Bis zu 12,7 Kilogramm schwer sind die Steine, die beim „Putting the Stone“ möglichst weit geworfen werden müssen. Foto: Martin Braun

Bei den zweiten Highlandgames Stuttgart haben sich rund 40 Athleten aus Deutschland, Frankreich und der Schweiz auf dem Gelände des Waldheims Lindental in Stuttgart Weilimdorf unter anderem in Disziplinen wie Steine-, Baumstamm- oder Hufeisenwerfen gemessen.

Weilimdorf - Schreie hallen durchs Lindental. Starke Frauen und kräftige Männer in Röcken bevölkern das Waldheimgelände in den Diepachwiesen. Sie schleudern Baumstämme und werfen mit riesigen Steinen. Über offenem Feuer wird Eisen geschmiedet, gekocht und gebraten. Dazu erklingt Musik aus Dudelsäcken und von Trommlern. Herzlich Willkommen bei den zweiten Stuttgarter Highlandgames.

Organisiert wird das Turnier von den Highlandern des Athletik-Sportvereins Ludwigsburg-Oßweil. Petra Müller, die Abteilungsleiterin beim ASV Oßweil, betont, dass Turniere wie das in Weilimdorf nichts mit Bierkrugstemmen oder ähnlichen Spielen zu tun habe: „Unsere Highlandgames sind ein ernst zu nehmender schottischer Fünfkampf.“ Die Disziplinen seien festgeschrieben, das Athletische stehe im Vordergrund, erklärt Müller. „Wir trainieren dreimal pro Woche.“

Bei den Highlandgames Stuttgart finden die Wettkämpfe in verschiedenen Alters- und Leistungsklassen statt, teils geht es um die deutsche Meisterschaft. Trotzdem stehe das Miteinander im Vordergrund, erklärt Bruno Ohngemach: „Man tritt zwar gegeneinander an, aber eigentlich ist es egal, wer gewinnt.“ So gehören die Highlander zwar unterschiedlichen Clans oder Vereinen an, aber im Prinzip seien sie eher wie eine große Familie. „Es geht eher darum, sich selber zu übertreffen“, sagt Ohngemach. Und das gelingt ihm im Lindental auch: Er gewinnt nicht nur in seiner Leistungsklasse, sondern schafft beim „Weight for Height“ auch eine neue persönliche Bestleistung. Er wirft ein 19,2 Kilogramm schweres Gewicht über eine 5,10 Meter hohe Latte. „Bis vor zwei Monaten hätte das noch für den Europarekord gereicht“, sagt Ohngemach.

Die Clans helfen sich auch untereinander aus

Mit ihm freuen sich Athleten verschiedener Clans über den gelungenen Wurf. Daniela Kuriger beispielsweise. Sie ist mit den „Black Sheep Highlanders“ aus der Schweiz angereist. „Jeder freut sich für den anderen, es ist ein Miteinander, eine Freundschaft untereinander“, sagt Kuriger. So hilft etwa auch ein Teil ihrer Mannschaft bei den Team-Wettbewerben am Sonntag bei einem anderen Clan aus. Die Teams treten in Disziplinen wie Baumstamm-Slalomlauf, Fassrollen oder Tauziehen gegeneinander an. Bei den Einzelwettkämpfen geht es unter anderem darum, einen Baumstamm so zu werfen, dass er sich einmal überschlägt und dann wieder möglichst gerade nach vorne kippt – „Tossing the Caber“ nennt sich diese Disziplin. „Putting the Stone“ eine andere, das Steinstoßen. 9,78 Meter weit wirft etwa Andreas Deuschle den 12,7 Kilogramm schweren Stein. „Es läuft sehr gut“, sagt der Nürtinger, der sich später die Deutsche Meisterschaft bei den Masters, den Über-40-Jährigen sichert. Bei den Damen belegen die Wormserin Claudia Ernst-Offermann sowie Roxana Grogg aus der Schweiz die ersten Plätze.

Petra Müller hingegen ist mit ihrer Leistung nicht ganz zufrieden, mit dem Verlauf der Highlandgames aber durchaus. Neben den sportlichen Wettkämpfen locken ein schottischer Markt und verschiedene Vorführungen allein am Samstag mehr als 2000 zahlende Gäste ins Lindental. Davon könnte auch der Nachwuchs der Highlander des ASV Oßweil profitieren: „Allein durch die Games im letzten Jahrhaben wir zehn neue Mitglieder bekommen“, erzählt Müller. Und die Nachwuchsförderung des Vereins macht sich bezahlt – mit Jacqueline Illenberger und Moritz Röske haben am Sonntag zwei ASV-Athleten die Deutschen Jugendmeisterschaften gewonnen.