Jeder Schüler hat sich selbst gemalt. Entstanden sind ausdrucksstarke Porträts. Foto: privat

Für die Schüler war es eine neue Erfahrung, ihr eigenes Gesicht auf eine großformatige Leinwand zu pinseln. Aus der Kooperation von Paracelsus-Gymnasium und Geschwister-Scholl-Gymnasium ist Bemerkenswertes entstanden.

Sillenbuch/Plieningen - Einen zweiten Blick auf ihre künstlerischen Arbeiten haben sich die Schüler und Schülerinnen vom Kunst-Neigungskurs der Jahrgangsstufe 1 des Geschwister-Scholl-Gymnasiums (GSG) durchaus verdient. Herausragende Qualität präsentiert jedes einzelne Werk in seiner Vielgestaltigkeit. In Kooperation mit dem Paracelsus-Gymnasium Hohenheim (PGH) leitet Kunsterzieherin Annette Hermann am GSG in Sillenbuch den Kurs. Die Schülerinnen Hilal Kayapinar und Melissa Orthober vom PGH organisierten mit viel Einsatz die Kunstausstellung im Rahmen ihrer Jahresarbeit. Die Vernissage selbst fand kürzlich statt.

Die Selbstporträts sind ehrlich

Bei der Stippvisite im Kunstunterricht bekamen die großformatigen Selbstbildnisse in einer Größe von 100 auf 120 Zentimeter die letzten Pinselstriche ab. Die Schüler und Schülerinnen waren bei der Arbeit an ihren ausdrucksstarken Porträts im Dialog mit sich selbst und mit ihrer Lehrerin. In Farbauswahl und Individualität der Mimik sind die Selbstdarstellungen ehrlich, und jedes einzelne, großartige Werk lässt die Betrachter erstaunen über die vielfältige Gestaltung der Sichtweise auf die eigene Persönlichkeit.

Da stehen zwei Porträt auf ihrer Staffelei nebeneinander, eines ganz in Grau und Schwarz, das andere präsentiert die Freude an der Farbe. Arvid Esser hat sich sich für sein Selbstporträt in Grau und Schwarz entschieden: „Ich will Transportation-Design studieren. Ich bin Autofan und habe schon ganz früh mit dem Zeichnen angefangen. Ich fand die Aufgabe cool.“ Die Schüler betonten die besondere Herausforderung des sich selbst Porträtierens auf einer Großleinwand. Lisa Wüterich formulierte ihren persönlichen Erfolg an ihrer Arbeit so: „Es ist eine Auseinandersetzung mit sich selbst. Man lernt eine andere Seite von sich kennen.“

Teils wurden die Gesichtszüge reduzieren

Irritationen entstehen dabei natürlich auch. Damit haben sich die Schüler ebenfalls beschäftigt. Ebenso mit der malerischen, druckgrafischen und fotografischen Auseinandersetzung mit Rembrandt, Julian Opie oder Cindy Sherman. Als Selbstbildnis mit Übermalungen, in spiegelnden Gegenständen wie Teekanne, Duschkopf oder Flaschenverschluss. Als Leinwandgemälde festgehalten in Konfrontation mit dem gängigen Schönheitsideal sind Schminkprodukte im Dunkeln zu sehen.

In der Porträtserie nach Julian Opie reduzieren die Schülerinnen und Schüler ihre Gesichtszüge mit schwarzen Konturlinien auf das Wesentliche, ohne dass die Charakteristik verloren geht. Im Foyer des Gymnasiums ist die erstaunliche Porträtserie aufgehängt, in Rahmen und Aufhängung minimalistisch, passend zum Kunstwerk, auf das Ursächliche beschränkt.

„Irritationen“ als Jahresthema

Am letzten Tag vor den Sommerferien findet ein gemeinsamer und feierlicher Abschluss des Schuljahres am GSG statt. Es werden alle Preise und Anerkennungen ausgesprochen, von der Kunst bis zum Latein. Eine Jury aus Lehrern, Schulleitern und einem Elternvertreter vergibt den Kunstpreis. Aus jeder Stufe wird eine Arbeit ausgewählt. Dazu gehört auch die Verleihung von Schulkunstpreisen des Kultusministerium Baden-Württemberg. Das Jahresthema lautet „Irritationen“. Zu diesem Thema haben die Schüler eigene Arbeiten gesichtet, ausgewählt und beschriftet.

Die zwei 16-jährigen Schülerinnen Samina Irshad vom GSG und Clara Lauer vom PGH heißen die Preisträgerinnen des diesjährigen Jugendkunstpreises Baden-Württemberg. Ihre exzellenten Werke mit hohem Qualitätsanspruch werden bei der Landesausstellung im Oktober in Ludwigsburg ausgestellt. Der Preis für die beiden Schülerinnen ist die Teilnahme an einem einwöchigen Kunst-Workshop an der Akademie Rothenfels in Gaggenau.

Eine Gelegenheit, die Bilder live zu sehen, haben Interessierte beim Schulfest am Montag, 28. Juli, von 17 bis 21 Uhr am GSG, Richard-Schmid-Straße 25.