Seit der Premiere im Herbst 2015 wurde „#web-fehler“ mehrfach gespielt. „Die heutige Abschlussvorführung war besonders“, so Raab. Nicht nur, weil das Stück gefilmt wurde und bald per DVD zu sehen ist. „Sieben Schulen aus Stuttgart-Süd sind unserer Einladung gefolgt, es sich anzuschauen.“ Dazu gehörten etwa die Lerchenrainschule, das Schickhardt-Gymnasium und die Schickhardt-Realschule. Und unter den Zuschauern seien einige dabei gewesen, die noch nie ein Theaterstück gesehen hätten, betont Medienexperte Jankowitsch. „Dennoch waren sie höchst konzentriert – weil das Thema mit ihrer Lebenswelt zu tun hat.“ Früher habe die Caritas in den weiterführenden Schulen mit Medienpädagogik angefangen. „Doch heute gehen wir schon in die ersten Klassen. Wir wollen auch die erreichen, deren Eltern später nicht mehr zu Elternabenden gehen.“